verwundet (German Edition)
Begrüßung. Er hatte eng beieinander liegende, bernsteinfarbene Augen, sein Körper wirkte sehr schlank, dabei doch kräftig, so als ob er es gewohnt sei, körperlich zu arbeiten.
Greg stellte ihm das Bier hin. „Arbeitest du bei der Spinnerei?“
Der Dunkle schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin Tierpfleger. Im Moment jobbe ich allerdings mal hier und da.“
„Tierpfleger? Das ist ja mal ein ungewöhnlicher Beruf.“
„Tatsächlich? Für mich nicht.“
Greg grinste. „Sagen wir so: Ich habe noch nie einen getroffen.“
„Ich schon.“ Seine Mundwinkel kräuselten sich verschmitzt nach oben.
Greg lachte und streckte ihm die Hand hin. „Greg.“
„Harald.“
Greg deutete auf das Weizen. „Das geht auf mich.“
„Danke.“ Harald hob sein Glas und prostete ihm zu. Nachdem er getrunken hatte, wies er mit der Hand in den Raum. „Sind immer dieselben Leute hier, oder?“
„Ja, wir sind hier alle eine Art Familie.“ Er zeigte auf Lisa. „Sie gehört auch dazu.“
Harald sah sie an. „Ist mir schon aufgefallen. Du spielst ziemlich gut Billard.“
Greg lachte. „Ja, das ärgert so manchen hier.“
Lisa zog eine Schnute: „Pah! Wäre ich ein Mann, wäre es kein Problem. Greg, lass mal ´n Gespritzten rüber wachsen.“
„Meinst du nicht, du hättest von gestern noch genug?“
„Nein, meine ich nicht. Hör auf, mir Vorschriften zu machen.“
Greg zuckte mit den Schultern. Er bereitete den Drink und stellte ihn vor Lisa auf die Theke. Er fragte Harald.
„Was war dein letzter Job?“
„Ich habe Wanderfalken bewacht.“
„Wieso müssen die bewacht werden?“
„Es gibt professionelle Hehlerringe, die versuchen, die Eier und auch die Jungen zu klauen. Die Eier werden in speziell temperierten Kästen ausgebrütet. Danach werden alle Jungen zur Jagd abgerichtet und für einen Haufen Geld nach Saudi Arabien verkauft.“
„Was sich die Leute alles einfallen lassen, um Kohle zu machen.“
Harald nickte grimmig. „Denen gehört das Handwerk gelegt.“
„Was macht man auf einer solchen Station?“
Harald berichtete, wie er verletzte Vögel gepflegt und sie dann wieder ausgewildert hatte. Tiere, die bei Falknern beschlagnahmt worden waren, die nicht hatten nachweisen können, dass die Tiere aus der Zucht stammten, waren ebenfalls auf der Station aufgenommen und entsprechende Plätze für sie zur Auswilderung gesucht worden. Er erzählte, wie er in den Felsen herumgeklettert war, in denen ehemals ausgewilderte Tiere ihre Brut versorgten, wie er die jungen Tiere aus dem Horst genommen und sie in einem weichen Säckchen vorsichtig an einem Seil heruntergelassen hatte. Anschließend hatte er die Kleinen gewogen und auf Parasiten untersucht „Wir haben das Brut- und Fütterungsverhalten ebenso studiert wie das Fang- und Jagdverhalten.“
Greg nickte. „Interessant. Passt irgendwie zu dir.“
„Wie meinst du das?“
„Deine Augen.“
Harald grinste. „Das musste ich mir schon öfter anhören.“
Lisa fragte: „Wie fühlt sich so ein Vogel an?“
„Ganz weich und flauschig.“
„Haben sie denn keine Angst?“
„Zu Anfang schon. Wenn du sie in der Hand hältst, spürst du, wie sie zittern. Aber wenn man sehr ruhig mit ihnen umgeht, ihnen leise zuredet, geht das schon. Und man beeilt sich natürlich auch, damit sie möglichst schnell wieder in ihren Horst kommen.“
„Hallo.“
Lisa und Harald drehten sich um. Hinter ihnen stand ein schlaksiger, hochgewachsener, junger Kerl mit rot-blonden Haaren, die ihm in alle Richtungen wirr vom Kopf abstanden.
Lisa stieß einen Freudenschrei aus. „Mensch Benny. Du warst ja lange nicht mehr hier.“
„Ich war bei meinen Eltern.“
Lisa verzog das Gesicht. „Und?“
„Unerfreulich wie immer. War wohl mein letzter Besuch.“
Greg rief über die Theke: „Was war so unerfreulich?“
„Das Übliche. Man kann ihnen einfach nichts recht machen.“
Harald nickte. „Das kenne ich.“
Bennys Blick fiel auf Harald. Seine großen, blauen Augen waren von einem dichten Wimpernkranz umgeben, die Gesichtszüge zart, und Nase und Mund wirkten wie gemeißelt.
Lisa stellte sie einander vor. „Harald – Benny.“
Benny nickte Harald zu, während er sich neben Lisa setzte. „Hilfst du noch bei der Buchhandlung aus?“
„Ja. Warum?“
„Brauchen die einen Auszubildenden?“
Lisa schüttelte den Kopf. „Lydia hat vor kurzem einen Lehrling eingestellt. Mehr geht nicht. Ist nur ´n kleiner Laden.“
„Schade!“
„Du gehst also nicht
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