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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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Brille, wie ich erkannte, und setzte sie auf. Seine braunen Augen, die nun direkt auf mich gerichtet waren, wirkten durch die dicken Gläser riesig. Hieronymus trug schwarze Hosen, ein T-Shirt, das vor der Explosion offenbar weiß gewesen war, und einen verständnislosen Gesichtsausdruck.
    »Schwierigkeiten?«, fragte Max besorgt.
    Der junge Mann zuckte verdrießlich mit den Schultern.
    »Nun, denn … Hieronymus«, begann Max, »erlaube mir, dich meiner neuen Freundin Miss Esther Diamond vorzustellen. Dies ist die tapfere junge Dame, von der ich dir heute Morgen erzählt habe. Sie hilft uns von nun an und leistete bereits großartige Arbeit, indem sie unsere neuen Bekannten für sinnvolle Aufgaben einteilte, denen diese im Augenblick nachgehen.«
    Ganz gerührt von der kurzen Rede lächelte ich Hieronymus herzlich an. »Freut mich. Ich nehme an, Sie sind Max’ Lehrling?«
    Seine verständnislose Miene wich einem ärgerlichen Stirnrunzeln. »Athithent«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Nicht Rehrring. Athithent.«
    »Bitte?«, wiederholte ich. Sein Akzent war offenbar wesentlich stärker als der von Max.
    »Ich bin thein
Athithent.
«
    »Er wurde befördert, bevor er nach New York kam«, erklärte Max. »Ein Assistent ist eine Stufe höher als ein Lehrling.«
    »Oh!« Das war gar kein Akzent, wie mir jetzt klarwurde, es war ein Sprechfehler – und zwar ein ziemlich ausgeprägter. Ich schämte mich aufgrund meiner Tollpatschigkeit »Assistent, natürlich! Mein Fehler!« Ich hörte die übertriebene Heiterkeit in meiner Stimme und versuchte sie abzumildern. »Assistent. Ja, das war es auch, was Max mir erzählt hat. Ich habe da etwas durcheinandergeworfen. Es ist wirklich toll … ich meine, schön, Sie kennenzulernen.« Jedes S und L in meinem Geplapper war mir auf einmal schmerzlich bewusst.
    Hieronymus bedachte mich mit einem knappen Nicken.
    »Nun …« Ich warf einen hilfesuchenden Blick zu Max, der aufmunternd lächelte, und wandte mich wieder an seinen Assistenten. »Die anderen und ich werden Ihnen bei den Nachforschungen zu dem Verschwinden helfen.«
    »
Geheimnithvorren
Verthwinden«, korrigierte Hieronymus knapp.
    »Richtig. Geheimnisvolles Verschwinden«, versicherte ich. »Schließlich ist New York voll von Fällen natürlichen Verschwindens. Äh, Menschen, die verloren gehen und so. Aber wir suchen ja nach der übernatürlichen Variante. Menschen, die,
wusch,
einfach weg sind.«
    Er verdrehte die Augen. »Arres ith natürrich.«
    Unsicher, was Hieronymus gesagt hatte, sah ich Max an. Der erklärte: »Die Vorstellung von übernatürlichen Phänomenen ist ein Irrtum.«
    »Tatsächlich?«
    Er nickte. »Alles im Kosmos ist im Wesentlichen natürlich – selbstverständlich mit Ausnahme bestimmter Formen von Fastfood und vielleicht einiger Bereiche von Los Angeles.«
    »Verstehe.«
    »Aber manche natürlichen Dinge sind geheimnisvoll«, erklärte Max. »So wie diese Fälle von verschwundenen Personen.«
    »Selbstredend.« Dann sah ich wieder Hieronymus an und erläuterte ihm unsere bisherigen Pläne sowie die Aufgabenverteilung. Ich schloss mit den Worten: »Aber der Leiter unserer Recherche sind zweifelsohne Sie. Vielleicht können Sie mir zeigen, was Sie bereits herausgefunden beziehungsweise ausgeschlossen haben – und in welchen speziellen Bereichen wir Ihrer Meinung nach mit der Suche beginnen sollten?«
    Meine freundliche Rede rief ein weiteres mürrisches Achselzucken hervor. Ich lächelte und übte mich in Geduld. Offenbar war er wegen seines Sprechfehlers gehemmt und schüchtern. Sein mürrisches Verhalten war vermutlich keine echte Feindseligkeit, sondern ein Abwehrmechanismus – sein Weg, um Frustration und Verlegenheit zu bewältigen.
    »Ich werde eine Rithe ersterren, von dem, wath ich unterthucht habe«, antwortete er griesgrämig.
    »Gut!«, sagte ich übertrieben begeistert. »Wenn Sie sie nach oben bringen möchten, sobald sie fertig ist …«
    »Thie können thie thich holen.«
    Ich hatte zwar Mitleid mit ihm, aber ein Sprechfehler rechtfertigt nicht schlechtes Benehmen. Trotzdem bemühte ich mich, zu ignorieren, dass seine düstere Miene und sein barscher Ton ungeachtet meiner Freundlichkeit anhielten. Ich trat ein Stück näher an ihn heran und sagte: »Gibt es irgendetwas, wobei ich Ihnen behilflich sein kann?« Als er fragend die Augenbrauen hob, fügte ich hinzu: »Irgendeine Sache, die ich Ihrer Meinung nach zuerst überprüfen sollte?«
    »Ah.« Er wandte mir den Rücken zu,

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