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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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man immer vor, neugierig zu sein, aber sie ist schlimmer als alle Katzen.«
    »›Neugier ist der Katze Tod.‹ Ich hasse diese Redensart. Wegen ihrer Neugierde ist Harry dem Tod näher gekommen als wir. Wenn sie uns nicht hätte, wäre sie tot.« Hier hatte Pewter absolut recht.
    Im Laufe der Jahre hatte Harry mit ihrem Bedürfnis, jedem Rätsel auf die Spur zu kommen, sich, die Katzen, den Hund und sogar ihre Freunde in Gefahr gebracht. Die Tiere merkten dank ihrer überlegenen Sinneswahrnehmung stets viel früher als ihr Mensch, was die Stunde geschlagen hatte. Manchmal gelang es ihnen, Harry aus der Gefahrenzone zu schubsen. Ein andermal wurde sie mit einem Schlag niedergestreckt. Sie schien einfach nicht klüger zu werden. Ihr Mann hatte sich mit diesem unerquicklichen Charakterzug abgefunden. Die Tiere waren da weniger anpassungsfähig, wenngleich Pewter sich mit frischem Thunfisch immer rumkriegen ließ.
    »Dass sie dem Trottel an der Rezeption zwanzig Dollar zugesteckt hat, damit er uns in der Mittagspause hier reinlässt, das wäre fast ihr Tod gewesen«, sagte Tucker und lachte. »Zwanzig Dollar. Sie ist außer Kontrolle.«
    »Außer Kontrolle« war vielleicht ein zu starker Ausdruck für Harrys Verhalten, aber sie war zumindest vermessen und waghalsig.
    Die Nase dicht am Boden, flitzte die Corgihündin schnurstracks zu der Stelle, wo Walts Leiche gelegen hatte. »Hmm. Altes Blut. Altes Hirn. Nichts mehr übrig, aber der Geruch ist himmlisch.«
    Die zwei Katzen, selbst keine Aasfresser, wussten den Hundemagen durchaus zu würdigen. Sogar Pewter war jetzt so interessiert, dass sie die Gelegenheit, den Hund zu bekritteln, verstreichen ließ.
    Als die Leute von der Spurensicherung abgezogen waren, hatte Victor Gatzembizi Spezialisten geholt, um die Sudelei entfernen zu lassen, bevor am nächsten Tag wieder gearbeitet wurde. Das Mann-Frau-Team konnte die Blutflecken vom Beton nicht entfernen, aber es war ihnen gelungen, die winzigen Haar- und Schädelfitzchen aufzulesen. Die Spurensicherung hatte das meiste eingesammelt, doch kleinste Teilchen blieben immer zurück oder steckten unter einem Schrank. Es ist erstaunlich, was ein Körper, dem Gewalt angetan wurde, alles von sich gibt.
    So gründlich man auch geputzt hatte, die Nasen der Katzen und der Corgihündin konnten dennoch Verwertbares wittern.
    »Ich meine, sein Kopf war hier.« Tucker stand an der betreffenden Stelle.
    »Hier war auch was.« Pewter hatte erschnuppert, wo der Montierhebel gelegen hatte.
    Harry sah, wo ihre Tiere waren, und besann sich wieder einmal darauf, wie scharf deren Sinnesorgane waren. »Das ist die Stelle. Er hatte keine Chance.«
    Sie zeichnete in ein Notizbuch. Die ohnehin stets makellos saubere Halle glänzte nach der außerordentlich gründlichen Putzaktion noch mehr. Auf jeder der vier hydraulischen Hebebühnen stand ein Fahrzeug. Zu jedem Arbeitsplatz gehörte ein großer roter Werkzeugkasten mit vielen Ausziehfächern. Auf das obere Schubfach war der Name des Mechanikers geklebt. Die Kästen waren auf Laufrollen montiert, so dass sie herumgeschoben werden konnten. Jeden Mann für sein Werkzeug selbst verantwortlich zu machen, das war eine von Victors klugen Entscheidungen. Victor kaufte das gesamte Werkzeug, aber jeder Mann war für seinen Werkzeugkasten zuständig. Wurde jemand entlassen, nahm man sogleich eine Bestandsaufnahme vom Inhalt seines roten Kastens vor. Victor kannte das alte Spielchen, dass jemand irgendwelches Werkzeug mit zur Arbeit brachte und, wenn er ging, anderes mitnahm. So aber kam Victor für das Werkzeug auf und zahlte nur einmal dafür.
    Ein großer, etwa ein Meter zwanzig hoher Kasten war an die Wand geschoben worden. An das obere Schubfach war noch mit schwarzem Filzstift auf Malerkrepp der Name »Richardson« geschrieben.
    An den Wänden standen Industrieregale aus Stahl mit Leitern, die oben auf Rollen montiert waren, so dass auch sie geschoben werden konnten. In den Regalen befanden sich Luftfilter, Keilriemen und Gegenstände, die einfach zu lagern waren. Kästen enthielten Ersatzteile für Ford, General Motors, Chrysler, Toyota, Subaru, Nissan, alle nach Modell und Jahr gekennzeichnet.
    Harry wusste, dass bei den meisten Instandsetzungsarbeiten mit einer Wartezeit gerechnet werden musste, bis bestimmte Motorteile bei der Reparaturwerkstatt eintrafen. Niemand, der sämtliche Fabrikate und Modelle reparierte, hatte Platz genug, um alle notwendigen Ersatzteile vorrätig zu halten. Aber das
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