Verwirrend heiße Gefühle
ungewöhnlich, dass die Bürokraten in diesem Land sie so sorgfältig überprüften. Bei ihr wollten sie jedoch sicher sein, dass keine unbekannten Verwandten auftauchen und für Wirbel sorgen, falls ihr etwas zustößt.”
“Es gibt niemanden?”, fragte Andi und betrachtete das schlafende Baby.
Auch Chase sah zu Paolo. “Nein. Sie und ihr Mann waren Einzelkinder und die Eltern der beiden leben nicht mehr. Niemand kann sich um Paolo kümmern.”
“Armer Kleiner”, sagte sie leise.
“Olasik hat ein Waisenhaus in Monterez angerufen. Morgen Vormittag haben wir dort einen Termin.”
“Ein Waisenhaus?”, fragte sie betroffen.
“Es war nicht meine Idee”, verteidigte er sich. “Aber haben wir denn eine andere Wahl?”
“Ich will Paolo nicht in ein Waisenhaus bringen”, flüsterte sie.
Tröstend legte Chase ihr den Arm um die Schultern. “Wir müssen es uns ansehen”, redete er behutsam auf sie ein. “Es gibt keinen anderen Platz für ihn.”
“Wer nimmt ihn denn auf den Arm, wenn er weint?”, fragte sie und konnte den Blick nicht von dem Baby abwenden. “Wer wird mit ihm spielen?”
“Andi, wir sehen es uns doch nur an. Ich habe nicht gesagt, dass wir ihn dort zurücklassen. Vielleicht ist es ja auch sehr schön.”
“Ein Waisenhaus? Schön?”
“Denk heute Abend nicht darüber nach.” Er drückte sie noch einmal an sich und ließ sie los, bevor er in Versuchung kam. Jetzt musste er einiges erledigen. “Leg dich schlafen. Ich muss weg. Es ist noch ziemlich früh, aber ich sehe mich in Ruhe um.”
“Sei bitte vorsichtig”, bat sie ängstlich.
“Keine Sorge, ich gehe kein unnötiges Risiko ein.”
“Die Frage ist nur, was du unter unnötig verstehst”, erwiderte sie schwach lächelnd. “Vermutlich ist es besser, ich weiß es gar nicht.”
Er holte aus dem Rucksack das Handy, das er in der Agentur bekommen hatte. “Behalte es, damit ich dich notfalls anrufen kann.” Er zeigte ihr auch noch einen Laptop. “Das hat er mir ebenfalls gegeben. Damit können wir uns die Diskette ansehen.”
“Vermutlich ist das die dritte Möglichkeit, wie du Olasik unter Druck setzen willst.”
“Ja, hoffentlich. Wir haben keine Ahnung, was sich auf der Diskette befindet. Vielleicht können wir das einsetzen. Später sehen wir es uns an.”
Andi betrachtete das Handy und den Computer. Die beiden hochmodernen Geräte passten überhaupt nicht in das schäbige Hotelzimmer. “Ich möchte mich nicht wie eine gesprungene Schallplatte anhören, aber El Diablo hat schon zu viele Opfer auf dem Gewissen. Sei bitte vorsichtig, Chase.”
“Vorsicht ist mir zur zweiten Natur geworden.”
“Ich dachte, Risiken auf dich zu nehmen, wäre deine zweite Natur”, meinte sie nüchtern.
“Nicht heute Abend.” Zwischen ihnen beiden war noch zu viel ungeklärt. Der Gedanke kam ihm ganz plötzlich und ließ sich auch nicht mehr vertreiben.
Bestimmt ging es nur darum, dass sie diesen Auftrag zu Ende brachten. Danach war auch die persönliche Beziehung beendet. Er zog Andi noch einmal an sich, küsste sie und ließ sie wieder los, obwohl er am liebsten mit ihr auf dieses Bett gesunken und dort geblieben wäre.
“Schließ hinter mir ab”, sagte er und ging.
Andi sah ihm nach. Hoffentlich stieß ihm nichts zu! Sie und Paolo brauchten ihn. Und wenn sie sich nicht sehr täuschte, brauchte Chase sie beide.
Kurz vor der Morgendämmerung hörte Andi Schritte auf dem Korridor. Sie wandte sich von dem Computerbildschirm ab und bekam Herzklopfen. Sobald sich der Schlüssel im Schloss drehte, sprang sie auf und lief Chase entgegen. “Alles in Ordnung mit dir?”, fragte sie atemlos und schlang ihm die Arme um den Nacken.
Er drückte sie an sich. “Ja, abgesehen davon, dass ich erschöpft bin und nach Rauch und Whisky rieche. Die Mühe hat sich aber gelohnt, wenn ich dafür jetzt so begrüßt werde.”
“Du hast mir gefehlt.” Sie küsste ihn und trat einen Schritt zurück. “Hast du etwas erfahren?”
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. “Ich habe mit drei Männern gesprochen. Das Treffen findet statt, allerdings auf einer anderen ehemaligen Landepiste. Offenbar kam El Diablo hinter unseren Trick mit dem zerschmetterten Kanu und der verstreuten Kleidung. Erstaunlich, dass er das Treffen nicht ganz abgesagt hat.”
“Das kann er nicht.” Sie deutete auf das Laptop auf dem Bett. “Ich zeige es dir gleich. Weißt du, wo das Treffen stattfindet?”
“Ja, aber dafür musste ich mein letztes Geld
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