Vier Frauen und ein Mord
ist. Als ich erwachsen war, setzte ich Detektive auf ihre Spur. Die fanden heraus, dass sie nach Australien gegangen und dann dort gestorben war. Sie hatte einen Sohn hinterlassen – Evelyn Hope.
Nun, damit schien alles erledigt zu sein. Aber dann freundete ich mich mit einem jungen Schauspieler an. Er erwähnte einen gewissen Evelyn Hope, der aus Australien gekommen war, sich aber jetzt Robin Upward nannte und Theaterstücke schrieb. Ich interessierte mich dafür. Eines Abends zeigte man mir Robin Upward – und seine Mutter. So dachte ich, dass Eva Kane doch nicht tot war. Stattdessen hatte sie einen Haufen Geld und spielte die Königin.
Ich habe mir hier eine Stellung verschafft. Ich war neugierig und ein bisschen mehr. Schön, ich geb’s zu, ich hab gedacht, ich könnte es ihr irgendwie heimzahlen… Und als Sie mit dieser Geschichte von James Bentley kamen, da meinte ich, Mrs Upward hätte Mrs McGinty getötet. Eva Kane wieder beim alten Spiel. Zufällig hörte ich von Michael West, dass Robin Upward und Mrs Oliver die Vorstellung in Cullenquay besuchen. Ich beschloss, nach Broadhinny zu gehen und die Frau zur Rede zu stellen. Ich wollte… ich weiß nicht einmal, was ich wirklich wollte. Ich nahm eine kleine Pistole mit, die ich noch vom Krieg her hatte. Um sie zu erschrecken? Oder mehr? Ehrlich, ich weiß es nicht…
Nun, ich kam hin. Im Haus war kein Laut zu hören. Die Tür war offen. Ich ging hinein. Sie wissen, wie ich sie vorgefunden habe. Sie saß tot da. Ihr Gesicht war dunkelrot und verschwollen. Alle meine Gedanken kamen mir töricht und melodramatisch vor. Ich wusste, dass ich niemals jemanden töten könnte, wenn es so weit käme… Aber ich wusste, dass es schwierig sein würde zu erklären, was ich in dem Hause gewollt hatte. Es war kalt, und ich trug Handschuhe. So wusste ich, dass ich keine Fingerabdrücke hinterlassen hatte. Und dass mich jemand gesehen haben könnte, kam mir gar nicht in den Sinn. Das ist alles.«
Sie machte eine Pause und sagte dann plötzlich: »Was werden Sie jetzt tun?«
»Nichts«, sagte Hercule Poirot. »Ich wünsche Ihnen viel Glück für Ihr weiteres Leben. Das ist alles.«
Epilog
H ercule Poirot und Kommissar Spence feierten in »La Vieille Grand’mère«.
Als man den Kaffee gereicht hatte, lehnte Spence sich in seinem Stuhl zurück und seufzte tief und befriedigt.
»Das Futter ist hier gar nicht schlecht«, sagte er beifällig. »Vielleicht ein bisschen französisch, aber wo kann man heute noch ein anständiges Steak mit Bratkartoffeln bekommen?«
»Ich habe hier an dem Abend gesessen, als Sie damals zu mir kamen«, sagte Poirot.
»Ach, seit damals ist viel Wasser die Themse hinabgeflossen. Aber eins muss man Ihnen lassen, Monsieur Poirot: Das haben Sie gut gemacht.« Ein leises Lächeln erschien auf seinem eher hölzern wirkenden Gesicht. »Ein Glück, dass der junge Mann nicht begriff, wie wenig Beweise wir hatten. Na, ein schlauer Verteidiger hätte Hackfleisch daraus gemacht. Aber er hat völlig den Kopf verloren und sich verraten. Hat gestanden und sich um Kopf und Kragen geredet. So ein Glück für uns!«
»Es war nicht nur Glück«, meinte Poirot vorwurfsvoll. »Ich habe mit ihm gespielt, wie ein Angler mit einem großen Fisch spielt, den er am Haken hat. Er dachte, ich nähme die Beweise gegen Mrs Summerhayes ernst – und als er sah, dass es nicht stimmte, klappte er zusammen. Dazu kommt, dass er ein Feigling ist. Ich wirble den Zuckerhammer durch die Luft, und er glaubt, dass ich ihn erschlagen will. Starke Furcht bringt immer die Wahrheit zum Vorschein.«
»Ein Glück, dass Sie nicht durch Major Summerhayes’ Attacke zu Schaden gekommen sind«, sagte Spence grinsend. »Der kann aber wütend werden, und schnell ist er auch! Bin gerade noch rechtzeitig zwischen euch beide getreten. Hat er Ihnen schon verziehen?«
»O ja, wir sind die besten Freunde. Und ich habe Mrs Summerhayes ein Kochbuch geschenkt und ihr auch beigebracht, wie man eine Omelette macht. Bon Dieu, wie habe ich in dem Haus gelitten!«
»Verwickelte Angelegenheit, das Ganze«, fuhr Spence nachdenklich und an Poirots schmerzlichen Erinnerungen ganz uninteressiert fort. »Zeigt wieder einmal, wie wahr das alte Wort ist, dass jedermann etwas zu verstecken hat. Mrs Carpenter zum Beispiel ist ganz knapp an einer Verhaftung vorbeigekommen. Wenn jemals eine Frau sich benommen hat, als wäre sie schuldig, dann war sie es. Und weshalb das alles?«
»Eh bien, weshalb?«, fragte
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