Vier zauberhafte Schwestern und die fremde Magie
als es auch schon erneut summte. Dad hob die Augenbrauen und sagte scharf: »Jetzt ist aber Schluss, Mädchen, keine Handys bei Tisch, bitte.«
Mit langen Gesichtern schalteten Flame und Marina ihre Handys aus. Als Mum zurück in die Küche kam, aßen alle schweigend. Sie warf Flame und Marina einen ratlosen Blick zu und setzte sich. »Teenager«, sagte sie zu ihrem Mann.
Colin nickte. »In einem Zustand ständiger Erschöpfung und mit ihren Handys zu einer Einheit verschmolzen, wie es scheint. Wenn wir Glück haben, reden sie in ein paar Jahren vielleicht wieder mit uns. Was meinst du?«
Mum seufzte. »Ich hoffe es.« Im selben Moment gähnten alle vier Schwestern einstimmig. Ihre Eltern sahen sie verwundert an. Mit einer gemurmelten Entschuldigung standen die Mädchen vom Tisch auf, räumten ihr Geschirr ab und verließen die Küche. Sofort schalteten Flame und Marina ihre Handys wieder ein.
»Treffen in meinem Zimmer«, sagte Flame knapp, als sie die Treppe hinaufliefen. Im zweiten Stock angekommen, ging Flame in ihr Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Marina schlenderte eine SMS lesend hinter ihr her. Zögernd und von Unbehagen erfüllt blieben Flora und Sky an der Tür stehen. Es war offensichtlich, dass ihre große Schwester schlechte Laune hatte.
»Jetzt kommt schon rein und setzt euch«, sagte Flame. Flora und Sky betraten das Zimmer und setzen sich beklommen auf den marineblauen Teppich. Flames Handy summte. Sie ignorierte es, aber es summte erneut. Sky stöhnte.
Flora guckte genervt. »Könntet ihr bitte für ne Sekunde die Handys ausmachen?«, sagte sie. Als alle Handys ausgeschaltet waren, herrschte eine Weile, die allen sehr lang vorkam, Schweigen. Dann sagte Flame: »Ich bin mir nicht sicher, was wir tun sollen.« Marina runzelte die Stirn, da ihr klar war, was Flames Eingeständnis bedeutete: Sie machte sich Sorgen.
Sky sah Flame an. »Hast du deshalb so schlechte Laune?«, fragte sie.
Der Blick, den Flame ihrer kleinen Schwester zuwarf, war so wütend, dass es aussah, als würden im nächsten Moment die Fetzen fliegen, aber Flora sagte rasch: »Wir müssen herausfinden, was das für gelbäugige Wesen sind und was sie wollen.«
Alle nickten zustimmend. Marina wandte sich an Sky. »Was hat Sidney über sie gesagt?«
Sky erwiderte ihren Blick überrascht. »Ich habe vollkommen vergessen, ihn danach zu fragen.«
Flame zog ein Gesicht, das besagte: Das hättest du mal besser getan!
»Könntest du jetzt nach unten gehen?«, fragte Marina.
»Ich schätze schon«, sagte Sky zögernd.
»Pass auf, dass Mum und Dad dich nicht sehen«, mahnte Flame. »Wir wollen nicht, dass sie Verdacht schöpfen.«
»Als Dad vorhin den Brandfleck erwähnt hat, habe ich Blut und Wasser geschwitzt«, sagte Marina.
Sky stand auf und Flora tat es ihr gleich. »Ich komme mir dir«, sagte sie.
Die beiden Schwestern sprangen die breite Mahagonitreppe hinunter. Das Treppengeländer mündete am Fuß der Treppe in einen gedrechselten Pfosten mit glattem, rundem Kopf, um den sie sich gerne herumschwangen. Dort hing das Porträt von Sidney Cantrip an der Wand und daneben das von Mim, seiner Frau. Beide Porträts waren groß und steckten in reich verzierten Goldrahmen. Sie stammten aus dem Jahr 1910, dem Jahr, in dem Sidney Cantrip Towers gebaut hatte. Mim schaute die Betrachter mit lebhaften Augen und hochgestecktem dunklen Haar an, und Sidney hatte rötliche Haare und ein bärtiges, fröhliches Gesicht. Er sah wie ein Mann aus, der seine Freude daran hatte, Toffees zu essen und Geschichten zu erzählen.
Flora schlang einen Arm um den Treppenpfosten und spähte zur Küche, bereit, Sky zu warnen, wenn ihre Eltern aufkreuzten. Sky stellte sich dicht vor Sidneys Porträt und fing an zu flüstern. Für Flora war Sidneys Bild ein ganz normales Gemälde, doch Sky hörte die Stimme ihres Ururgroßvaters und sah sein Mienenspiel, während er sich mit ihr unterhielt.
Nachdem Sky ihrem Ururgroßvater einige Fragen gestellt und Sidneys Antworten gehört hatte, schluckte sie und sah sehr besorgt aus. Schließlich flüsterte sie dem Porträt »Danke, Sidney« zu und wandte sich Flora mit einem Gesicht zu, das so weiß wie ein Bettlaken war.
»Was ist denn?«, flüsterte Flora. Doch Sky hatte es die Sprache verschlagen.
Felslinge
Flora drehte sich kurz zur Küchentür um – alles war ruhig –, dann packte sie Skys Arm und führte sie die Treppe hinauf in Flames Zimmer. Als sie zur Tür hereinkamen, bemerkten die älteren
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