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Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Vic Daniel 1 - Down in the Valley

Titel: Vic Daniel 1 - Down in the Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David M Pierce
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akustischen Kachelwänden und — Decken, beweglichen Trennwänden als Schalldämpfer... Was soll’s. Vielleicht waren die Kinder heutzutage lauter, so daß sich alles wieder einpendelte.
    Ach so. Noch etwas anderes passierte auf dem Weg zu Devlins Büro. Ich habe eine Drogenorgie auffliegen lassen.
    Wir gingen an der Knabentoilette gegenüber dem Umkleideraum vorüber, als ich mit meinem kleinen Ohr etwas hörte, das mit »rau« anfing, z.B. »Rauferei«. Da gerade überall Unterricht war, brauchte ich nur einen winzigen Moment, um zu folgern, daß das, was wahrscheinlich gerade vorging, mit Knaben zu tun hatte, mit Knaben, die etwas taten, was sie doch gar nicht sollten.
    Ich entschuldigte mich in netter Form bei Miss Shirley und ging aufs Klo, und dort, na bitte, teilte sich eine kleine Gruppe von St. Stephen’s Tunichtguten brüderlich einen Joint. Mein Eintreten verursachte einen kleinen Ausbruch unterdrückten Gelächters, Schwingtüren schwangen abrupt zu, und dann war alles ruhig. Dick hing der Geruch guten Pots im Raum. Ich erleichterte mich lärmend in eins der Urinale, verstaute meinen Altvater, zog stattdessen mein neues Maßband hervor und begann, munter pfeifend, den Anstandsort auszumessen.
    »Aha, so zehn mal zehn dürfte das sein«, sagte ich zum Schein vor mich hin, dann bückte ich mich und warf einen raschen Blick unter die Klotüren. In dem einen Kabuff zählte ich vier Füße, in dem daneben sechs. Ich lärmte noch ein wenig beim Fenster herum, und einer der Knaben schlich sich flink heraus und wusch sich die Hände. Er betrachtete mich kurz im Spiegel, um zu erfahren, wer zum Teufel ich war und was zum Teufel ich dort trieb.
    »Was hältst du von Kanariengelb?« fragte ich ihn.
    »Was?« Er war ein großer Junge mit einer Art modifiziertem Apachen-Haarschnitt.
    »Kanariengelb«, sagte ich. »Gegen Waldgrün abgesetzt, sieht das ganz allerliebst aus.«
    »Sind Sie Anstreicher?« sagte der Knabe und trocknete sich die Hände ab.
    »Maler«, sagte ich. »Oder Farbkoordinator, wenn dir das lieber ist. Anstreicher!« Ich erschauderte empfindsam. Ein zweiter Knabe stahl sich heraus, als ich ihm den Rücken kehrte, und machte einen schnellen Abgang. »Macht es dir was aus, das eine Ende hiervon ein Minütchen lang zu halten?« Ich hielt ihm das Maßband hin.
    »Ja«, sagte der Knabe. »Alles klar«, sagte er zu seinen Genossen. »Irgendein Wichser.«
    »Na, na!« sagte ich. »Das will ich überhört haben.« Die anderen tauchten auf, bedachten mich mit Blicken, die zwischen verächtlich und offen feindselig variierten, dann verzogen sie sich, nachdem sie an der Tür noch die entsprechenden Albereien veranstaltet hatten. Nach einer Minute folgte ich ihnen. Einer von ihnen sprach mit Miss Shirley.
    »Für Mr. Bonds«, sagte er mit diesem unschuldigen Ausdruck, den Kinder annehmen, wenn sie mit zusammengebissenen Zähnen lügen, und den Erwachsene annehmen, wenn sie mit zusammengebissenen Dritten Zähnen lügen. »Für das Spiel.«
    »Ja, dann beeil dich mal lieber«, sagte Miss Shirley. Der Knabe haute ab. »Sie markieren etwas namens >Pitch< für Mr. Bonds für das Spiel am Samstag«, berichtete sie mir.
    »Außerdem dröhnen sie sich auf der Knabentoilette voll«, berichtete ich ihr. »Und ein >Pitch< nennen die perfiden Engländer ein Fußballfeld. Ich lese nämlich ziemlich viel«, fügte ich hinzu.
    »Und ich stehe ziemlich viel herum und warte auf Sie«, sagte sie. »Bringen wir mal etwas Bewegung rein, Pablo. Ich hab noch zu tun.«
    Wir brachten Bewegung hinein. Das heißt, sie brachte Bewegung hinein, und ich ging.

Fünftes Kapitel

    Mr. Dev Devlin war ein ganz harter Bursche, wenn man ihm Glauben schenken wollte, und das wollte ich nur zu gerne tun.
    Er sah pathologisch normal aus, mit dem klischierten Gesichtsausdruck des Ex-Marineinfanteristen, und ich fand bald heraus, daß er genau das war. Sein Büro war klein und angemessen spartanisch, obwohl auf seinem schlachtschiffgrauen Schreibtisch eine Vase mit frischen Osterglocken stand und an den Wänden mehrere Bilder mit irischer Gegend hingen. Um seine Verbindung zur Marineinfanterie zu bestätigen, hing gleich neben der Tür ein gerahmtes Foto von ihm selbst als Leutnant in Vietnam; er kam herüber, um es mit mir zu betrachten. Es war etwas mit seinem Gang, ein Zögern, er hob den einen Fuß etwas höher an als den anderen; ich fragte mich, ob er irgendeine Teilprothese trug.
    »Kurz vor Tet«, sagte er zu meiner Schulter. Er roch nach

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