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Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen

Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen

Titel: Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Juul
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Bedürfnisse, Grenzen und Gefühle haben. Die Kinder müssen hierfür einen hohen Preis bezahlen, wenn sie mit anderen Menschen zusammen sind.
    Was wie Verwöhnung aussieht, ist also im Grunde mangelnde Fürsorge.
    Die Lösung des Problems hat nichts mit Kindererziehung zu tun. Man muss den Eltern nur klarmachen, dass Kinder die Führung der Erwachsenen brauchen und dass es vollkommen in Ordnung ist, dass auch deren Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse am Tisch einen Platz einnehmen.
    Kinder brauchen dies so sehr, dass eine schlechte Führung immer noch besser ist als gar keine Führung. In der Mailänder Familie war offensichtlich der 3-jährige Junge der chef, was schädlich für alle Beteiligten ist. Die Realität, die diesem Umstand zugrunde liegt, ist sicher sehr komplex, und die Eltern bräuchten eine gründliche Anleitung, wie sie ihre Liebe und ihr Engagement so kanalisieren können, dass es zum Wohlergehen der gesamten Familie beiträgt.
    Meiner Ansicht nach ist es wichtig, die neoromantischen Eltern nicht zu verurteilen oder gar zu verdammen. Denn die logische Folge wäre ein neues Ungleichgewicht in Gestalt einer neokonservativen Welle, in der wieder lautstark nach »Gehorsam und Disziplin« gerufen wird.
    Derzeit sehen wir eine wachsende Gruppe von Eltern und Pädagogen, die angesichts solcher Episoden wie im Restaurant zu den überkommenen Rezepten von vorgestern greifen. Sie wollen an eine Zeit anknüpfen, in der die Erziehung zu gehorsamen Kindern führte, die sich später zu neurotischen Erwachsenen entwickelten.
    Diese Tendenz ist sehr betrüblich, und ich hoffe, dass sie von allein wieder verschwindet, indem die Kinder die Erwachsenen mit ihrer eigenen Herrschsucht konfrontieren.

Erziehung als Machtkampf

    Wir haben eine knapp 4-jährige Tochter und einen anstrengenden Alltag. Wir sind wohl eine dieser Familien, die in der viel diskutierten »Zeitfalle« stecken. Wir sind generell der Meinung, dass Kinder einen festen Rahmen brauchen und gewisse Regeln lernen müssen. Also versuchen wir auch, unserer Tochter das richtige Benehmen bei Tisch beizubringen. Seit einiger Zeit hat sich dies zu einem Drama entwickelt – sie will weder ordentlich auf ihrem Stuhl sitzen noch normal essen. Wir meinen, dass wir unsere Erwartungen an sie sehr deutlich gemacht haben. Wir haben ihr erklärt, warum es wichtig ist, dass man »schön« essen kann. Jetzt haben wir damit begonnen, die Time-outMethode anzuwenden (wie wir das bei einer Nanny im Fernsehen gesehen haben). Wir setzen sie in ihr Zimmer, schließen die Tür und gehen erst nach ein paar Minuten wieder zu ihr hinein. Am Anfang hat sie viel geweint, doch jetzt ist sie nur noch mürrisch und still, wenn wir kommen. Essen tut sie auch nur noch widerwillig. Sie verhält sich also schon ein wenig mehr so, wie wir wollen, aber die Stimmung haben wir uns natürlich anders vorgestellt. Machen wir etwas falsch?
    Majas Eltern

    Antwort von Jesper Juul:
    Meine unmittelbare Antwort auf Ihre Frage ist ein klares »Ja!« Lassen Sie mich das zuerst begründen, bevor ich Ihnen eine Alternative vorschlage. Am besten, wir nehmen den Hubschrauber und betrachten uns die ganze Situation von oben: Wir sehen zwei verantwortungsvolle, intelligente und erfahrene Erwachsene, die einen hoffnungslosen Kampf mit ihrer 4-jährigen Tochter führen. Sie schießen damit weit über das Ziel hinaus! Erziehung als Machtkampf ist immer eine schlechte Idee, weil sowohl die Eltern als auch das Kind am Ende als Verlierer dastehen und sich die Qualität ihrer wechselseitigen Beziehung spürbar verschlechtert hat – ganz gleich, wer zwischendurch einen Punktsieg verbuchen konnte.
    Das Verhalten von Kindern ist immer auch ein Produkt ihrer Beziehung zu den Eltern. Sie kommen mit individuellem Temperament – das oft dem Temperament eines Elternteils ähnelt – und unterschiedlichem Potenzial auf die Welt. Wie sie dieses entwickeln, hängt vor allem von den Führungsqualitäten ihrer Eltern ab. Mit anderen Worten: Das liegt in Ihrem Verantwortungsbereich. Darum ist es ebenso ungerecht wie verantwortungslos, Ihrer Tochter die Schuld für diese Konflikte zu geben. Und genau das tun Sie, wenn Sie sie in die Isolation schicken. Ihre Botschaft ist deutlich: Wir sind nicht zufrieden mit der Situation, und das ist deine Schuld.
    Wenn Eltern frustriert über die Beziehung zu ihren Kindern sind, ist das jedoch niemals die Schuld der Kinder. Vielmehr stehen Sie in der Verantwortung, Ihren eigenen Beitrag zur

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