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Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen

Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen

Titel: Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Juul
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gut gemeint, aber ebenfalls ein bisschen naiv ist.)
    Ihre Tochter schuldet Ihnen zwar nichts, doch können Sie mit vielen unerwarteten Geschenken rechnen.Versuchen Sie es einmal mit folgender übung:
    Denken Sie an Ihr eigenes »erstes Mal« und fragen Sie sich, welche Art von Mutter Sie damals am liebsten gehabt hätten – ganz gleich, ob es ein schönes oder enttäuschendes Erlebnis für Sie war.
    Außerdem können Sie das Gespräch mit Ihrer Tochter suchen. Dabei können Sie sich zunächst dafür entschuldigen, so spontan reagiert und ihr eine Predigt über Dinge gehalten zu haben, über die sie selbst Bescheid weiß. Danach können Sie Ihre Tochter zu ihren Gedanken über ihre eigene Sexualität, über Jungen oder Männer, Zukunftsvorstellungen und so fort fragen.
    Hören Sie einfach nur zu und schlucken Sie bewertende Kommentare hinunter, wenn sie tatsächlich von sich erzählt und Ihnen solchermaßen ihr Vertrauen zeigt.
    Ich bin davon überzeugt, dass ein solches Gespräch Sie nicht nur einander näher bringen, sondern Sie auch sehr beruhigen wird. Daher dürfen Sie nicht vergessen, sich bei Ihrer Tochter am Ende für ihre Hilfe zu bedanken.

Die Eltern in der Defensive II
    Viele Eltern haben sich in dem Artikel »Die Eltern in der Defensive« (siehe > ) wiedererkannt, der von dem missglückten Restaurantbesuch einer Familie in Mailand handelt. Die immer wieder gestellte Frage lautet natürlich: »Wie hätten sich die Eltern denn verhalten sollen, um den Jungen zur Ruhe zu bringen?« Obwohl sich diese Frage in aller Kürze kaum beantworten lässt, werde ich dennoch versuchen, eine Art Handlungsplan zu entwerfen.
    Der Ursprung für dieses alltägliche Drama, in dem sich die Erwachsenen von einem 3-jährigen Jungen lenken lassen, befindet sich in den Gedanken, Haltungen, Perspektiven und dem Selbstverständnis der Eltern. Sie wünschen sich (permanent) glückliche Kinder und eine (konstant) harmonische Familie.
    Die Gründe für diese Wünsche können völlig verschieden sein. Manche kommen aus Familien, in denen es viele destruktive Konflikte und somit viel Schmerz gab. Ihr Ziel ist es, dem Schmerz zu entgehen, indem sie Konflikte vermeiden. Andere kommen aus Familien, in denen sie unterdrückt, ignoriert oder einfach nicht »gesehen« wurden. Wieder andere empfinden die Erde als Ort des Schreckens und wollen, dass ihre Kinder vor Schmerz beschützt werden. Und schließlich gibt es da diejenigen Eltern, die einfach den großen Ehrgeiz haben, den Kindern all die »Aufmerksamkeit« zukommen zu lassen, die sie ihrer überzeugung nach nötig haben.
    Allen diesen Eltern ist gemeinsam, dass sie bereit sind, sich in gewisser Weise für ihre Kinder aufzuopfern, um ihre Ziele zu erreichen.
    Das ist ihnen zwar so deutlich nicht bewusst, doch in der Praxis zeigt sich dies, indem sie ihre persönlichen Grenzen, Bedürfnisse und Werte nicht ernst nehmen. Sie schlüpfen in die Rolle ständig lächelnder, verständnisvoller, dienstleistender Erwachsener und machen somit ihre eigene Persönlichkeit unkenntlich.
    Von Beginn an betrachten Kinder das Verhalten ihrer Eltern als Ausdruck der Liebe.
    Selbst dann noch, wenn dieses Verhalten objektiv betrachtet und in ihrem subjektiven Erleben wenig liebevoll ist.
    Im Alter von 1 bis 2 Jahren entstehen oft Konflikte, weil sich die Kinder daran gewöhnen müssen, dass ihre Eltern nicht mehr jederzeit hundertzwanzigprozentig zur Verfügung stehen – was während des ersten Lebensjahres der Kinder noch unverzichtbar ist. Plötzlich ändert die Liebe ihren charakter, was die Kleinen natürlich frustriert, bis sie die neuen Spielregeln integriert haben.
    Die Wurzel des Problems befindet sich in den Köpfen der Eltern, und die Art und Weise, wie sie ihre Elternrolle handhaben, hat nichts mit Faulheit und dem Wunsch zu tun, ihre Kinder zu verwöhnen. Sie sind einfach damit beschäftigt, ihnen eine maximale Kindheit zu ermöglichen, und wer genug Geld hat, für den gehören materielle Güter natürlich zum Paket dazu. Das Ergebnis ist immer dasselbe:
    Die Verantwortung für die Qualität des Zusammenspiels wird langsam aber sicher den Kindern aufgebürdet, weil sich das Verhalten der Eltern ausschließlich nach ihren Reaktionen richtet. Doch liegt diese Verantwortung – die gesamte Kindheit und Jugend hindurch – bei den Eltern, die sich aufgrund ihres enormen Engagements und all der Energie, die sie aufwenden, freilich nicht unverantwortlich vorkommen. Das sind sie auch nicht – es

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