Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
dauerhafte Beziehung gewollt. Jetzt wollte er eine. Stattdessen würde er für Marissa eine wunderbare Erinnerung schaffen, die sie in ihr neues Leben mitnehmen konnte. Und für sich selbst einen Traum. Das einzig Dauerhafte, was er von ihr haben konnte.
Als sie mit vor Verlangen heiserer Stimme seinen Namen keuchte, zählte für Jefferson weder die Vergangenheit noch die Zukunft. Es gab nur noch sie und ihn auf der Schwelle in eine Welt der Sinne, die keiner von ihnen bisher betreten hatte und die sie ohne einander auch nie wieder betreten würden.
Er löste sich von ihr, um sie in diesem Moment anzuschauen. “Sogar das Schaffen einer schönen Erinnerung kann wehtun.” Er küsste sie liebevoll und schob sich dabei über sie. “Aber nur ganz kurz.”
Mit einem leisen Aufschrei wurden sie eins. Die schwüle Hitze dieses Sommertags tauchte ihre fiebernden Körper in einen silbrigen Schimmer. Nur noch ihre lustvollen Seufzer und ihr raues Stöhnen waren zu hören, als Jefferson mit Marissa die Reise ins Paradies auf Erden begann – während die Welt draußen blieb.
Ein kaum wahrnehmbares Plätschern weckte Jefferson auf. Wie selbstverständlich tastete er nach Marissa. Er war allein. Neben ihm lag nur ihr Schal, den er ihr aus dem Haar gezogen hatte. Er schlüpfte in seine Jeans und ging zur Leiter, die auf den Erdboden hinunterführte.
“Nein”, rief Marissa ihm vom Ufer des Teichs aus zu. “Komm nicht herunter, Jefferson. Ich könnte sonst nicht weggehen.”
“Geh nicht”, bat er inständig, obwohl er wusste, dass es nichts nützte.
Marissa antwortete nicht. Als er vor der ersten Sprosse innehielt, warf sie einen Stein in den Teich. “Der Tag heute und das Fleckchen Erde hier sind wie ein Märchen, und da habe ich den Teich zu einem Wunschbrunnen gemacht und zwei Wünsche hineingetan.”
“Was hast du dir gewünscht, Marissa?”
Mit bittersüßem Lächeln sah sie zu ihm nach oben. “Als Erstes habe ich mir gewünscht, dass du mich nicht vergisst.”
Dieser Wunsch war schon erfüllt. Wie konnte ein Mann eine Frau wie sie vergessen? “Und der zweite Wunsch?”
“Das Unmögliche.”
“Vielleicht muss es das nicht sein, Sweetheart.”
“Du irrst dich, mein Geliebter. Auch wenn ich es mir aus ganzem Herzen gewünscht habe, wie könnten wir uns je wiedersehen?”
Ein Dolchstoß mitten ins Herz hätte nicht schmerzlicher sein können. “Wunschbrunnen gewähren drei Wünsche. Wirst du dir noch etwas wünschen?”
“Ja.” Sie nahm einen Stein zur Hand.
“Verrätst du mir deinen letzten Wunsch?”
“Nein, diesen Wunsch nicht.”
Jefferson fragte nicht weiter. Und obwohl er wusste, was nach dem Wurf des letzten Steins unweigerlich kommen würde, war er nicht dazu bereit.
“Leb wohl, Jefferson.” Sie sprach leise, stockend. “Ich werde dich nicht vergessen. Und diesen Tag auch nicht.”
“Marissa.” Er wartete, bis sie sich umdrehte und ihre Blicke sich trafen. “Falls du mich je brauchst, ich werde für dich da sein.”
“Ich weiß.” Sie wandte sich erneut zum Gehen.
Jefferson wollte ihr nachrufen, sie noch einmal bitten zu bleiben. Stattdessen schaute er ihr schweigend nach.
Auf der anderen Seite des Teichs blieb sie stehen und hob die Hand. Genau in diesem Augenblick brach das Gewitter los, das in der Luft gelegen hatte, und ein Blitz zuckte über den Himmel, gefolgt von Donnergrollen. Als die Spannung sich entladen hatte, war der Pfad verlassen. Marissa war aus seinem Leben verschwunden.
Es regnete heftig, als Jefferson am Rand der Lichtung stehen blieb. Sein Blick wanderte durch die Regenschwaden zurück zu dem halb versteckten Baumhaus, in dem er Marissa Claire Alexandre geliebt hatte.
Seinen Skizzenblock fest an sich gepresst, prägte er sich diesen Ort noch einmal genau ein. Er würde ihn malen, in Skizzen Traum und Erinnerung vereinen. Irgendwann.
Der Regen prasselte auf den Teich, und es sah aus, als würden Steine in einen Wunschbrunnen geworfen. “Ein Wunsch ist erfüllt, Marissa”, sagte er.
So plötzlich das Gewitter losgebrochen war, so plötzlich war es vorbei. Dunst legte sich über das Land, und Jefferson wartete, um noch einen letzten Blick auf das Baumhaus zu werfen. Vergeblich. Doch es war egal.
“Ich werde dich nicht vergessen.”
Diese Wildnis war ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens gewesen, doch Jefferson wusste, als er sich zum Gehen wandte, dass es nie wieder so sein würde.
Er würde nicht wieder hierherkommen.
1. KAPITEL
“Oh,
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