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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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einfache Zubehör war vorhanden: Batterien, Scheibenwischer. Jedoch keine Reifen. Das verwunderte Harry.
    Mit ihren Zeichnungen beschäftigt, vergaß sie die Zeit.
    Jason Brundige, ein junger Mechaniker, kam zusammen mit seinem Kollegen Nick Ashby aus der Mittagspause zurück. »Wer sind Sie? Waren Sie das nicht, die Walt gefunden hat?«
    »Ja.«
    Die Tiere starrten den mittelgroßen jungen Mann an.
    »Sie haben hier nichts verloren.«
    »Sprich nicht so mit meiner Mutter.« Tucker zog die Oberlippe hoch.
    »Stimmt.« Harry spürte die Abneigung und trat deshalb die Flucht nach vorn an.
    Als sie an Nick Ashby vorbeiging, lächelte der junge Mann aus Freude darüber, eine hübsche Frau zu sehen, egal, ob sie hier was zu suchen hatte oder nicht.
    Just als sie hinausging, mit Mrs. Murphy, Pewter und Tucker auf den Fersen, kamen die anderen Mechaniker – Bobby Foltz, Lodi Pingrey und Sammy Collona – aus der Mittagspause zurück.
    Sammy kannte sie flüchtig. »Harry, ich hab davon gehört, dass Verbrecher an den Tatort zurückkehren, aber Zeugen?«
    Verärgert, weil man sie erwischt hatte, sagte sie: »Ich … mich hat’s einfach hergezogen. Ich weiß nicht, warum; ich musste es noch mal sehen.«
    »Einmal sollte genügen, Lady«, blaffte Lodi.
    Darauf hob Harry zuerst Tucker in den F- 150 und stieg dann selbst ein. Die Katzen waren schon drin.
    Gerade als sie den Motor startete, kam Nick Ashby herausgetrabt; Jason Brundige starrte ihm finster nach.
    Der gutaussehende junge Ashby bedeutete Harry zu warten und sagte dann zu ihr: »Die Jungs sind nicht so übel, wie sie sich anhören. Alle sind konfus, nervös.«
    »Nun ja, ich bin ja mehr oder weniger unbefugt eingedrungen.«
    »Ist schon in Ordnung. Wenn Sie das nächste Mal vorbeikommen wollen, rufen Sie mich an. Nick Ashby.« Er gab ihr durch das offene Autofenster die Hand.
    »Danke, Nick. Mach ich.« Sie ließ seine Hand los und sah ihm in die Augen. »Ich bedaure, dass Sie alle so etwas durchmachen mussten. Eine solche Erschütterung lässt sich nicht so schnell vergessen.«
    Er zuckte die Achseln. »Wenn so was passiert, muss man sich damit abfinden und weitermachen. Ich hab viel von Walt gelernt. Er war streng mit mir, aber er hat einen besseren Mechaniker aus mir gemacht. Ich werde ihn vermissen, aber dauernd angeschnauzt zu werden, darauf kann ich gut verzichten.« Er lächelte.
    »Vermutlich tut’s bei manchen Menschen eher das Zuckerbrot als die Peitsche, nicht wahr?«
    »Genau. Ich bin eher der Zuckerbrottyp.« Übers ganze Gesicht strahlend, klopfte er an den Fensterrahmen des Transporters und verabschiedete sich.
    Harry fuhr zu Frannys Geschäft. Sie ließ die Wagenfenster einen Spalt offen und ging hinein. Die stets geschäftige Franny, die telefonierend am Schreibtisch saß, winkte Harry herein.
    Als sie auflegte, meinte sie: »Und?«
    »Alles gut bei dir?«
    »Na klar.«
    Harry berichtete kurz, wo sie gewesen war, schilderte die Reaktion der zurückkehrenden Mechaniker und sagte dann: »Keine Reifen. Kein einziger. Komisch.«
    »Ist es gar nicht. Reifen nehmen viel Platz weg. Die meisten Leute verstehen nicht besonders viel von Reifen, deshalb zieht eine Werkstatt wie ReNu gewöhnlich solche auf, wie sie der Hersteller ursprünglich am Fahrzeug montiert hatte, außer der Kunde will andere.«
    »Kauft Victor schon mal Reifen bei dir?«
    »Selten. Er ordert möglichst bei diversen Großhändlern oder Reifenherstellern. Wie du vielleicht weißt, wird das komplette Teil geliefert, das Rad mitsamt aufgezogenem Reifen. Früher hat man den Reifen mit einem Montierhebel entfernt. Man kann einen Reifen wechseln, wenn man einen Platten hat, aber für ReNu ist es einfacher, ein komplett neues Rad zu montieren. Ich denke, das ist ökonomisch durchdacht; der Kunde muss ja viel mehr kaufen als in den 1950 er oder 1960 er Jahren. Allerdings kriegt er heute sein Fahrzeug schneller zurück.«
    »Damit hast du meine Frage beantwortet. Weil ich gerade in der Nähe war, bin ich einfach unangemeldet reingeschneit. Ich entschuldige mich dafür.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen nach dem, was wir alle durchgemacht haben. Ich habe eben erfahren, dass Willa einen Rückfall hat.« Willa war in ihrer Krebs-Selbsthilfegruppe.
    »Oh nein.«
    »Sie hatte jahrelang Ruhe, aber verflucht, in ihrer Lunge wurde ein Flecken übersehen. Das ist ja das Fatale: Die Zellen können wandern. Sie hatte Brustkrebs, wie du weißt.«
    »Meinst du, man hat es rechtzeitig
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