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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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ihn.
    Er rückte weg. „Lass deine Verführungsversuche. Es hat keinen Zweck. Okay? Schlaf jetzt.“
    „Harald?“
    „Hm?“
    „Findest du mich hässlich?“
    „Quatsch!“
    „Warum bist du dann so abweisend?“
    „Abweisend? Na hör mal. Ich nehme nicht jeden mit nach Hause und lass ihn dann auch noch hier übernachten.“
    „Ja, schon. Aber…“
    „Was aber?“
    „Warum schläfst du nicht mit mir? Du findest mich doch hässlich.“
    „Du bist mir zu jung.“
    „Du findest mich also nicht hübsch?“
    Harald schaltete das Licht an und wandte sich ihr zu. „Ideen hast du.“ Er betrachtete sie ruhig. Dann griff er ihr ins Haar. „Diese roten Locken sind was ganz Besonderes. Du hast auch schöne Augen, groß, dunkel, ausdrucksstark. Sie bilden einen lebhaften Gegensatz zu dem leuchtenden Haar. Eigentlich bist du ziemlich hübsch.“
    Lisa lag ganz still. Als er nicht weiter sprach, sagte sie heftig: „Ich hasse meine Sommersprossen!“
    „Sie sind reizvoll, sie passen zu dir.“
    „Ehrlich?“
    „Ehrlich.“ Er löschte das Licht. „Versuch jetzt, zu schlafen. Okay?“
    „Harald?“
    „Was denn noch?“
    „Wieso bin ich dir zu jung?“
    Harald stöhnte: „Du gibst wohl niemals Ruhe!“ Das Licht ging wieder an. „Sag mal. Kann es sein, dass du ein bisschen überdreht bist?“
    Lisa schmollte. „Wieso?“
    Harald schüttelte den Kopf und sah sie ernst an. „Du hast den Körper einer Frau und die Augen eines Kindes.“
    „Du arroganter Sack! Außerdem …“, ihre Stimme überschlug sich, sie schnippte mit den Fingern, „hatte ich schon soo viele Männer, die haben nicht so gedacht wie du!“
    Harald zuckte mit den Schultern. „Na und? Nur weil du mit vielen Männern schläfst, bist du noch lange nicht erwachsen. Und welcher Mann würde schon so ein Angebot ausschlagen, das ihm so leicht in den Schoß fällt?“
    Lisa weinte jetzt fast. „Du bist gemein!“ Sie wollte aus dem Bett.
    Doch er hielt sie fest. „Wohin willst du jetzt mitten in der Nacht?“
    Lisa schluchzte: „Was geht es dich an, wohin die Hure nachts geht?“
    „Ich habe nicht gesagt, dass du eine Hure bist.“
    „Aber gedacht.“
    „Auch gedacht habe ich das nicht.“ Seine Stimme bekam einen scharfen Klang. Als er ihr erschrockenes Gesicht sah, wurde seine Stimme wieder ruhiger. „Machst du das öfter?“
    „Was?“
    „Fremde Männer ansprechen und mit ihnen schlafen?“
    „Was geht dich das an? Spielst du hier den Moralapostel? Außerdem kenne ich dich doch.“
    „Na ja, kennen ! Ich frage mich, was ein Mädchen wie du in solch einer Spelunke zu suchen hat. Du hast doch anscheinend jetzt ein geborgenes Heim gefunden. Oder verstehst du dich nicht mit Lydia?“
    „Na ja, eigentlich schon, aber...“
    „Aber?“
    „Ach, ich weiß auch nicht. Sie ist irgendwie zu ...“
    „Ja?“
    „Sie ist sehr warm und lieb.“
    „Das ist doch prima.“
    „Ich bin das nicht gewöhnt.“
    Harald schüttelte den Kopf. „Du hast Nerven! Ich wäre froh gewesen, wenn ich so eine Chance gehabt hätte.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ach, egal. Lass uns jetzt schlafen. Ich bin heute schon um halb drei aufgestanden und bin hundemüde.“
    Lisa schlang die Arme um ihn und küsste ihn auf die Wange. „Danke.“
    „Schon gut. Schlaf jetzt.“
    *
    Lydia und Lisa wohnten sehr ruhig. Die Häuser hatten höchstens vier Etagen und die Straßen waren von schönen alten Bäumen gesäumt. Als das Taxi vor dem Wohnhaus hielt, zitterte Lisa und sah Harald nur mit ihren Rehaugen an. Seit dem Aufstehen war sie sehr still und in sich gekehrt. Er half ihr beim Aussteigen. Ihre Hände waren heiß und feucht, ihr Blick fiebrig. Es gab keinen Fahrstuhl, sie mussten laufen. Sie waren gerade im zweiten Stockwerk angekommen, da öffnete Lydia schon die Tür. Harald war überrascht, wie attraktiv sie war, obwohl sie bleich und übernächtigt aussah. Von einer Ersatzmutter hatte er eine andere Vorstellung gehabt.
    Lydia zog Lisa in ihre Arme. „Du bist ja ganz heiß.“
    Sie gab Harald die Hand und bat ihn herein. Im Flur blieb sie einen Moment unschlüssig stehen. Dann wies sie ihm den Weg ins Wohnzimmer und sagte: „Entschuldigen Sie. Ich will nur erst Lisa ins Bett bringen. Haben Sie etwas Zeit?“
    Harald nickte. Im Wohnzimmer ließ er sich in einen Sessel fallen und sah sich um. Helle, zierliche Kiefernmöbel waren großzügig angeordnet. Auf dem Parkettboden lagen nur vereinzelt kleine Läufer unter dem Wohnzimmertisch und unter einer hohen

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