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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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Nachtschränkchen neben meinem Bett herum. »Hallo«, nuschelte ich in den Hörer.
    »Du bist in der ganzen Branche unten durch! Hörst du mich? Völlig unten durch!«
    Es ist wohl überflüssig, zu erwähnen, dass ich den Hörer mittlerweile weit von meinem Ohr entfernt hielt. Als den Beschimpfungen gurgelnde Laute folgten, als würde der Anrufer an seiner eigenen Wut ersticken, näherte ich mich wieder vorsichtig und sagte: »Danke für deine Besorgnis, Matilda. Ja, ich fühle mich noch immer ziemlich schwach.«
    »Ich bin gerade im Theater, Esther! Und ich habe die Glaskiste gesehen!« Sie wurde jetzt noch lauter und brüllte:
»Was zur Hölle führst du im Schilde?«
    Ich war so müde, dass ich im ersten Moment überhaupt nicht wusste, wovon sie redete. Dann erinnerte ich mich an die Ereignisse der Nacht, und daran, wie Max das teure Requisit in verschmorte Überreste verwandelt hatte. Ich setzte mich im Bett aufrecht hin, rieb mir mit der Hand durchs Gesicht und versuchte nachzudenken, während meine Produzentin fortfuhr, ihre Stimmbänder zu misshandeln. Als sie das übliche Programm erwartungsgemäß abgespult hatte, musste ich mich fast nicht einmal verstellen, um schwach und zittrig zu klingen – fast. »Wovon sprichst du, Matilda?«
    Es brauchte ein bisschen Zeit, um sie von meiner Ahnungslosigkeit zu überzeugen, aber hey, ich bin Schauspielerin – und zwar eine gute. Sie hörte zwar nicht auf, mich zu verdächtigen, aber zumindest beschimpfte sie mich nicht mehr. In einem Ton, der nur noch leidlich feindselig klang, informierte sie mich darüber, dass die Glaskiste erneut auf dem Weg zu Magic Magnus’ Geschäft war, um repariert zu werden.
    »Vielleicht wäre es eine gute Idee, sich eine zweite anzuschaffen«, sagte ich.
    »Wir können uns keine zwei leisten!«
    »Glaubt Magnus, dass er sie reparieren kann?« Vorzugsweise nicht allzu schnell, dachte ich und biss mir auf die Lippe.
    »Er geht davon aus. Für einen Betrag, der in etwa der Staatsverschuldung von Thailand entspricht.«
    »Wann wird er damit fertig sein?«, fragte ich vorsichtig.
    »Keine Ahnung. Magnus sagt, dass es für ihn höchste Priorität habe, aber mir einen voraussichtlichen Liefertermin zu nennen, ist ihm anscheinend zu mühselig.«
    Höchste Priorität. Offenbar blieb uns nur wenig Zeit.
    »Aber eines will ich dir klipp und klar sagen, Esther«, fuhr Matilda fort.
    »Ja?«
    »Selbst wenn du die Beulenpest hast – es schert mich einen Dreck. Wird die Kiste wieder ins Theater geliefert, tätest du gut daran, hier zu sein, im Kostüm und bereit für eine komplette Probe der Show.«
    »Ich werde da sein.« Ich kreuzte die Finger.
    »Denn falls nicht –«
    »Ich werde da sein«, wiederholte ich und hoffte, dass dieses Versprechen stimmte.
    »Ich schwöre beim Grab meines Mannes …«
    Ich runzelte die Stirn. »Ist Joe letzte Nacht gestorben?«
    »… dass ich dich nicht nur feuern …«
    »Ich werde kommen!«, rief ich.
    »… und deinen Ruf ruinieren werde, sondern dafür sorge, dass dir kein anständiger Produzent mehr einen Job gibt.«
    »Matilda …«
    »Ich werde nicht nur deine Karriere in einem Ausmaß zerstören, dass du dankbar sein wirst, die Karies in einer Zahnpastawerbung spielen zu dürfen.«
    »Einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch schon mal.«
    »Ich werde dich auch verklagen, Esther. Auf jeden einzelnen Penny, den du verdient hast …«
    »Ich habe nicht viele Pennys, schließlich arbeite ich für dich«, murmelte ich.
    »… und in Zukunft verdienen wirst. Ich werde dich bis ans Ende deiner Tage und noch darüber hinaus gerichtlich verfolgen. Mein Anwalt wird dir bis in alle Ewigkeit auf den Fersen sein, ob im Himmel oder in der Hölle.«
    Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie derart religiös war.
    »Hast du gehört?«,
kreischte sie.
    »Wenn ich nicht zur Arbeit erscheine, sobald die Glaskiste wieder da ist, verklagst du mich«, sagte ich lakonisch.
    »Und ich
feuere
dich!«, schrie sie.
    »Ja, ich habe dich gehört. So wie jeder andere südlich der Forty-second Street wahrscheinlich auch«, antwortete ich. »Ich habe die Bedingungen verstanden. Und jetzt, Matilda, bin ich aufgrund meiner Krankheit nicht in der Lage, dieses Gespräch fortzusetzen. Deshalb lege ich auf. Auf Wiederhören.«
    Sie brüllte mich weiter an, bis ich die Verbindung unterbrach. Anschließend legte ich mich zurück in meine zerwühlten Kissen und presste das Telefon gegen die Brust. Ich suchte Trost in seiner greifbaren,

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