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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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entdeckt?«
    »Das will ich hoffen. Sie fängt nächste Woche mit der Behandlung an. Du weißt, wie Computerviren in etwas anderes eingeschleust werden, in etwas, das harmlos wirkt?«
    »Ja.«
    »Ich denke, genauso macht es der Krebs. Schadprogramm. Gott, wie ich diese Krankheit hasse.«
    »Ich auch.« Harry seufzte, dann wechselte sie das Thema. »Meinst du, Victor von ReNu ist ein guter Geschäftsmann?«
    »Einer der besten.«
    »Er hat einen Nichtsnutz an der Rezeption sitzen. Ich habe mir während der Mittagspause Zugang zu der Werkstatt verschafft, indem ich Kyle ein bisschen Geld zugesteckt habe. So denke ich darüber: Victor ist sorgsam im Kleinen und verschwenderisch im Großen.«
    Franny spielte einen Moment lang mit ihrem Ohrring. »Ich nehme an, in einem gewissen Maß sind wir alle so. Ich kenne Victor sehr gut, er schätzt die Mechaniker. Vermutlich hält er die Rezeption nicht für so wichtig.«
    »Aber du hast eine tüchtige Kraft eingestellt.«
    »Die Rezeption ist unser Aushängeschild. Da sitzt der Angestellte der Firma, mit dem es die meisten Leute zuerst zu tun haben. Du hast verdammt recht, ich habe eine gute Kraft, aber ich verkaufe ja auch. Victor verkauft keine Ware. Wenn der ramponierte Wagen mit kaputtem Kühler oder sonst was zu ihm kommt, hat Victor den Auftrag schon in der Tasche. Trotzdem, du hast mich zum Nachdenken gebracht.«
    »Worüber?«
    »Wie scharfsinnig du bist und wie du dich in Dinge reinhängst, an die sich sonst niemand ranwagt. Wenn du einmal im Dreck steckst, entgeht dir kaum was.«
    »Ich stecke nicht im Dreck. Ich hab bloß zusammen mit Herb und Susan Walts Leiche entdeckt.«
    »Harry.« Franny zog eine Augenbraue hoch. »Warum fragst du mich das alles?«
    Harry zuckte die Achseln. »Weiß nicht.«
    Franny zuckte ebenfalls die Achseln. »Egal, worum es hier ging – könnte alles gewesen sein, ein rasender Ehemann, ein geplatztes Geschäft –, ich persönlich mache mir keine Sorgen, solange keine Reifenhändler verschwinden.«
    Wieder im Wagen, verhielten die Tiere sich still, bis sie zur Farm kamen. Murphy und Pewter sprangen aus dem Transporter, rannten um den Hof und in den Stall, froh, den Maschinengerüchen entronnen zu sein. Pewter stolzierte Richtung Haus und setzte sich unter den riesigen Walnussbaum, der neben dem Haus stand. Matilda, die große Kletternatter mit den Glitzeraugen, glitt lautlos am Baum hinunter – die Borke ließ sich leicht greifen – bis zu dem niedrigsten Ast in etwa drei Meter Höhe. Sie schlang den Schwanz um den dicken Ast, dann ließ sie sich bis kurz über den Kopf der grauen Katze hinab. Die Kletternatter war zwar nicht nahe genug, um sie zu berühren, aber doch sehr nahe.
    »Zsch-zsch-zsch-zsch.« Sie ließ die gespaltene rote Zunge herausschnellen.
    Pewter mit ihrem extrem guten Gehör sah hoch. Sie stieß einen Schrei aus, sauste durch die Tür der eingezäunten Veranda, in die ein Tiertürchen eingelassen war, und dann in die Küche.
    »Ha.« Matilda war ungemein selbstgefällig.
    Mrs. Murphy, die in der Stallgasse saß, sah erst Pewter rennen, dann die Ursache der überstürzten Flucht.
    »Hey, Tucker. Komm her.«
    Die Hündin gesellte sich zu ihrer Katzen-Freundin, die ihr Bericht erstattete. Sie sahen zu, wie die große Natter sich wieder auf den dicken Ast schwang.
    Mrs. Murphy lachte. »Sie hat einen fiesen Humor.«
    »Wollen wir in die Küche? Pewter ist bestimmt ganz durcheinander.« Tucker liebte den grauen Fettkloß.
    »Wir werden Riechsalz brauchen.«
    Die zwei lachten schallend.
    Während Harry Heu in die Boxen streute, hörte sie das Miauen und das helle Gebell, dann sah sie, wie ihre Tiere sich aneinanderschmiegten, und sie dachte, dass Liebe keine Grenzen kennt.
    Was das betrifft, kennt Hass auch keine Grenzen.

    9
    T ags darauf schloss Franny Howard, die fast immer als Erste zur Arbeit kam, die Tür zum Ausstellungsraum auf. Dahinter lag die makellos saubere Werkstatt mit drei großen Lagerboxen, in die man hineinfahren konnte, um dort die Reifen auf Fahrzeuge aufzuziehen. Franny hatte den Laden fest im Griff.
    Die frische Morgenkühle strich über ihre zu stark geschminkten Wangen. Sobald sie das Klicken des großen Schlosses hörte, spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Sie öffnete die Tür, sah zu dem langen Tresen, zu den Schreibtischen dahinter und zu ihrem Büro noch weiter hinten. Alles wirkte normal. Sie überprüfte den Tresen und die Fächer darunter. Nichts fehlte. Sie schaltete alle drei Computer
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