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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Sex. 
Also mit dem Sex ist das so eine Sache bei mir. Das fing schon so früh an.
Oh, ich glaube, jetzt bringe ich die Reihenfolge durcheinander.
    Also, ich kann mich erinnern, als ich mit vier Jahren zum ersten Mal in den Kindergarten musste. Patrick, mein einziger Freund, war schon länger dort, weil er ein bisschen älter ist als ich. 
Meine Mutter und ich kamen dort also an, und eine total alte und schrumpelige Frau bückte sich zu mir herunter und sagte laut und deutlich: „Also, das ist der kleine Gelton.“
Ich höre noch wie sie kleine sagte.Meine Mutter sagte: „Das ist Christopher. Manchmal kann man auch Chris zu ihm sagen, aber niemals Chrisi . Die alte Tante nickte und wiederholte: „Niemals Chrisi.“
„Nein“, antwortete meine Mutter. „Chrisi ist ein rotes Tuch für ihn. Nennen sie ihn einfach immer Christopher. Dann machen Sie nichts falsch.“
Ich hasste sie dafür, dass sie es immer wieder allen sagte. Konnte sie mich nicht einfach als Christopher vorstellen? Dabei hatte sie es nur gut gemeint, sagte Bob, und wollte Missverständnissen vorbeugen.
Ich kam also in diese Gruppe, und alle starrten mich an. Wäre ich schon größer gewesen, hätte ich gesagt: „Hey, was geht?“
Aber ich grinste alle an und rannte in die Bauecke, wo einige Kinder eine große Burg gebaut hatten. So groß, dass es mir ganz viel Spaß machte, sie in Grund und Boden zu trampeln. Ich schrie vor Vergnügen! Das war ein tolles Spiel hier. Endlich hatte mal jemand für mich ein Spiel aufgebaut.
Bei Patrick zu Hause war das anders. Da mussten wir die Spiele immer selber aufbauen. Aber hier war wirklich was los. Hier war schon alles fertig.
Ich wollte mir gerade ein neues Spiel suchen, da hielt mich diese schrumpelige Frau fest und sagte: „Kleiner Mann, so läuft das hier nicht.“
Sie sah zu meiner Mutter und sagte: „Vielleicht lassen Sie ihn heute erst mal zwei Stunden hier. So zum Eingewöhnen.“
Meine Mutter nickte und sah mich an. „Bis gleich“, sagte sie und verschwand. 
Die Frau schob mich zu Patrick an einen Tisch. Der puzzelte gerade. Ich sah interessiert zu. Das war kein normales Puzzle. Es musste anders zusammengebaut werden und hatte viele verschiedene Zeichen drauf.
Bob erklärte mir, das war wahrscheinlich ein didaktisches Puzzle. Die sind ganz schön schwer.
Auf jeden Fall war es unheimlich toll. Ich habe die ganze Zeit damit gespielt, bis meine Mutter mich wieder abholte.
Am zweiten Tag durfte ich schon länger bleiben.
Doch diesmal war ich schlauer. Ich trat nicht die Bauecke zusammen. Ich hatte nämlich keine Lust, das gleiche Puzzle wieder zu machen. Ich fand einen Tisch mit Blättern und Wachsmalstiften. Dieser Tisch wurde zu meinem Lieblingstisch. Ich blieb dort sitzen, bis meine Mutter mich abholte.
Am nächsten Tag durfte ich wieder länger bleiben.
Ich wollte sofort zum Maltisch, doch diese Schrumpeltante hielt mich zurück und sagte: „Chrisi“, sie sagte: „Chrisi, heute geh'n wir alle turnen.“ Chrisi!! Ich hasste dieses schrille iiiii am Ende meines Namens wie die Pest.  
Bob sagte, dass dies ein Trauma von meiner Geburt sei. Es wurde damals viel geschrien. Außerdem sind meine Mutter und ich mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus gefahren worden, der die ganze Zeit die Sirene anhatte.
Kennen Sie dieses iiiii ? Das wird es wohl gewesen sein.
Auf jeden Fall erzählte diese Tante meiner Mutter später, dass ich sie gekniffen hätte. Das stimmte aber gar nicht, ich habe nur geschrien. Kneifen und Schlagen tat ich nur bei lauten Knallgeräuschen.
Ich habe so laut geschrien, dass die Tante mich stehen ließ. Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Aber erzählt hat sie, dass ich sie gekniffen habe. Das bringt doch alles durcheinander!
Ich war sehr wütend, denn meine Mutter glaubte der Frau. Zu mir sagte sie: „Mach das nie wieder!“
Dabei konnte ich doch nichts dafür, dass ich bei diesem Chrisiii immer schreien musste.
Ich durfte deswegen lange nicht mitturnen, auch an den Maltisch nicht. Ich hätte am liebsten die ganze Zeit die Bauecke niedergetrampelt, aber ich wollte dieses Puzzle nicht mehr machen.
Ich war wütend. Als ich wieder an den Maltisch durfte, wurde ich immer wieder weggeholt. Zum Singen, zum Tanzen, zum Basteln, zum Turnen und zum Spielen im Freien. Ich wollte es aber nicht. Dieser Tisch war das Großartigste, was mir im Kindergarten begegnet war. Ich konnte stundenlang die Blätter mit schwarzer Farbe vollmalen.
Bob sagte, das könnte das abgebrannte Farmhaus,

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