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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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geronnen. Er war mit seinem eigenen Messer ermordet worden. Es lag blutverschmiert neben ihm.
    »Wie man hört, war Riggs ein Einzelgänger mit einer Vorliebe für Schnaps, Weiber und Kneipenschlägereien«, sagte Caleb. »Laut den Einheimischen musste es früher oder später ein schlimmes Ende mit ihm nehmen. Die landläufige Ansicht ist, dass er sich schließlich mit einem Gegner angelegt hat, der schneller war oder mehr Glück hatte als er.«

    Er sah Gabriel an und wartete schweigend.
    Gabriel ergab sich in sein Schicksal und hockte sich neben die Leiche. Widerstrebend hob er das Messer am Heft auf, konzentrierte sich auf die Mordwaffe und wappnete sich gegen den unausweichlichen, eisigen Schock, mit dem die übersinnlichen Wahrnehmungen über ihn hereinbrachen.
    Der Messergriff pulsierte noch immer von psychischer Energie. Schließlich war der Mord erst vor wenigen Stunden verübt worden. Der Klinge haftete noch das Echo von Emotionen an, die so stark waren, dass sie tief in ihm einen dunklen Kitzel weckten.
    All seine Sinne waren augenblicklich geschärft. Es war, als wäre er plötzlich auf eine undefinierbare übernatürliche Weise wacher. Das Bestürzende daran war dieses tief verwurzelte, unbezwingbare Verlangen danach, zu jagen, das sein Blut zum Kochen brachte.
    Er ließ das Messer eilig wieder los, so dass es klirrend auf das Pflaster fiel, und stand auf.
    Caleb sah ihn erwartungsvoll an. »Nun?«
    »Riggs wurde nicht in einem plötzlichen Ausbruch von Wut oder Panik von einem Fremden ermordet«, sagte Gabriel. Geistesabwesend ballte er die Hand, mit der er das Messer gehalten hatte, zu einer Faust. Die Geste war unwillkürlich, ein fruchtloser Versuch, das nachhängende Schandmal des Bösen und den erregenden Jagdtrieb, den es in ihm geweckt hatte, abzuschütteln. »Wer immer ihm in dieser Gasse aufgelauert hat, kam mit der Absicht hierher, ihn zu töten. Das Ganze war sehr kaltblütig.«
    »Ein gehörnter Ehemann oder ein alter Feind vielleicht.«
    »Das ist die wahrscheinlichste Erklärung«, pflichtete Gabriel
bei. Doch ein übersinnlicher Schauder ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen. Dieser Tod war kein Zufall. »Angesichts von Riggs’ Ruf, wird die Polizei zweifellos zu demselben Schluss kommen. Ich persönlich denke allerdings, dass wir den Inhalt aller Kisten überprüfen sollten.«
    Caleb zog die Augenbrauen hoch. »Denkst du, dass Riggs einen der Gegenstände gestohlen und versucht hat, ihn jemandem zu verkaufen, der ihn daraufhin ermordet hat?«
    »Möglich.«
    »Ich dachte, wir wären übereingekommen, dass es in dem Labor des Alchemisten wenig gab, das überhaupt Geld wert war, vom Leben eines Mannes ganz zu schweigen.«
    »Lass uns die Polizei rufen, und dann überprüfen wir die Kisten«, sagte Gabriel ruhig.
    Er drehte sich um und eilte mit ausholenden Schritten zum Ende der schmalen Gasse. Er wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die Fährte der Gewalt bringen. Noch hatte er das Verlangen zu jagen unter Kontrolle, doch er wusste nicht, wie lange er sich noch taub stellen konnte gegen dieses stete, heimliche Wispern, das ihn drängte, sich jener anderen Seite seiner Natur zu öffnen, jenem Teil von ihm, der alles andere als modern war.
     
    Es brauchte seine Zeit, jeden einzelnen der sorgfältig für den Transport verpackten Gegenstände mit der Inventarliste abzugleichen, die Gabriel und Caleb erstellt hatten. Wie sich herausstellte, fehlte nur ein einziger Gegenstand.
    »Er hat das verfluchte Notizbuch gestohlen«, grollte Caleb. »Es wird kein Spaß werden, unseren Vätern diesen Verlust zu erklären, vom Rat ganz zu schweigen.«

    Gabriel starrte in die leere Truhe. »Wir haben es ihm leicht gemacht, denn wir hatten bereits den Deckel aufgestemmt. Es war nicht besonders schwer für ihn, an das Notizbuch zu gelangen. Aber was wollte er damit? Es ist doch bestenfalls ein interessantes wissenschaftliches Zeugnis, gefüllt mit den wirren Aufzeichnungen eines verrückten alten Alchemisten. Nur für die Mitglieder der Arcane Society ist es von historischer Bedeutung, und selbst für sie nur, weil Sylvester der Gründer der Gesellschaft war.«
    Caleb schüttelte den Kopf. »Es hat den Anschein, als gäbe es tatsächlich jemanden, der glaubt, die Formel könnte zu irgendetwas nütze sein. Jemand, der willens und bereit ist, dafür zu töten.«
    »Nun, eins steht fest. Wir sind gerade Zeugen des Beginns eines neuen Kapitels der Legenden der Arcane Society

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