Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
einem tristen Hungerkrieg verkommen. Die Polen vermieden direkte Schlachten und zogen stattdessen plündernd umher und versuchten, die Versorgungswege ihrer Gegner abzuschneiden, um sie auszuhungern, während die Schweden sich auf morastigen Wegen im Regen vorwärtsschleppten, wo die Leichen verstorbener Kranker in den Straßengräben lagen.
Schritt für Schritt hatten die Schweden sich dem großen Brand in Deutschland genähert, während gleichzeitig der Brand immer näher herangekrochen war. Der Kaiser hatte dem polnischen König Sigismund schon früher ein kleineres Korps zu Hilfe geschickt. Und als die pommersche Stadt Stralsund im Jahr darauf von kaiserlichen Truppen bedroht wurde, begann Gustav Adolf unruhig zu werden: Die Stadt konnte eine gefährliche Flottenbasis für Wallenstein werden, der bereits mit dem protzigen und für Schweden ziemlich besorgniserregenden Titel «kaiserlicher Generalissimus des ozeanischen und baltischen Meeres» prahlte. Im Mai 1628 hatte der dänische König sieben Kompanien mit schottischen Veteranen in die Stadt geschickt, und im Monat darauf trafen 600 nationalschwedische Soldaten ein, um der belagerten Stadt zu helfen – die Wallenstein einzunehmen gelobt hatte: und wenn sie auch mit Eisenketten an den Himmel gebunden wäre. Die Kaiserlichen richteten mehrere Sturmangriffe gegen die Stadt; jeder Vorstoß wurde von den Belagerten mit einem Gegenstoß beantwortet, und verschiedene Befestigungswerke wurden in harten nächtlichen Nahkämpfen eingenommen und verloren, doch die Verteidigung hielt stand. Ein alter Krieg glitt so unmerklich in einen neuen hinüber; oder, wie Gustav Adolf sagte: «Nun sind die Dinge so weit gekommen, daß alle die Kriege, die in Europa geführt werden, ineinander gemischt und zu einem geworden sind.» Als dann schließlich 1629 in Altmark ein Waffenstillstand mit Polen zustande kam, bedeutete dies, dass Gustav Adolf seine Leute aus der polnischen Asche ins deutsche Feuer werfen konnte.
Das Spiel um das schwedische Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg mag einem kaltherzig erscheinen. Man muss sich dabei jedoch vor Augen halten, dass die Herrschenden in Schweden eine stark aktivistische Sicht der Wirklichkeit pflegten. Der Krieg war für sie eine Selbstverständlichkeit, etwas, das es immer gegeben hatte und immer geben würde, ein unentrinnbarer Bestandteil des Lebens der Menschen und der Reiche, manchmal vielleicht etwas bedauerlich, manchmal vielleicht eine Strafe, die eine grimmige Gottheit aus Zorn über die Ungerechtigkeit der Menschen herabsandte, eine triste Folge der Erbsünde und als solche ein Übel, das nicht zu vermeiden war, manchmal vielleicht sogar hässlich und ungerecht, aber immer auf irgendeine Weise unausweichlich, immer da. Dass diejenigen, die an der Macht saßen, so dachten, war nicht verwunderlich, denn sie waren alle Adlige, und der Krieg war eine der Beschäftigungen, denen hier auf Erden nachzugehen Gott und die Natur ihnen aufgegeben hatten. Für viele war es schlicht die
einzige
richtige Betätigung, der Normalzustand für einen wirklichen Edelmann. Viele dieser Berufssoldaten zogen Jahr für Jahr mit Familie, Dienerschaft, Hausrat und Sack und Pack von Feldzug zu Feldzug. Sie sahen ihre Kinder in Feldlagern geboren werden und aufwachsen, und sie sahen sich selbst grau werden im Verlauf einer endlosen Reihe von Kontramärschen und Belagerungen. Der Marsch, das Lager und der Krieg waren ihr Zuhause, und vielen von ihnen war der Friede ebenso fremd wie anderen der Krieg.
Niemand wird behaupten, dass die Entscheidung, in den großen deutschen Krieg einzutreten, leichtsinnig gefasst wurde; in zahlreichen, langen Zusammenkünften des schwedischen Reichsrats wurden in einer umständlichen Jagd nach gewichtigen sachlichen Gründen Argumente dafür und dagegen angehäuft. Die Aufgabe war unsagbar schwer, das war einem Teil der zwanzig hohen Adligen, die den Rat bildeten, bewusst, und manche zögerten. Gründe, die gegen ein Eingreifen sprachen, gab es mehrere, unter anderem mangelte es an Bundesgenossen. Und der König hatte begonnen, der ständigen Kampagnen müde zu werden, und schreckte vor der Aussicht auf einen langen Krieg zurück, «so daß mein Körper nichts anderes als Undank, Ungemach, den Tod, üble Nachrede, alle Mühsal zu erwarten hätte». Die hohen Aristokraten legten besorgt die Stirn in Falten, wenn sie sich vorstellten, was das Volk sagen würde, wenn es zu hören bekam, dass der soeben durchlittene Krieg
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