Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
liefen sich in sumpfigem Gelände fest, andere bekämpften sich durch einen Irrtum gegenseitig und so weiter. Die übel mitgenommenen Reste des dänischen Heeres zogen in raschem Trab heimwärts, an der Spitze der König auf einem geliehenen Pferd. So gedemütigt, war Christian gezwungen, seine Niederlage in einem dunklen Winkel zu begraben und danach 1629 mit dem Kaiser und der Liga Frieden zu schließen.
Kaiser Ferdinand stand damit auf der Höhe seiner Macht. Die ausländischen Interventionisten waren fürs Erste abgeschmettert, er hatte seine eigene Position auf Kosten der widerspenstigen Kleinfürsten gestärkt, und der Protestantismus im Reich wurde in einem Tempo zurückgedrängt, dass manche sich nervös fragten, ob nicht die ganze Reformation zunichtegemacht werden könnte. Das gesamte Reich ruhte praktisch in seiner Hand, selbst die Ostseeküste, wo nur die Stadt Stralsund noch Widerstand leistete. Ferdinand war mit vollem Recht zufrieden, der Krieg war teuer gewesen, und er brauchte Frieden, nicht zuletzt, um alles, was er gewonnen hatte, zu sichern.
Wieder einmal schien der Krieg einzuschlafen, doch wieder einmal wuchsen ihm durch Ereignisse außerhalb des Reichs neue Kräfte zu. Nun, gegen Ende der 1620 er Jahre, hatten die Herrschenden in Frankreich die Hugenotten gezüchtigt, die vorher ihre Aufmerksamkeit beanspruchten, und konnten ihren alten Streit mit den Habsburgern wieder aufnehmen. Gleichzeitig hatte das nahezu chronisch bankrotte Spanien im Kampf mit den Niederlanden schwere Rückschläge erlitten, was es den Spaniern mehr oder weniger unmöglich machte, ihre großzügige Unterstützung des Kaisers fortzusetzen – während es zur gleichen Zeit den Holländern neue Chancen bot, seine Feinde zu unterstützen. Und auch Schweden war nun frei, um einzugreifen.
Schweden befand sich seit 1617 im Krieg mit Polen. Der äußere Anlass war die hartnäckige Weigerung des polnischen Königs Sigismund gewesen, seine dynastischen Ansprüche auf den schwedischen Thron aufzugeben, was allerdings eher ein Vorwand war. Es ging in dem Krieg in erster Linie um Land, und zwar um die Herrschaft über die baltischen Regionen. Die Polen wollten gern die Hand auf das schwedische Estland legen, und die Schweden waren ebenso begierig, das polnische Livland zu übernehmen. Nach einem überaus merkwürdigen Krieg – der zum großen Teil aus Stillstand, wirren Verhandlungen und der einen oder anderen Belagerung bestanden hatte – waren die Polen ins Hintertreffen geraten, und Livland war in schwedische Hand gefallen. Die Polen waren in dieser Lage jedoch nicht besonders angetan vom Gedanken an Frieden, sodass Gustav Adolf beschloss, den Krieg weiter nach Süden zu tragen. Das reiche Riga mit seinem ganzen Handel war zu Schweden geschlagen worden, gegen den Willen der protestantischen Bürger der Stadt, die sich erst nach einer gewaltsamen Belagerung gefügt hatten. Danach winkte eine weitere Eroberung: das polnische Preußen. In diesem Gebiet mündeten die allergrößten Handelswege der Ostsee – die Flüsse Pregel, Weichsel und Memel –, und die Schweden konnten durch die Übernahme der Kontrolle über die Häfen dieses Gebiets mit einem reichen Quantum neuer Zolleinkünfte für die Auffrischung ihrer Staatskasse rechnen. Gleichzeitig würde man mit einem Schlag den gesamten polnischen Handel mit den wichtigen Märkten in Westeuropa abschneiden, was die Polen dazu zwingen würde, einen Frieden zu schwedischen Bedingungen zu akzeptieren.
Im Juni 1626 waren schwedische Truppen in Preußen an Land gegangen. Der ganze Feldzug hatte im Großen und Ganzen darin bestanden, kreuz und quer über das flache Preußen zu marschieren und zu versuchen, verschiedene befestigte Städte einzunehmen. Dies war das übliche Muster im Krieg dieser Zeit. Eine große Armee zusammenzuhalten, war schwierig. Im Schmutz und Schlamm der Lager grassierten Krankheiten, der Unterhalt war stets teuer und beschwerlich und führte unweigerlich dazu, dass Land und Leute ausgesaugt wurden. Die beste Art, ein Gebiet zu beherrschen, war, dessen Festungen zu beherrschen, die auch mit kleinen, will sagen, billigen Streitkräften verteidigt werden konnten.
Anfänglich hatten die Schweden große Erfolge, denn Preußen verfügte über keine nennenswerte Verteidigung, und die Polen reagierten spät auf den Angriff. Von größeren Kämpfen war nicht viel die Rede, denn die Schweden erwiesen sich im offenen Feld als die Überlegenen. Das Ganze war bald zu
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