Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
zu malen an.”
“Du hast das aus dem Gedächtnis gemalt?”
“Ich hatte Skizzen”, antwortete Jefferson.
Marissa wäre überrascht, wenn sie wüsste, wie oft er sie im Lauf der Jahre gezeichnet hatte. Dieses Porträt hatte er allerdings wirklich aus dem Gedächtnis gemalt, weil er sich von der Erinnerung an sie hatte befreien wollen. Nur um dann festzustellen, dass ihm das unmöglich war.
“Ich fand das Porträt von Eden immer unglaublich schön. Aber das hier …” Sie rang um Fassung. Als sie ihn wieder anschaute, strahlte sie vor Freude. “Mir fehlen die Worte.”
“Du brauchst es nicht in Worten auszudrücken, Sweetheart. Aber eines Tages wünsche ich mir ein kleines Mädchen, das zu einer so mutigen jungen Frau heranwächst wie die Lady auf dem Gemälde.”
Marissas Gesichtsausdruck wurde weich. Und wenn sich Jeffersons Wunsch eines Tages erfüllte, dann würde sie ihm sagen, dass sie sich als dritten Wunsch damals am See unterhalb des Baumhauses ein Kind von ihm gewünscht hatte. “Die Zeit der Angst ist vorbei. Ein für alle Mal. Jetzt können wir alles haben, unsere Liebe und ein gemeinsames Leben ohne Schuldgefühle, ohne Angst.”
Jefferson schloss sie in die Arme. “Und zwar ab sofort.”
Als er so mit ihr vor dem Porträt stand, wurde ihm klar, dass eine zufällige Bemerkung oder Begegnung nicht nur eine sorgfältige Planung zunichtemachen konnte. Eine zufällige Bemerkung oder Begegnung konnte alles auch wieder zurechtrücken. “Dank Cristal.”
Weil auch sie Gründe hatte, für die Klugheit und das Beispiel so vieler Frauen dankbar zu sein, ergänzte Marissa: “Ja, dank Cristal und aller Frauen, die so sind wie sie.”
Marissa arbeitete gerade mit Bonita, der jungen Stute, auf der Koppel, als das Telefon in der Sattelkammer des Stalls klingelte. Sie zuckte kurz zusammen. Knapp eine Woche war vergangen, seit Menendez keine Gefahr mehr darstellte, doch sie hatte noch nicht gelernt, dass nicht jeder Anruf schlechte Nachrichten bedeutete.
Sie stieg gerade vom Pferd, als Jefferson, der den Anruf angenommen hatte, aus dem Stall kam. “Gibt es Ärger?”
“Nein, eher gute Nachrichten.” Er schlang Bonitas Zügel um den Lattenzaun und nahm Marissa bei der Hand. “Lass uns einen kleinen Spaziergang machen.”
Gespannt schaute sie ihn an, als er nach einer Weile im Schatten eines Baumes stehen blieb und sie in die Arme zog.
“Die Codys kommen nach Hause. Jakie hat ihre Kurse früher beendet und möchte auf die Ranch zurück, ehe die Schule in Silverton anfängt.”
“Wirst du auf die Rafter-B-Ranch zurückgehen?”
“Sandy hat mir versichert, dass es dort ein Plätzchen für mich gäbe. Steve hat mir das gleiche Angebot für hier gemacht.” Jefferson ließ den Blick über den Canyon schweifen und die Ranch, die Steve Cody aufgebaut hatte. “Aber ich bezweifle, dass sie ihren bewusst klein gehaltenen Betrieb wirklich vergrößern wollen.”
“Was wirst du also tun?”
“Ich würde gern nach Belle Terre zurückgehen. Ich denke seit Tagen darüber nach.” Er lächelte sie an. “Wie würde es dir gefallen, in Edens Garten zu heiraten? Ich habe Geld auf der Bank, ein Geschenk von Adams. Wir könnten ein Gestüt kaufen. Ich könnte malen, du könntest als Krankenschwester arbeiten oder Ärztin werden, so wie du es einmal vorhattest. Es gibt unzählige Möglichkeiten.”
Marissa wünschte sich sehr, dass Jefferson mit sich selbst und mit seinen Brüdern in Frieden lebte. “Und du kannst wirklich nach Hause zurückkehren?”
“Ja. Das kann ich jetzt.” Denn er hatte inzwischen eine Menge darüber gelernt, was es hieß, zu lieben und Opfer zu bringen. Und über Schuld und die Tilgung dieser Schuld.
Marissas Verhalten bei Alejandros Entführung hatte ihn gelehrt, dass manche Opfer eigentlich keine Opfer waren, sondern eine Form der Liebe. Liebe, die man nicht mit Schuldgefühlen belasten sollte. “Es gibt da einiges, was ich Adams unbedingt sagen muss. Vor allem, was meine Liebe zu dir mich gelehrt hat.”
In diesem Moment, als sie in Jeffersons strahlend blaue Augen sah, kannte Marissas Glück keine Grenzen, denn auch sie hatte den Unterschied zwischen Pflicht und Ehre und Liebe gelernt.
Als Tochter hatte sie eine Pflicht zu erfüllen gehabt. Die Ehre gebot es, ein Versprechen zu halten. Liebe jedoch war ein Geschenk, das alles andere übertraf. Ein Geschenk, das sie mit Jefferson teilte und er mit ihr.
“Bedauerst du etwas, meine Liebste?”
“Ich werde den Canyon
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