Vic Daniel 1 - Down in the Valley
Old Spiee, dem Lieblingsriechwasser der Gis, und nach Macho-Zigaretten. Er trug eine dunkelblaue paramilitärische Kluft mit roten »Security«-Abzeichen auf beiden Ärmeln und einem metallenen Namensschild mit der Aufschrift M. Devlin, Chief Sec. über der Brusttasche. Der Druckknopf seiner Pistolentasche war zugeschnappt, aber so groß, wie sie war, konnte man davon ausgehen, daß er mehr in ihr untergebracht hatte als eine Luftpistole. Er war kleiner als ich, hatte aber die Figur eines Gewichthebers, und unterm Hemd zeichneten sich deutlich seine Muskeln ab. Viereckiges Gesicht, hellbraunes Haar, etwas länger als die Vorschrift, aber nicht viel. Außerdem war er unzufrieden, und das sagte er mir auch, als wir dort vor dem Foto von einem der Goldenen Momente in seinem Leben standen.
»Das gefállt mir nicht, Vic«, sagte er.
»Mann, das tut mir echt leid«, sagte ich.
»Das gefällt mir nicht, wenn außenstehende Sicherheitsleute in meine Schule kommen«, sagte er. »Ganz und gar nicht gefallt mir das.«
Ich wollte schon wieder sagen, es täte mir echt leid, aber ich wiederhole mich nicht gern. Er schritt hinter meinem Stuhl auf und ab und zeigte, wieviel Energie in ihm steckte; ich sah gar nicht erst hin. Ich dachte mir, er würde sich irgendwann beruhigen, und das tat er dann auch.
»Was geht hier vor, Vic?« Er setzte sich mir gegenüber auf einen Drehstuhl und rückte eine Schreibtischgarnitur zurecht, die aus dem Messing eines Geschoßmantels gearbeitet war und des Zurechtrückens gar nicht bedurft hätte.
Was geht hier vor? Gute Frage, Dev, alter Junge. Miss Shirley hatte ihm meinen Namen und Status verraten und daß mich der Stellvertretende Schulleiter eingestellt hatte, aber mehr auch nicht. Ich führte eine innere Debatte darüber, wieviel ich ihm noch verraten sollte; einerseits brauchte ich Hilfe von innen, und wer konnte mir die besser gewähren als er? Anderer-(und linker-)seits kam bei mir der beunruhigende Gedanke auf, daß er, wenn er so ein toller Hecht war, längst wissen sollte, was los war, und warum hatte er dann nichts unternommen? Wenn man, wie ich, ein bestens geschultes, logisches Gehirn hat, bringt einen das auf zwei Möglichkeiten: (i) Er war gar nicht so ein toller Hecht, oder (2) er hatte gute Gründe dafür, keiner zu sein. Ich dachte, ich fange mal mit (1) an, aber es kam mir ein bißchen direkt vor, mit der Frage »Sind Sie oder waren Sie je ein toller Hecht, Dev?« anzufangen, und deshalb fragte ich ihn stattdessen: »Was wissen Sie über Computerdiebstahl, Dev?«
Er schüttelte sich eine Camel aus dem Päckchen, das er in seiner obersten Schreibtischschublade aufbewahrte, zündete sie mit einem Küchenstreichholz an und steckte die Packung wieder weg.
»Sie meinen, daß die Dinger gestohlen werden?«
»Nein, ich meine, daß man die Dinger benutzt, um andere Dinge zu stehlen.« Er sah ein bißchen verloren aus. Er tat mir sozusagen echt leid.
»Naja, gelesen habe ich darüber«, sagte er. Beim Rauchen hielt er die Zigarette mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger. »Und deshalb sind Sie hier?«
Ich nickte feierlich. »Das ist meine Spezialität, Dev. Kann auch ganz schön knifflig sein, das kann ich Ihnen versichern.«
»Ach ja?« Er wirkte erleichtert; ich dachte, ich erleichtere ihn noch ein bißchen mehr.
»Aber ja. Ach, da fällt mir ein: Mr. Lowenstein hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, daß der Umstand, daß er mich eingeschaltet hat, in keiner Weise eine Kritik an Ihrer Abteilung darstellt.« Arschkriechen ist gut für die Seele, hat der Hl. Franziskus gesagt. »Wo wir gerade von Ihrer Abteilung sprechen«, sagte ich, um meiner Seele noch mehr heftig benötigtes Gutes zu tun, »wie schaffen Sie es eigentlich, bei so einem Job die Übersicht zu behalten? Da steckt doch bestimmt eine Menge Organisation dahinter, wenn man für so einen Riesenladen verantwortlich ist, vom lebenden und toten Inventar ganz zu schweigen.«
Devs Gesicht hellte sich auf; er berichtete mir, von Profi zu Profi, wie er den Laden durchorganisiert hatte, und das war allerdings beeindruckend. Oft, viel zu oft, ist ein Sicherheitssystem nur so gut, wie es die speziellen Anforderungen der Versicherungsgesellschaft verlangen, aber das war natürlich nicht gut genug für Dev. Alle Auflagen, Schlösser, Türklinken, Fensterverriegelungen, akustische und sonstige Alarmsysteme, Notausgänge und Fluchtwege, Brandübungen, innere Sicherheit und alles Übrige betreffend, waren nicht nur erfüllt, sondern
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