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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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großen Chrysler-Dodge-Jeep-Händler in Richmond gearbeitet. Als Chrysler in die Bredouille geriet, dachte er sich, früher oder später würde er entlassen, der Laden würde schließen, oder beides. Ich habe ihn eingestellt. Das Geschäft hier hatte ich da noch nicht, aber einen so guten Mann wollte ich mir nicht entgehen lassen. Drei Monate später habe ich den Laden hier aufgemacht.«
    »Gab’s keine Probleme?« Cooper lehnte sich ebenfalls zurück, setzte sich dann aber wieder aufrecht hin. Sie war müde und musste hellwach bleiben.
    »Nein.«
    »Anscheinend war er bei den anderen nicht beliebt.«
    Victor hob die dunklen Augenbrauen. »Bei mir hat sich niemand beschwert.«
    »Hätte das etwas genützt?«
    Die Frage traf den gutaussehenden Einundvierzigjährigen unvorbereitet, daher ließ er sich Zeit mit der Antwort. »Wenn es haufenweise Beschwerden von mehreren Seiten gegeben hätte, würde ich sie mir angehört haben. Deputy, Sie leiten vermutlich keine Firma.«
    »Nein.« Sie fasste es nicht als Kränkung auf.
    Er lächelte. »Man kriegt Leute, die gerne arbeiten, die stolz auf ihre Arbeit sind. Man kriegt Faulenzer und solche, die man gleich wieder rauswerfen muss. Aber die meisten Männer liegen in der Mitte; sie mögen ihre Tätigkeit zwar, aber es geht ihnen in erster Linie ums Geld. Sie leben fürs Wochenende. Walt hat Autos geliebt, er hat Motoren geliebt, hat die Arbeit daran geliebt. Wenn jemand Ihnen gegenüber schlecht von ihm gesprochen hat, dann möchte ich wetten, war da eine Spur von Eifersucht, von Groll – vielleicht, weil ich ihn zum Werksleiter gemacht habe.«
    Cooper notierte sich im Stillen, dass dies keiner von den Mechanikern erwähnt hatte. »Verstehe. Ich hoffe, dass Sie mir helfen können; die Fragen mögen Ihnen nebensächlich erscheinen, aber emotionale Beziehungen können uns in neun von zehn Fällen die richtige Richtung zur Aufklärung eines Verbrechens weisen. Dieses war brutal. Da mag viel Emotion im Spiel gewesen sein.«
    Victor verzog das Gesicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand da hinten«, er deutete mit dem Kopf zum rückwärtigen Teil des Gebäudes – sie saßen in seinem gut ausgestatteten Büro, »ihn so sehr gehasst hat. Und, wie gesagt, ich habe nichts gehört. Ich müsste doch jemand murren gehört haben. Kyle schnappt so einen Mist schnell auf. Er schwelgt regelrecht darin.«
    »Unruhestifter?«
    Victor schüttelte den Kopf und lachte leise. »Nein. Kyle ist jung, und er ist einer von den Typen, die sich auf alles Negative stürzen.«
    Damit hatte Victor recht, dachte Cooper bei sich, aber worauf Kyle sich am meisten gestürzt hatte, war Victor selbst. Ohne einen Frontalangriff zu starten, hatte der junge Mann Cooper bei der Befragung seinen Chef abfällig als wichtigtuerischen reichen Arsch geschildert, der verrückt war nach protzigen Autos, Schmuck und (ließ er durchblicken) Frauen, obwohl er verheiratet war.
    »Sind Sie hier jemals bestohlen worden?«, fragte Coop.
    »Das würden Sie doch wissen.«
    »Nicht, wenn es sich nur um eine kleine Unregelmäßigkeit in der Abrechnung handelte, zu unbedeutend, um uns einzuschalten. Oder wenn ab und zu ein Auspufftopf fehlte. Etwas in der Art.«
    »Nein. Ich habe hier ehrliche Leute. Ich weiß allerdings, dass gelegentlich Toilettenpapier und Papierhandtücher verschwunden sind, und entschieden zu viele ReNu-Notizblöcke und -Stifte.« Er zuckte die Achseln. »Das ist in allen Firmen so. Die Angestellten meinen, sie haben ein Anrecht auf diese Sachen, zumal wir Notizblöcke und Stifte an unsere Kunden verschenken. Aber das summiert sich schneller, als Sie sich vorstellen können. In einem Jahr hatte ich mal eine Büromaterialrechnung über mehr als dreitausend Dollar. Ich habe allen klargemacht, dass ich stinksauer war.«
    »Das würde mir Angst einjagen«, zog sie ihn auf.
    Coop, die gut im Befragen war, durchschaute die Menschen rasch und genau. Manche mussten sich in Sicherheit wiegen, anderen musste man einen Dämpfer verpassen, wieder andere fürchteten ihren Arbeitsplatz zu verlieren, wenn sie Informationen preisgaben – und je nach Art der Information konnte dies durchaus geschehen. Andere fürchteten körperliche Vergeltungsmaßnahmen, vor allem bei bestimmten Mordarten, und Walts Ermordung gab Anlass zu einer derartigen Furcht. Einer, der jemandem mit einem Montierhebel das Hirn aus dem Schädel schlug, besaß ein aufbrausendes Temperament, oder es machte ihm nicht viel aus, jemandem Schmerz

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