Verzeih mir, mein Herz!
Widerspruch an.
„Das ist nur fair, Sebastian! Wenn ich mir vorstelle, ich hätte Claire Bennett geheiratet und dadurch Sophie verloren.”
Darauf wusste Sebastian St. John nichts zu antworten, denn seine Eltern hatten seinerzeit davon abgesehen, ihm eine Braut vorzusetzen, mit dem Ergebnis, dass seine erste Wahl eine absolut unpassende Duchess abgegeben hätte. Sein Vater hatte ihn damals freigekauft und das Mädchen hatte einen Baron geheiratet. Brummend gab er seine Zustimmung, mehr auf das Wohlwollen des Freundes schielend als auf die Gefühle seines Sohnes, der den Viscount ungläubig anstarrte.
„Das Einzige, was ich verlange, ist, dass du ihr eine Chance gibst. Zur gegebenen Zeit, versteht sich. Ich kann verstehen, dass sie noch keinen Freudentaumel in dir auslöst, schließlich ist sie noch ein Kind.”
Jordan versprach dem Lord, dem Mädchen unvoreingenommen gegenüberzutreten, wenn es so weit war, an eine Eheschließung zu denken, und war sehr erleichtert, dass von ihm zumindest in den kommenden sieben Jahren nichts weiter erwartet wurde.
„Gut! Dann lasse ich jetzt Beth rufen”, strahlte Eric und rieb sich die Hände. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass der junge Marquess zur gegebenen Zeit sehr angetan sein würde von seinem kleinen Mädchen.
Elizabeth zitterte vor Aufregung, als sie dem Ruf nachkam und die Treppe zum Arbeitszimmer ihres Vaters herunter lief. Hatte ihr Vater nach ihr geschickt, um ihr Jordans Ablehnung beizubringen? Sie schwor sich, die Nachricht mit so viel Würde und Gleichmut aufzunehmen wie möglich und fuhr vor der Tür, hinter der ihr Vater auf sie wartete, glättend über den festen Musselin ihres Nachmittagskleides. Sie zögerte vor dem unausweichlichen Schritt, der zur Zurücksetzung führen würde, da sie noch Susans gehässige Worte im Ohr hatte. Obwohl die Cousine erst sechs Jahre alt war, besaß sie ein spitzzüngiges Mundwerk, das sie mit besonderer Vorliebe an Elizabeth testete, obwohl auch Ernest einiges von ihrer Bösartigkeit abbekam. Elizabeth schob Susan seufzend aus ihren Gedanken und drückte die Tür auf, um einen vorsichtigen Blick in das Zimmer zu werfen. Ihr Vater war nicht allein. Mit einem kleinen Schrei warf sie sich dem Duke in die Arme. Bislang hatte sie ihn nicht begrüßen können und eigentlich hatte sie geglaubt, er wäre bereits wieder abgereist.
Sebastian wirbelte das Mädchen einmal durch die Luft, wie er es auch immer bei ihren früheren Begegnungen getan hatte und er es auch mit seinen eigenen Töchtern zu tun pflegte, bevor er sie mit einem Zwinkern wieder auf dem Boden absetzte und sie den von ihrer gestrengen Gouvernante geforderten Knicks machte.
„Wie geht es Ihnen, Euer Gnaden? Ist Ihre Gnaden wohlauf? War die Reise angenehm? Es ist fürchterlich warm, finden Sie nicht auch? Werden Sie uns später beim Tee Gesellschaft leisten?”
Sebastian grinste über ihre Versuche, ein Gespräch in Gang zu setzen, wobei sie ihm keine Gelegenheit einräumte zu antworten. Es war offensichtlich, dass die Gouvernante des Mädchens sie instruiert hatte, damit sie ein dem Anlass entsprechend gutes Bild ablieferte, dies unterstrich auch ihr damenhafter Aufzug. Sie trug eine kleine Kopie der Robe, die er zuvor an Sophie Barkley bewundert hatte, und ihr gleißendes, blondes Haar türmte sich wohlfrisiert auf ihrem Kopf. Einige Engelslöckchen wippten bei jeder Geste, mit der sie ihre Worte unterstrich hin und her und rundeten ihren lieblichen Anblick aufs Vortrefflichste ab.
„Beth”, tadelte ihr Vater sanft, schaffte es aber nicht, ein ernstes Gesicht zu machen und damit seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Elizabeth brach mitten im Satz ab, blinzelte und versuchte den Fehler, den sie gemacht haben musste, zu erkennen. Miss Maddens Lektion lautete:
„Wenn Sie den Duke begrüßen, machen Sie einen Knicks, reichen Sie ihm die Hand und murmeln Sie einen Gruß. Begrüßen Sie dann gegebenenfalls die Duchess, den Marquess und im Anschluss daran Ihren Vater und Ihre Mutter … machen Sie höfliche Konversation, sprechen Sie dabei über das Wetter, die Reise und über Befindlichkeiten, ansonsten sprechen Sie nur, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Schauen Sie dabei stets sittsam auf ihre Hände.”
Elizabeth zog eine Schnute. Wenn Miss Madden von ihrem Fauxpas erfuhr, würde sie alles andere als erfreut sein. Schnell knickste sie vor ihrem Vater und murmelte eine Entschuldigung. „Ich habe alles falsch gemacht, nicht wahr?” Mutlos sanken
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