Verzeih mir, mein Herz!
grundverschiedene Dinge!
Tiffany rammte verschwörerisch ihren Ellbogen in Elizabeths Seite und raunte ihr zu: „Ich an deiner Stelle wäre so aufgeregt! Ich glaube nicht, dass ich hier so ruhig sitzen könnte! Oh schaut, da sind sie!”
Der betagte Butler der Barkleys schlurfte zur Tür und öffnete sie mit einem verblüffenden Elan. Von ihrem Beobachtungsposten aus konnten die Kinder nicht sehen, wie die Gäste aus der Kutsche stiegen und über die breite Freitreppe, die den Charme von Barks End zum großen Teil ausmachte, zum Eingangsportal schritten. Elizabeth hielt unbewusst den Atem an, als der Moment unaufhaltbar näher rückte. Gleich würde sie ihren zukünftigen Ehemann zum ersten Mal sehen. Doch die erste Person, die in ihr Blickfeld trat, war die Duchess of Marlborough, dicht gefolgt von ihrem Gatten, dem Duke. Die Spannung stieg ins Unermessliche und Elizabeth musste ein Stöhnen unterdrücken, denn Susan kniff ihr unangenehm mit ihren kleinen Fingern in den Oberarm. Tiffany krallte ihre Finger um Bettys Hand und quetschte ihr Gesicht fast zwischen die Stäbe, um den bestmöglichen Blick auf den letzten Neuankömmling zu haben, der jeden Moment die Halle betreten müsste.
Und ausblieb.
Langsam ließ Elizabeth den Atem entweichen und unterdrückte die aufkeimende Enttäuschung. Er war nicht mitgekommen, wahrscheinlich hatte er sich seinen Eltern widersetzt, weil er keine Lust hatte, sich mit einem kleinen Mädchen zu verloben.
Die sechsjährige Susan kicherte voller Schadenfreude und stieß die Cousine an, die geknickt auf das hochherrschaftliche Paar unter ihnen herabsah. Die Duchess übergab dem Butler ihren Mantel und nahm mit einer unglaublichen Grazie ihren Hut ab.
Sie ist umwerfend schön und dabei ist sie doch schon so alt, stellte Elizabeth ehrfürchtig fest und bewunderte das kastanienbraune Haar der Lady, den perfekten Sitz ihres Reisekleides, das ihre immer noch jugendlich biegsame Gestalt umspielte, und ihre vollendete Haltung. So ungefähr stellte sich Elizabeth eine Königin vor und mit einem Mal wurde ihr klar, warum Jordan es ablehnte, sich mit ihr, der kleinen, unscheinbaren Betty Barkley, zu verloben. Sie war ungeeignet. Sie würde niemals auch nur annähernd so perfekt sein wie Lady Margarete.
Elizabeth trug es mit Fassung. Zwar war sie seit sie denken konnte davon ausgegangen, dass sie eines Tages eine rauschende Hochzeit mit Jordan St. John feiern und den Rest ihres Lebens glücklich an seiner Seite verbringen würde, aber sie war ihm nicht so häufig begegnet, als dass sie wirklich tief traurig darüber war, dass dies nun nicht geschehen würde. Eigentlich war sie sogar ein bisschen erleichtert. Der Duke war häufig zu Gast bei ihnen und sie wusste, dass ihre Eltern und die Marlboroughs in der Hauptstadt engen Kontakt hielten. Marlborough behandelte sie bereits so, als gehörte sie zur Familie und deswegen fühlte sie eine leise Wehmut. Es tat ihr wahnsinnig leid, dass sie ihn so enttäuscht hatte!
„Sebastian, Margarete! Wie schön, dass ihr hier seid!”, kam ihnen die Viscountess of Swansea entgegen und drückte den Gästen nacheinander einen herzlichen Kuss auf die Wange. Die Begrüßungsszene weitete sich aus und die Ladys ergingen sich im freudigen Geschnatter, während der Duke sie mit einem nachsichtigen Lächeln bedachte. Die Kinder verfolgten das Trio mit Blicken, als sie sich langsam auf den Weg in den vorderen Salon machten. Tiffany tätschelte der Cousine den Rücken. „Mach dir nichts draus, Betty, bestimmt kommt er noch!”
„Genau!”, bekräftigte Ernest tröstend und schubste die jüngere Cousine aus dem Weg.
Jordan Lewis Phillip Sebastian St. John nutzte das hart erkämpfte Recht, zu Pferd nach Barks End zu kommen, anstatt wie ein Greis oder eine Frau in einer dahinschaukelnden Kutsche vorzufahren. Auf dem letzten Wegstück gönnte er sich einen Abstecher, der ihn wieder weiter von seinen unangenehmen Verpflichtungen fortführte. Natürlich hatte er von der Vereinbarung gewusst, die ihn an Elizabeth Barkley band, allerdings war es ihm immer wie eine unbedeutende Bagatelle erschienen. Sehr fern. Und nun hatte ihn die Narretei ihrer Eltern eingeholt und sein Vater hatte ihn förmlich hierher geschleift, um dem Mädchen ein förmliches Versprechen zu geben. Ein Glück, dass sie noch zu jung war, um zu heiraten, sonst hätte sein Vater wohl auch noch darauf bestanden. So blieb ihm zumindest noch eine Gnadenfrist und wer konnte sagen, was die nächsten
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