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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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Schließlich war es einfacher, eine am Hungertuch nagende Schauspielerin zu sein als eine Mutter mit ordentlichem Beruf.
    »Ich muss wirklich los, Mom.«
    »Ich wollte dich noch fragen –«
    »Wir sprechen nächste Woche. Bye, Mom.«
    Ich legte auf und kletterte aus dem Bett, dann sah ich zu, dass ich aus dem Haus kam, bevor mich
noch
jemand anrufen konnte.
     
    Als ich über Max’ Lebensgeschichte nachdachte, wurde mir bewusst, dass es nicht ungefährlich war, sich von einem Alchemisten Getränke servieren zu lassen. Deshalb nahm ich an diesem Tag meinen eigenen Kaffee mit in die Buchhandlung. Ich brauchte das Koffein dringend, denn nachdem ich erst in den frühen Morgenstunden ins Bett gefunden hatte, sah ich an diesem Tag eher aus wie ein Troll statt wie eine Nymphe.
    Ich war noch lange mit Max im Pony Expressive geblieben, um Darling Delilahs Miniatur-Philistertempel zu untersuchen und über die verschwundenen Frauen zu sprechen. Danach hatte ich mir mit Khyber Pass und Whoopsy Daisy ein Taxi geteilt. Die beiden waren der Meinung, dass eine Lady es nicht riskieren sollte, zu dieser späten Stunde ohne Begleitung nach Hause zu fahren – außerdem bestanden sie darauf, das Taxi zu bezahlen. Dabei lag meine Adresse in den West-Thirties überhaupt nicht auf ihrem Weg. (Nicht zum ersten Mal wünschte ich, dass mehr Hetero-Männer solche Gentlemen wären wie viele meiner schwulen Freunde.) Sie sagten, das sei das Mindeste, was sie tun konnten, um sich für meine Hilfe zu revanchieren. Mir erschloss sich zwar nicht, worin meine Hilfe bisher bestanden hatte, aber mittlerweile stand fest, dass ich in gewisser Weise tatsächlich unverzichtbar war. Max würde unser Problem zwar irgendwann lösen können, daran hegte ich nach den Enthüllungen der letzten Nacht keine Zweifel, aber mir fiel auf, dass Organisieren nicht gerade seine Stärke war.
    »Wir müssen methodisch an die Sache herangehen«, sagte ich zu ihm, als ich gegen zwölf in der Buchhandlung eintraf. Ich ging zu dem großen Tisch aus Walnussholz, stellte ein halbes Dutzend Becher Kaffee ab und ließ meinen kleinen Rucksack auf den Boden fallen.
    »Methodisch?«, wiederholte Max.
    Ich nickte Saturated Fats, Khyber Pass und Whoopsy Daisy zu, die sich freundlicherweise bereit erklärt hatten, uns bei der Lösung unseres Problems beizustehen. Darling Delilah war nach New Jersey gefahren, um Sexy Samsons Mutter die Sachlage so gut sie konnte zu erklären. »Bedient euch«, sagte ich und zeigte auf den Kaffee.
    »Ich hätte auch welchen gekocht«, bemerkte Max. Es schien ihn zu kränken, dass ich möglicherweise Zweifel an seiner Gastfreundschaft hegte.
    »Es ist besser, wenn ich ihn von jetzt an mitbringe.«
    »Aber –«
    »Zur Sache, Max. Setzen wir uns.« Wir nahmen unsere Plätze am Tisch ein, auf dem sich alles Mögliche türmte: Bücher, Notizen, Rechnungen, Rezepte, Landkarten, Schreibutensilien, die Rechentafel und … »Federn?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Max müde.
    »Dann haben wir keine Zeit dafür«, erklärte ich.
    »Kommen wir zur Sache, Mädels«, sagte Satsy.
    »Genau.« Khyber, in Jeans und pfirsichfarbenem Hemd, schlug in die Luft wie ein Boxer, der sich auf den Kampf vorbereitet. »Wie lautet der Plan?«
    Ich holte eine Liste hervor, auf der ich einige Gedanken notiert hatte, als ich nach dem Gespräch mit meiner Mutter die erste Tasse Kaffee schlürfte. »Punkt eins: Hieronymus versucht herauszufinden, ob noch mehr Leute verschwunden sind.«
    »Wer ist Hieronymus?«, fragte Whoopsy.
    »Mein Assistent«, antwortete Max.
    »Wir müssen ihm dabei helfen«, erklärte ich. »Wenn sich mehrere von uns mit diesem Phänomen beschäftigen und wir unser Vorgehen abstimmen, ist es wahrscheinlicher, dass wir etwas herausfinden.«
    »In Ordnung«, sagte Whoopsy. »Falls Hieronymus noch nicht in der New York Public Library gewesen ist, übernehme ich das. Die haben unten im Forschungsmagazin ziemlich durchgeknalltes Zeug, von dem die meisten Leute gar nichts wissen.« Als wir ihn daraufhin fragend ansahen, erklärte er: »Ich habe zwei Jahre lang dort gearbeitet, bevor ich anfing, als Künstler aufzutreten.«
    »Also gut«, sagte ich. »Whoopsy nimmt sich die öffentliche Bibliothek vor.«
    »Ich hole mir Delilah zur Unterstützung, sobald sie aus New Jersey zurück ist«, fügte er hinzu. »Es ist jede Menge Kleinarbeit nötig, zu zweit sind wir schneller. Außerdem kann es sein, dass einer von uns Abstecher in andere Bibliotheken

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