Video-Kid
Vorstellung, Kid«, meinte Starkbein. »Jetzt ärgere ich mich schon fast darüber, daß ich meine eigenen Kameras nicht mitgebracht habe.«
»Ich schicke dir eine Kopie, sobald ich das Band zurechtgeschnitten habe«, versprach ich. Ich öffnete den linken Ärmel meines Pyjamas und injizierte zwei Kubikzentimeter eines Tranquilizers in den Plastikkanal im Unterarm. Das Mittel beruhigte mich rasch. Allrot und ich setzten Sanktanna in ihren Sessel. Ich schob ihr ein wenig Smuff in den Mund, untersuchte die Beule an ihrem Kopf - keine besonders große - und goß ihr Wasser ins Gesicht. Unmittelbar darauf kam Sanktanna wieder zu sich.
»Was ist geschehen?« wollte sie wissen.
»Du bist in Ohnmacht gefallen«, sagte ich. »Die Aufregung hat dich überwältigt.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich fühle mich sehr merkwürdig. Irgendwie betäubt ... so weit weg von allem.«
»Das geht vorüber«, sagte ich. »Warum entspannst du dich nicht und genießt dieses Gefühl?«
»Wo ist der Professor?« fragte sie matt.
»Er war ganz plötzlich fort«, sagte Scheinberg. Wir drei Männer mußten alle darüber lachen. Dann kam Rätseling mit dem vierten Gang.
Scheinberg bestand darauf, daß Dr. Kokokla, sein Leibarzt, Sanktanna untersuchte. Der Arzt bestätigte dem Mädchen, daß ihm nichts fehle. Einfühlsam erklärte er ihr. sie habe sich den Kopf gestoßen, und bot ihr ein Sedativum an, was sie jedoch ablehnte. Einer von Scheinbergs zahlreichen Pornostars trat auf den Balkon und brachte mir meinen Nunchuck. Sie hatten ihn gereinigt und getrocknet. Ich nahm ihn an mich und dankte. Ohne meine Waffe fühlte ich mich nie besonders gut.
»In meinem ganzen Leben bin ich noch nicht in Ohnmacht gefallen«, sagte Sanktanna. »Und ich kann einfach nicht begreifen, wie ich mit dem Hinterkopf aufschlagen konnte, wenn ich mit dem Gesicht nach vorn gefallen bin. Meine Herren, Sie können sich Ihre taktvollen Lügen ersparen. Ich weiß, daß dieser Mann dort mich mit seiner Waffe geschlagen hat!«
»Ja, so war es«, gab Scheinberg zu. »Vergib mir, teure Sanktanna. Dieser plötzliche Gewaltausbruch war ganz allein meine Schuld. Ich muß mir eingestehen, falsch kalkuliert zu haben. Es macht mir immer großes Vergnügen, gegensätzliche Meinungen aufeinanderprallen zu sehen, besonders wenn dabei Gewalt in der Luft liegt, aber ich hätte nie vermutet, daß du so weit gehen würdest, dich mitten in eine körperliche Auseinandersetzung zu drängen. Solche hochtrabenden Gesten bergen leider ein gehöriges Risiko in sich.«
»Ach, sei doch nicht so kriecherisch, Scheinberg«, unterbrach ich ihn. »Jawohl, Anna, ich habe dich niedergeschlagen. Du hättest mir sonst die ganze Show gestohlen! Wie immer ist unser verehrter Gastgeber außerordentlich verständig und höflich; daraus darfst du aber nicht schließen, daß wir anderen uns deine unsinnigen Bemerkungen ebenso ruhig anhören werden! Himmeldonnerwetter noch mal, jetzt benimm dich endlich wie ein normaler Mensch und laß das unsinnige Siezen, sonst werf ich dich auch noch über den Balkon.« Die bloße Drohung, Sanktanna zu prügeln, hätte höchstens Dickköpfigkeit bei ihr hervorgerufen, aber die Vorstellung, auf demütigende und lächerliche Art über den Balkon geworfen zu werden, ließ sie ihre Position überdenken. Nachdem sie uns reihum angesehen hatte, wagte sie keinen Einwand mehr und setzte sich schmollend hin. Kurz darauf machte sie sich über ihre Schüssel her. Das ist eine der Wirkungen von Smuff: Es scheint den Appetit und das Geschmacksvermögen unerhört zu steigern. Daneben tötet das Mittel Schmerzen völlig ab, betäubt und desorientiert aber auf der anderen Seite und beeinträchtigt die körperliche Koordination - und manchmal auch das Hörvermögen.
»Teure Sanktanna, vielen Dank für deine Verständigkeit«, sagte Scheinberg. »Ich bedenke vorab wohl, welche Gäste zu welcher Konstellation ich zu meinen Frühstücken zusammenbringe. Ich folge dabei strikt den Richtlinien meiner chemischen Analogtheorie der Körperpolitik. Doch gelegentlich scheine ich die Säure zu scharf oder die Base zu bitter werden zu lassen, und dann obliegt es mir, mit der nachfolgenden Explosion fertig zu werden. Das ist natürlich recht anstrengend, entbehrt aber auch nicht einer gewissen heiteren Note. Insgesamt hält es mich jung. Ich bin ein sehr alter Mann, liebste Sanktanna, sieh mir darum meine Wunderlichkeiten nach.«
»Ich vergebe dir, Scheinberg«, erklärte Sanktanna, »denn ich bin
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