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Video-Kid

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Titel: Video-Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Planeten kümmern? Was also meine politischen Ambitionen angeht, so vergessen Sie die am besten schleunigst wieder. Ich bin nicht mehr und nicht weniger als ein Entertainer. Und Produzent. Und Antiquar. Und Sozialtheoretiker. Natürlich ziehe ich mir viele Hüte an, aber die dornige Krone der Politik hat nie mein Haupt gedrückt, mein Herr, das kann ich Ihnen schriftlich geben.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Angelhecht, »könnte ich doch nur das gleiche von einigen Ihrer irregeleiteten Rivalen behaupten.«
    Das Heuchlerische dieses versteckten Hinweises auf Professor Armbrust ekelte mich an. Armbrust hatte sich Rominuald Tanglin als Verbündeten für seinen interstellaren Wortkrieg gegen die eingemotteten Reaktionäre in der Akademie gewählt. Ich wußte nicht allzu gut Bescheid über die »Gestalt-Debatte« und alles, was mit ihr zusammenhing, denn der Disput hatte sich lange vor meiner Zeit abgespielt, aber ich wußte genau, auf welcher Seite meine Sympathien lagen.
    »Und wie bezeichnen Sie Ihre eigene Allianz mit der Kabale, verehrter Herr, wenn nicht politisch?« sagte ich. »Natürlich haben Sie schon eindrucksvoll demonstriert, daß Sie die blutige Hand der Kabale benötigen, um für Ihre eigenen senilen Geistesirrungen Verbreitung zu finden.«
    »Blutige Hand, Bube!« rief Angelhecht und reckte seine Schultern. »Ich würde annehmen, diese Bezeichnung träfe eher auf Sie und Ihre nichtswürdigen Kumpane zu statt auf Ihre eigene Regierung. Und was meine Allianz mit der Kabale angeht, so können Sie die nach Ihrem Belieben betiteln. Mich scheren Ihre dummen Sprüche so wenig wie Sie der normale Standard menschlicher Würde.«
    Statisch krachend richtete sich mein Haar auf. Scheinberg, Starkbein und Allrot verschwanden eilig unter dem Tisch. Ich erhob mich. Angelhecht erhob sich. »Ich denke«, sagte ich, »Ihre Verbindung mit der Kabale kann am ehesten als doppelte Verhöhnung der Wahrheit und Gerechtigkeit umschrieben werden. Und Ihre Ausführungen und Rechtfertigungen sind so nichtswürdig und heuchlerisch, wie Ihr Verstand begrenzt und kleinlich ist. Sie, mein Herr, Sie und Ihre verräterische akademische Partei sind nichts anderes als eine immense Fischgräte im Hals der menschlichen Erleuchtung!« Angelhecht lief weiß an, aber ich war noch nicht fertig. »In einer DNS-Kette von Professor Armbrust befindet sich mehr Information als in dem ganzen staubtrockenen und altersschwachen Klapperkasten, den Sie vorgeben, Ihr Gehirn zu nennen!«
    Angelhecht verschränkte die Arme. »Legen Sie sich keinen Zwang an und kehren Sie zu Ihrer gewohnten Gewalttätigkeit zurück, die ich allerdings nur als Feigheit ansehen kann. Ich bin unbewaffnet und Ihnen somit auf dem Felde der rohen Gewalt ein miserabler Gegner! Aber lassen Sie sich nicht davon aufhalten, daß vor Ihnen ein Mensch mit Würde steht!« Er nickte Sanktanna zu, die plötzlich aufgesprungen war, um sich zwischen uns zu stellen. Ich hatte alles mit den Kameras aufgenommen, und da ich nicht zulassen wollte, daß sie mir die Szene schmiß, trat ich ihr rasch die Beine weg. so daß sie mit dem Kopf zuerst auf den Tisch fiel.
    »Mein Herr«, sagte ich, »ich bin davon überzeugt, daß Sie sich in einer körperlichen Auseinandersetzung als genauso unfähig erweisen werden wie schon im geistigen Kampf! Wenn es Sie stört, keine Waffe zu tragen, so dürfen Sie sich gern meine ausleihen!« Ich warf ihm meinen Nunchuck zu. Er fing ihn auf, drehte ihn unsicher in den Händen und rief dann: »Ich habe nicht vor, meine Finger mit so etwas zu besudeln!« Ungeschickt warf er die Waffe über die Balkonbrüstung in den Ozean.
    »Du Dreckskerl!« schrie ich. »Mein Lieblings-Chuck!« Ohne auf mein verletztes Bein zu achten, sprang ich über den Tisch, packte den Professor an Arsch und Kragen und schleuderte ihn der Waffe hinterher. Laut schreiend fiel er ins Wasser. Ich ließ ihn von zwei Kameras verfolgen, um sein ungeschicktes Aufplatschen und Herumzappeln aufzunehmen, bis die Hausdiener ihn herausgefischt hatten. Ich klopfte mir die Hände an der Hose ab und kehrte zum Tisch zurück.
    Mein Gastgeber und seine beiden Freunde krochen darunter hervor. »Er hat es nicht anders gewollt«, sagte Scheinberg.
    »Das hat er ganz sicher«, sagte Allrot. Er nahm seine Gottesanbeterin in die Arme, die es sich inzwischen auf dem schlecht geschnittenen, braunen Haar von Sanktanna bequem gemacht hatte und dort neugierig an dem Büschel flacher Federn knabberte.
    »Eine großartige

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