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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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mit Polen nur in einen neuen Krieg gemündet war; und sie sorgten sich um das Land, das «bereits jetzt entvölkert ist», wie einer sagte.
    Allen Gegengründen zum Trotz entschieden der Rat und der König sich dennoch dafür, in Deutschland einzugreifen. Für sie war der Krieg mit dem Eingreifen in Stralsund bereits ein Faktum. Schwedische Truppen standen schon auf deutschem Boden und waren in Kämpfe mit kaiserlichen Soldaten verwickelt. Die Entscheidung wurde jedoch in erster Linie von einer einfachen machtpolitischen Logik bestimmt. Die von Schweden zuvor im Baltikum und nun zuletzt in Preußen geführten Kriege hatten dem Land die Kontrolle über mehrere Flüsse beschert, die in die Ostsee mündeten und über die ein großer Teil des Ostseehandels abgewickelt wurde – Neva, Narova, Düna, Pregel, Memel und Weichsel. Die Flussmündungen der deutschen Ostseeküste in seinen Besitz zu bringen, bedeutete die schöne Vollendung dieser Politik und einen großen, um nicht zu sagen entscheidenden Schritt hin zum
dominium maris Baltici
, einer schwedischen Herrschaft über die Ostsee, die sowohl handels-als auch machtpolitisch kolossale Vorteile mit sich bringen würde. (Man muss sich vergegenwärtigen, dass diese beiden Sphären einander durchdrangen, und zuweilen ist es schwer zu sehen, wo die eine anfängt und die andere aufhört: Manchmal wurden neue Kriege geführt, um Kontrolle über wichtige Handelswege zu bekommen, manchmal verschaffte man sich Kontrolle über wichtige Handelswege, um neue Kriege führen zu können.) Letztlich waren dieser wie alle anderen Kriege dem unbeweglichen feudalen System entsprungen, in dem territoriale Eroberungen für einen Regenten das einzige zur Verfügung stehende Mittel waren, große und schnelle Gewinne zu machen.
    Was zu guter Letzt in dieser Frage den Ausschlag gab, war wohl das aktionistische Weltbild der Herrschenden, ein Weltbild, in dem es selbstverständlich war, dass man, mit Goethes Wort, herrschen oder dienen, siegen oder verlieren, leiden oder triumphieren, entweder Amboss oder Hammer sein musste. Sie nahmen wahr, dass unten in Deutschland eine Gefahr Gestalt anzunehmen begann. Aus der Rückschau können wir sagen, dass die Bedrohung durch den Generalissimus des ozeanischen und baltischen Meeres aus lauter Dunst und Zuckerwatte bestand, aber die Neigung der schwedischen Aristokratie, die Welt als einen gefährlichen und bedrohlichen Ort anzusehen, trug dazu bei, die Welt zu einem gefährlichen und bedrohlichen Ort zu machen – das Bild, das Menschen sich von der Welt machen, ist in gewisser Weise wirklicher als die Wirklichkeit, denn es lenkt ihr Handeln. Zwar gab es Anzeichen, die dafür sprachen, dass die Bedrohung wirklich existierte, wie im September 1629 , als schwedische und kaiserliche Kriegsschiffe sich auf der Ostsee vor Wismar ein Gefecht lieferten. Für den König und die Männer seiner Umgebung war die Wahl ziemlich einfach, es ging darum, zu schlagen oder geschlagen zu werden. Oder, wie jemand sagte: «Entweder müssen wir uns beugen oder den Stein von uns abwälzen; und entweder Warten in Kalmar oder Begegnung in Stralsund.»
    Viel Zeit wurde auf die Frage verwendet, wie man einen solchen Krieg rechtfertigen und vermeiden könne, allzu eroberungslustig zu erscheinen. Die Herren des Rats suchten nach schönen Gründen als propagandistische Bemäntelung für einen Krieg, den man in der Praxis bereits eingeleitet hatte. Ihre tiefgründigen Grübeleien waren jedoch nicht heuchlerisch, denn was sie tatsächlich wollten, war, auf irgendeine Weise die harten Forderungen der Staatsraison ins Gleichgewicht zu bringen mit dem, was in einem moralischen Sinn als richtig und rechtschaffen erwartet werden konnte. Denn auch wenn der Krieg als etwas in der Welt der Menschen stets Vorhandenes galt, so bedeutete das keinesfalls, dass jeder Krieg gerechtfertigt war. Die meisten Gelehrten, die sich zu einer Ansicht in dieser Frage bequemten, waren darin einig, dass Kriege in gerechte und ungerechte eingeteilt werden konnten. Der gerechte Krieg war eine Art und Weise, dem göttlichen und natürlichen Gesetz zu seinem Recht zu verhelfen, eine reinen Herzens geleistete Abwehr des Bösen, und er konnte drei akzeptable Ursachen haben: Selbstverteidigung, Rückforderung rechtmäßigen Eigentums und Strafe. Aus anderen Gründen geführte Kriege waren im Prinzip ungerecht. Der König selbst hatte in dieser Frage eine etwas verwickelte Ansicht.
    Im Jahre 1629 war Gustav Adolf 34

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