verwundet (German Edition)
wieder.
Harald nahm sie am Arm und führte sie zum Tresen. „Was ist bloß los mit dir?
„Nichts.“ Sie fühlte sich mies. Die vielen durchgemachten Nächte und der Streit mit Lydia machten ihr doch mehr zu schaffen, als sie sich selbst eingestehen wollte. Und nun noch diese Typen.
Als es hinter ihr polterte, drehte sie sich um. Gerade erst hatte sich die Situation beruhigt, doch die übliche latent gewalttätige Stimmung der Kneipe brach sich erneut Bahn. Die Feindseligkeiten zwischen Türken und Griechen führten immer wieder zu Schlägereien. Diesmal hatten sich Ali und Alexandros in der Wolle. Ein Tisch fiel um, und der Inhalt sämtlicher Biergläser und Flaschen ergoss sich über das Menschenknäuel. Die Aggression, die in der Luft schwebte, war fast körperlich zu fühlen. Plötzlich schrie Heidi laut auf. Einer der Türken hatte ein Messer in der Hand und nun tauchten mehrere blitzende Stahlklingen auf. Harald stand auf, legte Geld auf den Tresen, verabschiedete sich von Greg und zog die widerstrebende Lisa zum Ausgang.
„Was ist das hier bloß für ein Hexenkessel?“
Sie wehrte sich. „Wir können doch jetzt nicht gehen.“
„Natürlich können wir. Willst du da mit hineingezogen werden?“
„Wir müssen Ali doch helfen.“
„Willst du ihm das Messer führen?“
Als sie draußen waren, starrten sie sich an.
„Du kannst ja wieder reingehen. Ich verschwinde jedenfalls.“ Harald wandte sich zum Gehen.
„Halt. Warte!“
Er drehte sich um.
Sie sah ihn bittend an. „Kann ich heute bei dir schlafen?“
„Na gut. Komm, es ist nur ein paar Schritte über die Straße.“
Als sie das Miethaus betrat, sah sie sich neugierig um. Bei Lydia war es reinlich und hell, hier hingegen war alles so verkommen. Haralds Wohnung aber war sauber und ordentlich, wenn auch sehr spartanisch eingerichtet. „Du wohnst wohl noch nicht so lange hier?“
„Wieso?“ Er folgte ihrem Blick. „Ach so, das stimmt. Aber mehr Besitztümer hatte ich noch nie. Übrigens solltest du jetzt mal diese Lydia anrufen.“
„Nein! Das kann ich nicht.“
„Wieso nicht?“
„Wir hatten heute einen heftigen Streit, und ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll. Kannst du nicht anrufen?“
„ Das musst du schon selber machen.“
„Nein!“ Lisa war störrisch. „Ich kann einfach nicht.“ Harald ging zum Telefon, das im sich im Wohnzimmer befand. Kurz angebunden sagte er: „Gib mir die Nummer und ihren vollen Namen.“
„Lydia Kaufmann. Fünf, drei, vier, fünf, fünf, sechs, zwei.“
Schon nach dem ersten Klingeln hob jemand ab. „Spreche ich mit Frau Lydia Kaufmann?“
.....
„Entschuldigen Sie den späten Anruf. Mein Name ist Harald Wiebke. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Lisa bei mir ist.“
.....
„Nein, es geht ihr wirklich gut. Machen Sie sich keine Sorgen.“
.....
„Ich bin ein Freund von Lisa.“
.....
„Nein, Sie müssen Sie nicht abholen. Sie schläft hier, und ich bringe sie morgen zu Ihnen. Ist das in Ordnung für Sie?“
.....
„Ich denke gegen Mittag.“
.....
„Bitte?“
.....
„Ja, ist in Ordnung.“
.....
„Ja. Bis morgen.
.....
„Keine Ursache.“ Harald legte auf. „Die arme Frau war ganz aufgelöst. Du solltest wirklich auch mal an andere denken.“
Lisa zog eine Grimasse. „Ja, ja, ich weiß. Was hat sie gesagt?“
„Nicht viel. Sie war ziemlich verstört. Es hatte ja kaum geläutet, da war sie schon dran. Sie hat mit einem Anruf von der Polizei oder einem Krankenhaus gerechnet. Ich wollte sie nicht durch die halbe Stadt jagen, und so habe ich ihr angeboten, dich morgen zu bringen. Das hast du ja gehört. Sie erwartet dich zu Hause. Sie hat irgendetwas von einer Vertretung erzählt. Kraus oder so ähnlich.“
Lisa nickte. „Ihre Angestellte.“
Er gähnte. „Ich bin verdammt müde. Lass uns jetzt schlafen.“ Er ging ins Schlafzimmer und begann, sich auszuziehen. Sie musterte ihn. Er war gut gebaut. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, dass sie ihm zusah. Den Slip behielt er an. Dann schlüpfte er unter die Decke. Lisa war verärgert. Er schien nicht an ihr interessiert. Na, dem würde sie schon abhelfen. Betont verführerisch schälte sie sich aus ihrer Kleidung. Er beobachtete sie ungerührt. Als sie schließlich splitternackt vor ihm stand, drehte er sich zur anderen Seite und sagte nur: „Mach das Licht aus.“
Lisa schoss das Blut ins Gesicht. „Mir ist kalt.“
„Wenn du da im Freien stehst, kein Wunder.“
Lisa legte sich dicht neben
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