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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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zuzufügen. Das konnte jeden treffen, wenn er demjenigen im Weg war, der den ersten Mord zu vertuschen suchte. Victor hatte es gern mit Menschen zu tun, die ihm geistig gewachsen waren. Das war Cooper, und ihr gutes Aussehen machte sie ihm gleich noch sympathischer.
    Er lächelte über ihre gespielte Angst. »Oh, Sie hatten es mit weit schlimmeren Vorgängen zu tun als ich, Deputy.«
    Jetzt war es an ihr, zu lachen. »Mr. Gatzembezi …«
    »Nennen Sie mich Victor.«
    »Victor.« Sie wartete kurz. »Haben Sie Drohungen erhalten, die Ihre Firma betreffen?«
    »Nein.« Seine Stimme nahm einen zurückhaltenden Ton an. »Aber ReNu ist ein relativ neuer Betrieb, er wurde hier 2007 gegründet, wie Sie wissen. Ich habe auch Betriebe in Richmond, Virginia Beach, Alexandria und Norfolk.« Seine Miene hellte sich auf. »Norfolk – die vielen Matrosen. Die Jungs lassen sich am Wochenende volllaufen, und ein Autounfall folgt dem anderen. Ideal für mich.« Er setzte ein breites Grinsen auf.
    »Keinerlei Drohungen?«
    »Sie meinen von einem verärgerten Kunden oder von einem anderen Betrieb? Nein. Also, das mag sich jetzt etwas angeberisch anhören, aber ich habe keine verärgerten Kunden. Ich repariere ihre Autos. Wenn es dann noch ein Problem gibt, mache ich die weitere Arbeit kostenlos, damit sie sich nicht dauernd mit ihrer Versicherung rumschlagen müssen. Die sind das eigentliche Problem. Wenn die Kunden zu mir kommen, sind sie erschöpft, nachdem sie mit so vielen Leuten reden mussten – dem Schadenregulierer und so weiter. Ein bisschen besser sind sie dran, wenn sie mit einem Versicherungsvertreter vor Ort verhandeln und somit nur einen Ansprechpartner haben. Ich sag Ihnen was, Deputy, sehen Sie bloß zu, dass Sie in keinen Unfall verwickelt werden.«
    »Ich werde mich bemühen. Sie haben viel zu tun.«
    »In Charlottesville passieren viele Unfälle. Hey, wo ein College ist, gibt’s bekanntlich massenhaft Karambolagen.«
    Sie blätterte in ihrem Notizbuch. »Die diversen Versicherungen loben Sie, weil Sie vernünftige Preise für Reparaturen verlangen.«
    »Ja, ich habe zu allen ein gutes Verhältnis. Und ich kann andere Werkstätten gewöhnlich unterbieten. Ich arbeite rationeller. Dafür muss man kein Genie sein.«
    »Verstehe. Sie meinen also nicht, dass von einem anderen Betrieb – ich sage mal, dass jemand versuchen könnte, Ihnen geschäftlich zu schaden?«
    »Um mir geschäftlich zu schaden, müsste jemand Qualitätsarbeit billiger anbieten als ich. Es wäre ausgesprochen dämlich, meinen besten Mechaniker umzubringen. Es wäre doch klüger, ihn abzuwerben, ihm mehr zu bezahlen.«
    »Da ist was dran«, stimmte sie ihm zu.
    »Deputy, ich bin ein erfolgreicher Geschäftsmann in einer schwierigen Zeit, glauben Sie mir. Kaum dass ich mich umdrehe, gibt’s wieder ein neues Gesetz, eine neue Regelung, eine neue Steuer. Ich stelle gute Leute ein, das ist schon der halbe Erfolg. Ich bin dauernd auf der Suche nach besseren Methoden für den Service, was nicht immer einfach ist, zumal bei dem Material, aus dem Autos heute gemacht werden. Da fallen ganze Stoßstangen ab. Früher waren die Stoßstangen aus Stahl. Vergaser waren ziemlich leicht zu reparieren. Kraftstoffeinspritzung ist ’ne tolle Sache, aber es ist teurer, wenn was defekt ist. Wenn ich meine Konkurrenten unterbiete, sind sie selbst schuld. Trotzdem, einen von meinen Leuten umbringen – ich kann’s nicht glauben.«
    Coop hatte ihn ein bisschen quatschen lassen. Oft verraten Menschen viel mehr als beabsichtigt, wenn man sie drauflosreden lässt. Dabei treten nicht unbedingt Fakten zutage, dafür bekommt man ein sehr gutes Gespür für die Situation und einen starken Eindruck von der Persönlichkeit des Redenden.
    Victor Gatzembizi war intelligent und gerissen. Coop hatte Verständnis für sein Eigeninteresse – das musste ja an sich nichts Schlechtes sein. Sie spürte, dass er ein skrupelloser Konkurrent war, was sich allerdings in einem redlichen Rahmen zu halten schien. Er legte Wert auf sein Erscheinungsbild. Er hatte sich ein wirklich erfolgreiches Geschäft aufgebaut. Ihre eigenen Nachforschungen hierzu bestätigten das. Große Werkstätten landesweit, sechsundvierzig Angestellte, etliche in Teilzeit. Das war eine ziemlich geringe Beschäftigtenzahl, somit sparte er hier Geld. Allem Anschein nach bezahlte er seine Leute gut, was ihm mit guter Arbeit gelohnt wurde. Seine Personalfluktuation war niedrig.
    Coop ging zurück zum Streifenwagen, wo
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