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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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bekommen, wollte er sich der Sandhügel bemächtigen, doch die Vorbereitungen dafür zogen sich in die Länge, und es begann zu dämmern. Als die Sonne gegen halb acht unterging, beschloss die Führung, dass es für heute genug sein sollte. Die schwedischen und brandenburgischen Truppen zogen sich unter dem Beschuss der polnischen Kanonen zurück, hinüber nach Bródno, wo das Feuer nun seine Arbeit getan und die Häuser in schwarze Skelette verwandelt hatte. Dort wurden sie in einem engen, etwa drei Kilometer langen Halbkreis aufgestellt, in dessen Mitte der Tross zusammengezogen wurde. Wachen und Vorposten wurden nach allen Seiten über die Felder ausgeschickt. Es galt, gegen einen polnischen Überrumpelungsversuch gewappnet zu sein.
    An diesem Abend erhielt Bengt Travare, der Leibknecht des Königs, der seit dem Dreißigjährigen Krieg in seinem Dienst war, ein Lehen von vier Bauernhöfen als Dank dafür, dass er Karl Gustav das Leben gerettet hatte. Der König ließ auch Jakub Kowalski suchen. Er war tot. Mit einer Geste, die zeigte, dass der Traum vom Ritter keineswegs ausgestorben war, nicht einmal bei den Schweden, ließ er dessen Körper bergen. (Man barg auch den Leichnam eines polnischen Herzogs, den jemand erkannte, wie er nackt und zerschossen dalag, und legte ihn auf den Rüstwagen des Königs.) Die Befehlshaber der alliierten Armee trafen sich und hielten einen weiteren Kriegsrat ab. Die Stimmung war eine andere als am Abend zuvor, als Furcht und Mutlosigkeit geherrscht hatten; jetzt war sie von Ruhe und Zuversicht vor dem kommenden Tag geprägt. Karl Gustav war fast heiter. Eine drohende Niederlage war abgewehrt worden, und die Versammelten waren sich einig, am nächsten Tag direkt zum Angriff gegen die Polen anzutreten.
    Der König befahl später bei Einbruch der Nacht, dass man seinen Wagen sowie seine «Küchenkalesche» vorfahren solle, damit er und sein Bruder Adolf Johan essen konnten. Danach legte er sich in den Wagen zum Schlafen. Für seine Soldaten gab es wenig von dem Ersten und nichts von dem Zweiten. Die meisten hatten keine richtige Mahlzeit gehabt, seit sie am Donnerstagabend aus dem Lager bei Nowy Dwór marschiert waren. Nun war es Samstagabend, und wieder blieben sie ohne Essen, sodass sie sowohl hungrig als auch durstig einschlafen mussten, soweit sie in dieser Nacht, ihrer dritten unter freiem Himmel, überhaupt schliefen. Die Nacht wurde unruhig. Die Tataren zogen draußen in dem dichten Dunkel umher und umkreisten unter Rufen und dem Abfeuern von Schüssen die gesammelte Armee, deren Verbände in Schlachtformation standen – vermutlich schliefen die Soldaten in Schichten, direkt an ihrem Platz im Glied, wo sie auch ihre Bedürfnisse verrichteten. Mehrmals wurde Alarm gegeben, aber die Offiziere hatten Schwierigkeiten, ihre erschöpften Soldaten wach zu halten.
    Von der polnischen Seite hörte man die gedämpften Geräusche von Männern, die gruben und Bäume fällten, gemischt mit den dumpfen Lauten von Truppen und Wagen auf dem Marsch. Was würde als Nächstes geschehen?
    Und so wurde es Morgen, der dritte Tag.
    Kurz vor vier Uhr ging die Sonne auf. Nebel lag über den Feldern. Die Wachen und Patrouillen wurden eingezogen, und die Verbände begannen, sich in Schlachtordnung zu formieren. Anschließend wurde ein Gebet gesprochen. Tross und Verwundete wurden in Bródno zurückgelassen. Der milchige Nebel erschwerte die Sicht, sodass beide Seiten eine Anzahl von Patrouillen aussandten, um den Feind auszukundschaften. Aufgrund der schlechten Sicht stolperten diese Patrouillen immer wieder übereinander, und kleine, wirre Scharmützel flammten hier und da im Dunst auf.
    Gegen acht Uhr hatte die Sonne die letzten Nebelschwaden über den Feldern aufgelöst, und die feindlichen Heere sahen sich wieder einander gegenüber. Beide Seiten warteten zunächst ab. Das alliierte Heer stand in einer drei Kilometer langen Linie genau den Sandhügeln gegenüber. Die Polen warteten auf der anderen Seite des Feldes, in einer über fünf Kilometer langen Kette, die sich von einer der Schanzen im Norden hinunterzog zu einem Wald, der ein Stück vor der Warschauer Vorstadt Praga diesseits des Flusses lag. Am Rand dieses Waldes hatten sie während der Nacht ein paar einfache Erdbefestigungen gebaut.
    Als die Polen keine Miene machten anzugreifen, entschloss sich Karl Gustav zu handeln. Der erste Stoß sollte sich gegen die neuen polnischen Stellungen im Pragawald richten. Hatten sie den Wald in ihrer

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