Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen
diesem Alter mehr als alles andere von ihren Eltern brauchen: Vertrauen, Vertrauen und nochmals Vertrauen!
In den ersten 13 bis 16 Lebensjahren haben wir Macht über unsere Kinder, doch dann kommt der Tag, an dem sie uns in die Augen sehen und sagen: »Jetzt ist es genug, Mama! Jetzt übernehme ich die Kontrolle und die Verantwortung für mein eigenes Leben – ob dir das nun passt oder nicht!«
Aber soll man Jugendlichen denn tatsächlich keine Grenzen setzen?
Doch, das kann man machen, wenn es dem eigenen Temperament und der eigenen Lebensphilosophie entspricht, doch wenn man ein gesundes Kind großgezogen hat, muss man damit rechnen, dass es sich irgendwann selbst zum chef macht. Das kann als Folge einer Konfrontation geschehen, die Sie erlebt haben, oder es vollzieht sich in einem schleichenden, ganz und gar undramatischen Prozess. In allen Untersuchungen, in denen Jugendliche zum Thema Eltern und Grenzen befragt werden, antworten die Jugendlichen, dass sie das Engagement ihrer Eltern zu schätzen wissen, dass Grenzen jedoch immer auf Vertrauen und der Einsicht basieren müssen, wer sie sind.
Ihre Tochter hat vollkommen recht darin, dass Ihr »Nein« und die nachfolgende Predigt ein Ausdruck mangelnden Vertrauens sind.
Nicht nur zu ihr, sondern auch hinsichtlich Ihres eigenen Einsatzes in den letzten 15 Jahren. Welche Art von Vertrauen meinen Ihre Tochter und ich? Es ist das Vertrauen darin, dass sie das Beste mit ihrem Leben tut, was sie kann – im Rahmen der Voraussetzungen, die sie in ihrer Familie, in der Schule und in der Gesellschaft mit auf den Weg bekommen hat. Ohne dieses Vertrauen fühlt sie sich einsam und verliert an Selbstgefühl.
Sie haben das Glück, als Mutter weitaus erfolgreicher gewesen zu sein als manche andere Eltern, sodass Sie immer noch das Vertrauen Ihrer Tochter besitzen. Sie ist Ihnen gegenüber offen und ehrlich. Jetzt ist es an der Zeit, dass Sie, Ihr Lebensgefährte und Ihre Tochter das wunderbare Resultat eines 15½ Jahre währenden gemeinsamen Lebens feiern und ihr viel Glück auf ihrer weiteren Reise wünschen.
Was nicht bedeutet, dass Sie Ihre Rollen als Mutter und Eltern ausgespielt haben. Es bedeutet nur, dass diese Rollen jetzt anders ausgeübt werden müssen, und zwar folgendermaßen:
»Mama, ich will bei ihm auf dem Sofa übernachten!«
»Ich muss zugeben, dass dieser Wunsch deine alte Mutter in eine gewisse Panik versetzt! Gib mir ein wenig Zeit, um meine Angst zu bekämpfen und gut nachzudenken, ehe ich etwas Dummes sage …
Okay, ich kenne dich ja und gehe davon aus, dass du dir genug Gedanken über das Ganze gemacht hast.«
»Ganz ruhig, Mama! Ich habe nicht vor, schwanger zu werden oder so was in der Richtung.«
Danach wird Ihre Tochter frohen Herzens das Haus verlassen, und Ihre Rolle besteht jetzt aus zwei Teilen: Sie bitten Ihren Lebensgefährten, Ihnen die ganze Nacht über die Hand zu halten. (Es muss nicht unbedingt die Hand sein.) Und wenn Ihre Tochter am nächsten Tag nach Hause kommt, dann werfen Sie ihr einen diskreten Blick zu, um einen Eindruck zu gewinnen, wie es ihr geht. Falls sie ein schlechtes oder wunderbares Erlebnis gehabt hat, werden Sie das im Bruchteil einer Sekunde erkennen. Doch in beiden Fällen gehören diese Erlebnisse zum Privatleben Ihrer Tochter, zu dem Sie keinen automatischen Zugang mehr haben. Warten Sie daher erst ein paar Tage ab, ob Ihre Tochter möglicherweise Lust oder das Bedürfnis hat, ihre Erlebnisse mit Ihnen zu teilen. Wenn nicht, können Sie sich eine Einladung verschaffen: »Du sahst so glücklich/deprimiert aus, als du letzte Woche nach Hause gekommen bist. Magst du mir vielleicht sagen, was passiert ist oder ob du Hilfe brauchst?«
Antwortet sie mit Nein, dann müssen Sie damit leben. Antwortet Sie mit Ja, müssen Sie behutsam und umsichtig agieren, wenn Sie zu Ihrer Tochter eine lebenslange Freundschaft bewahren wollen.
Halten Sie ihr wieder eine Moralpredigt oder geben Belehrungen von sich nach dem Motto: »Ich habe es dir ja gleich gesagt«, werden Sie wohl kein zweites Mal eine positive Antwort von ihr erwarten können.
Doch ihr Bedürfnis nach einem erwachsenen Sparringspartner hält ein Leben lang an, deshalb müssen Sie sich dazu qualifizieren, indem Sie ihre persönlichen Grenzen respektieren. (Ich weiß, dass die sexuelle Mündigkeit in Norwegen erst bei 16 Jahren liegt, was sicher auch Ihre Tochter und ihr Freund wissen. Was Alkohol angeht, beträgt die Altersgrenze 18 Jahre, was bestimmt
Weitere Kostenlose Bücher