Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzeihen

Verzeihen

Titel: Verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
Vom Netzwerk:
Immer gewesen. Das übliche Spiel in wechselnder Besetzung.
    Edith Leu hatte im Dezernat angerufen. Und weil Martin Heuer noch nicht zurück war und niemand wusste, wo er steckte, schickte Volker Thon seine junge Kollegin in die Konradstraße.
    »Was haben Sie vier Tage in der Wohnung Ihrer Nachbarin gemacht?«, fragte Freya Epp. Das kleine Aufnahmegerät behielt sie in der Hand. So konnte sie fühlen, wenn das Band plötzlich stehen blieb.
    »Ich hab mich inspirieren lassen«, sagte Andreas Binger.
    »Frau Talhoff ist den ganzen Monat verreist. Und ich wollt mal meine Ruhe.«
    Seine Freundin stand in seiner Nähe. Und schwieg. Sie machte einen völlig konsternierten Eindruck.
    »Kann ich ahnen, dass du gleich die Polizei holst?«
    »Und Sie haben keine Idee, wo Ariane Jennerfurt hinwollte?«, fragte Freya.
    »Irgendwas stimmte mit ihr nicht. Sie war gut. Aber nicht so wie früher. Das Geld hat sie genommen.«
    »Was für Geld?«
    »Ich hab ihr dreihundert Mark gegeben.«
    Edith Leu machte einen Schritt auf ihn zu. Und schlug zu. Dann ging sie zum Ausguss und wusch sich die Hände.
    »Muss ich jetzt was bezahlen für die Anzeige?«, fragte sie.
    »Sich inspirieren lassen ist nicht strafbar«, sagte Freya Epp. Und schaltete den Kassettenrecorder aus.

8
    » U nfall?«
    Iris Frost stellte Schilff den Wodka-Tonic hin.
    Und deutete auf seine Hände. Die vier Finger seiner rechten und linken Hand waren mit weißen Pflastern verklebt.
    »Schlechte Technik«, sagte er.
    »Kenn ich.«
    Er trank einen Schluck. Es war sein vierter Wodka-Tonic an diesem Tag. Die ersten drei hatte er im »Café Rothmund« getrunken.
    Gegenüber dem Haus, in dem Ariane Jennerfurt wohnte.
    »Ich hab auf sie gewartet. Sie ist nicht aufgetaucht«, sagte er.
    Die Nachbarin, die im selben Stock wie Ariane wohnte, hatte ihm die Adresse des »Glücksstüberls« gegeben.
    »Ich versteh das nicht«, sagte Iris und zapfte Bier.
    »Hoffentlich ist sie nicht im Krankenhaus.«
    »Dann hätt sie angerufen.« Iris stellte zwei Helle auf ein Tablett.
    Und trug sie an einen Tisch, an dem zwei ältere Männer Karten spielten.
    Das »Glücksstüberl« war ein kleines Lokal mit drei Tischen und einem Tresen. Auf dem standen Plastikschälchen mit Knabbergebäck.
    »Wo haben Sie sich kennen gelernt?«, fragte Iris.
    »Im Taxi.«
    »Aha.« Sie spülte Gläser ab. Schilff blickte zur Tür.
    Fünf Tage waren vergangen. Und die reale Welt auch ohne ihn zurechtgekommen.
    »Niemand vermisst den Fälscher«, sagte er.
    »Was?« Iris hatte nicht hingehört.
    Beim Gedanken an seine Existenz duckte er sich. Er war eine überflüssige Kreatur. Vor allem in den Augen derer, die vor einigen Monaten begonnen hatten, ihn und seine Arbeit zu vernichten.
    Und dann entdeckte er auf der Eckbank, über der wie in seinem Hotel ein Fernseher hing, eine zerkratzte schwarze Tafel. Darauf hatte jemand mit Kreide geschrieben: »Heit gibts frische Weißwürscht mit Brezn.«
    Er hätte sich am liebsten übergeben. Iris zündete sich eine Zigarette an.
    Die Tür fliegt auf. Ein maskierter Mann stürzt herein. Richtet seine Pistole auf die Gäste. Und drückt ab. Sechsmal hintereinander. Alle sind sofort tot. Und der Maskierte ist wieder weg.
    »Noch einen!«, sagte Schilff.
    Seine Wünsche gingen schon lang nicht mehr in Erfüllung.
    Schon früher hatte sie die bordeauxrote Ledercouch abweisend gefunden. Weshalb er extra für sie eine teure Wolldecke gekauft hatte. Mittlerweile hatte er die Decke verschwinden lassen. Wegen seiner Frau. Und seiner Sekretärin.
    Sie vögelten ohne Decke. Ariane fröstelte.
    »Ist was?«, sagte Hanno Rink.
    »Nein«, sagte sie.
    Er stand hinter ihr. Sie kniete mit dem Rücken zu ihm auf der Couch. Hielt sich an der Lehne fest. Und setzte seinen Stößen so viel Kraft entgegen, wie sie konnte. Das hatte er gern.
    Die Kanzlei des achtundvierzigjährigen Anwalts lag in einem Viertel, das geprägt war von Altbauwohnungen, gediegenen Fassaden und stilvollen Plätzen. Patentanwälte, Werbeagenturen, Verlage und Produktionsfirmen für Film und Fernsehen residierten hier.
    Hanno Rink arbeitete mit zwei Kompagnons zusammen. Spezialisten für Medienrecht, die ihm viel Arbeit abnahmen. Damit er sich auf sein Spezialgebiet, das Steuerrecht, konzentrieren konnte.
    Er drückte ihren Kopf tiefer.
    »Ich will ohne Gummi«, sagte er heiser.
    Sie mochte sein Parfüm. Auch die Art, wie er sie nahm, hatte sie oftmals mehr erregt als die der meisten anderen Männer.
    »Nein«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher