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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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ein, rief Informationen auf, die sie für heikel hielt. Soweit sie erkennen konnte, war nichts gestohlen worden.
    Dann schloss sie die Tür zu ihrem Büro auf. Auch hier war alles, wie sie es am Vorabend verlassen hatte, ehe sie sich mit Freunden zu einem gemütlichen Abendessen im Keswick Sports Club traf.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und atmete ein. Warum war ihr so unbehaglich zumute? Sie machte auf ihrem mittelhohen Absatz kehrt, ging aus dem Büro zu dem langen blank gewienerten Tresen, öffnete dann die Tür zur Werkstatt, just als Mackie Rogan den Knopf drückte, um das Tor zu einer großen Box hochrollen zu lassen. Er drehte sich genau in dem Moment zum Lager um, als Franny eintrat.
    Beiden klappte die Kinnlade herunter.
    »Verdammt, was …?«, stieß Mackie schließlich hervor.
    Franny lief in den Bereich, wo Reifen der diversen Handelsmarken, alle deutlich gekennzeichnet, gelagert waren. »Verdammt! Verdammte Scheiße!«, fluchte sie, und sie fluchte selten.
    Mackie stand jetzt neben ihr und zählte auf, als würde er eine Litanei herunterbeten: »Goodyear Eagle F 1  GS-D 3 , leergeräumt. Continental ContiSportContact  2 , leergeräumt. Yokohama ADVAN Neova AD 07 , leergeräumt. Michelin Pilot Sport PS 2 , leergeräumt. Alle weg.«
    Die Arme verschränkt, versuchte Franny, den Schaden einzuschätzen, und nickte. »Wer uns beklaut hat, kennt sich mit Reifen aus und ist ein Hochleistungsfreak. Ein echter Hochleistungsfreak.«
    »Chefin, das ist furchtbar.« Mackie ließ den Blick über den verbliebenen Bestand schweifen. »Sie haben dagelassen die Hankook Ventus, die Toyota Proxes, die Pirelli PZeros und die Dunlop SPs. Verdammt gute Reifen.«
    Franny rechnete rasch nach und schüttelte den Kopf. »Mackie, ich komme auf circa fünfundzwanzigtausend Dollar.«
    Er legte ihr seine große Hand auf die Schulter. »Tja. Die landen bis heute Abend auf dem Schwarzmarkt.«
    Franny, die sich von einer Krise nicht so leicht unterkriegen ließ, tätschelte seine Hand. »Ich bin froh, dass Sie als Erster im Lager waren. Sie können einen kühlen Kopf bewahren. Überprüfen Sie das Sicherheitssystem. Ich rufe den Sheriff an. Und, Mackie, lassen Sie uns beobachten, wem was auffällt, wenn er zur Arbeit kommt.«
    Mackies dunkle Augen wurden weit. »Sie glauben doch nicht etwa, dass das einer von den Jungs war?«
    »Nein. Wir haben gute Leute. Aber ich bin neugierig, wie lange es dauert, bis unseren Jungs was auffällt, und was dann passiert. Das lehrt einen einiges über die Menschen.«
    Mackie nickte, wie immer beeindruckt von Frannys Scharfsinn. Er schritt energisch zu der Metalltür, hinter der sich das teure Sicherheitssystem verbarg.
    Franny lief eilends ins Büro, um den Sheriff vom Festnetztelefon aus anzurufen. Tat man es von einem Computer oder vom Handy, war es in der Welt und ließ sich nie mehr daraus tilgen. Man konnte die neue Technologie nicht kontrollieren, trotz gegenteiliger Behauptungen der Regierung und der Unternehmen. Dies alles wirbelte Franny beim Wählen durch den Kopf.
    Sie hatte gerade mit dem Sheriffrevier gesprochen, als Mackie die Tür zum vorderen Bereich aufmachte. Er war ein großer Mann, und sie erkannte seinen schweren Schritt. Sie trat aus ihrem Büro und lächelte ihm zu. Sie vertraute Mackie; sie arbeiteten zusammen, seit sie Mitte der achtziger Jahre das Geschäft gegründet hatte, zu einer Zeit, als es für eine geschiedene Frau nicht leicht war, einen Geschäftskredit zu bekommen.
    »Das Sicherheitssystem wurde deaktiviert. Wer das getan hat, kennt sich nicht nur mit Reifen aus«, sagte Mackie.
    »Wie haben die das Tor aufgekriegt?«
    »Ich nehme an, mit einer kleinen Schweißflamme. Hat das Schloss glatt durchschnitten. Ich habe die Eingangstür zum Arbeitsbereich überprüft. Dieselbe Methode.«
    »Mackie, kann ich Ihnen was zu trinken anbieten?«
    Er lächelte. »Nein danke. Ich sag Ihnen, das war ein Schock.«
    »Das können Sie laut sagen.« Sie sah ihn einen Moment lang betrübt an. »Warum stehlen Menschen? Es erfordert große Kenntnis und harte Arbeit. Wäre es nicht leichter, anständig zu sein?«
    Er zuckte die Achseln. »Mehr Profit, keine Steuern, denke ich. Und wenn ein größeres Unternehmen dahintersteckt …«, er zögerte kurz, »dann gibt es bestimmt so was wie einen Schutz, falls der Dieb geschnappt wird.«
    »Ja, ja. Sie sehen immer Dinge, die ich nicht sehe.« Sie schmeichelte ihm, aber er hatte recht. »Dumme Verbrecher handeln impulsiv.
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