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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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Dann sagte sie: „Pah, Ihr könnt mich mal!“ und ging.
    Als Harald am nächsten Tag erwachte, fielen ihm sofort wieder Lydia und Lisa ein. Um halb vier hatte er die Ungewissheit satt. Er rief bei Lydia in der Wohnung an. Keiner hob ab. Er beschloss, zur Buchhandlung zu fahren. In der Glazer Straße befand sich nur eine kleine Ladenzeile, und er fand die Buchhandlung sofort. Er trat ein und sah Lydia mit einem älteren Herrn sprechen. Sie hatte Harald noch nicht gesehen, und so konnte er sie ungestört betrachten. Sie war sehr weiblich, was durch die schlichte klassische Kleidung noch betont wurde. Sie trug einen dunkelblauen schmalen Rock und eine mintgrüne seidige Bluse, die einen reizvollen Kontrast zu ihrem hellen Haar bildete. Ihre Haltung war sehr aufrecht, ihre Bewegungen anmutig. Lisa konnte er nicht entdecken. Harald wartete, bis der Kunde den Laden verließ. Lydia hatte ihn gesehen und lächelte, aber man merkte, dass ihr eigentlich nicht danach zumute war. Sie war sehr blass, und die dunklen Ringe unter ihren Augen hatten sich vertieft. „Guten Tag, Herr Wiebke.“
    „Hallo.“ Harald räusperte sich: „Ist alles in Ordnung, ich meine, haben Sie sich mit Lisa ausgesprochen?“ Lydia sah ihn an: „Ich möchte das nicht gerne hier besprechen. Gehen wir nach hinten.“
    Während er ihr folgte, sah er sich um, die Buchhandlung gefiel ihm, sie war nicht sehr groß, aber anheimelnd und gemütlich. Sie kamen in eine Art Teeküche. „Nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie Kaffee?“
    „Gern.“ Harald setzte sich auf einen Stuhl. Der Tisch war klein und bot gerade Platz für drei Personen. An der gegenüberliegenden Seite waren Tassen und Gläser auf einem Küchenbord gestapelt, darunter stand ein Kühlschrank und auf ihm ein Besteckfach, einige zusammengewürfelte Teller und eine Kaffeemaschine. Lydia nahm zwei Tassen vom Bord und stellte eine vor Harald ab.
    „Gemütlich haben Sie es hier. Klein, aber gemütlich.“
    „Ja, hier kann man mal für ein paar Minuten von der Arbeit abschalten. Nehmen Sie Milch oder Zucker?“
    „Ungesüßt und schwarz bitte.“
    Lydia schenkte ihm und dann sich selbst ein. Sie stellte die Kanne zurück und nahm etwas Milch aus dem Kühlschrank. Sie blickte schweigend in ihre Tasse, während sie umrührte. Schließlich gab sie sich einen Ruck. „Lisa hat sich sozusagen der Situation entzogen. Sie ist weggefahren.“
    „Wie bitte?“
    Lydia nickte: „Ja. Als ich heute Mittag kurz nach Hause bin, um nach ihr zu sehen, fand ich nur einen Zettel vor: Bin mit einer Freundin verreist. Mach´ dir keine Sorgen. Lisa .
    „Mehr nicht?“
    „Nein.“
    „Und? Wie fühlen Sie sich jetzt?“
    Lydia zuckte mit den Schultern. „Ich mache mir natürlich Sorgen.“
    „Rennende soll man nicht aufhalten.“
    Lydia starrte wieder in ihren Kaffee. „Es tut mir leid für Sie. Als Sie Lisa in der Kneipe kennen lernten, haben Sie bestimmt nicht erwartet, dass Sie gleich solche Schwierigkeiten mit ihr erleben.“
    „Na ja, ich weiß nicht. Wissen Sie, ich nehme nicht gleich jedes Mädchen mit nach Hause, und sie machte so einen, wie soll ich sagen, verstörten Eindruck, so als ob sie völlig durcheinander sei.“
    Lydia sah ihn durchdringend an.
    Er fühlte sich unbehaglich. „Ich bin siebenunddreißig, und ich stehe nicht auf so junge Mädchen.“ Er hörte selbst, wie lahm das klang. Lydia erwiderte nichts.
    Sie schwiegen eine Weile, und die Stille begann auf ihm zu lasten. Plötzlich hatte er eine Eingebung. „Gehen Sie heute Abend mit mir essen? Ich lade Sie ein.“
    Lydia sah ihn erstaunt an.
    „Sie müssen auch mal wieder an sich denken. Wenn Sie zu Hause sitzen, denken Sie ohnehin nur an Lisa.“ Lydia schien zu überlegen. „Ja, warum eigentlich nicht. Aber vielleicht lieber morgen. Heute muss ich mich einmal ausschlafen und früh zu Bett gehen.“
    Harald glaubte, sich verhört zu haben, denn er hatte mit einer Ablehnung gerechnet. Schnell, bevor sie es sich anders überlegen konnte, fragte er: „Gut, wann soll ich Sie abholen?“
    „Vielleicht um halb acht?“
    Er nickte und stand auf.
    Auch Lydia erhob sich. „Also bis morgen.“
    Als er wieder auf der Straße stand, fragte er sich, ob die Einladung eine so gute Idee gewesen war. Lange strich er in der Umgebung umher und überlegte sich, wohin er sie ausführen könnte. Am besten bei ihr in der Gegend. Er fuhr zu ihrer Wohnung und sah sich dort um. Drei Querstraßen weiter wurde er fündig. Ein italienisches Restaurant,

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