Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
Vom Netzwerk:
eigenen Zimmer war Kinuli viel energischer. Hier war sie dem Luchs gegenüber nicht so scheu, drückte sich nicht in den Winkeln herum, und trieb es Tasko zu bunt, so mußte er gewärtig sein, eine gehörige Ohrfeige von ihr gelangt zu bekommen. Eine solche Behandlung gefiel Tasko ganz und gar nicht, und der verschmitzte Kerl versuchte immer wieder, Kinuli zu sich herüberzulocken. Was stellte er da nicht alles an!
    Er gab sich den Anschein, als hätte er das Spiel satt, und zog ab. Er richtete sein Stummelschwänzchen kerzengerade in die Höhe und schritt resolut zum Zimmer hinaus. Kinuli sprang dem Luchs nach und verstellte ihm, um ihn aufzuhalten, den Weg. Der kleine Spitzbube lockte sie nun immer näher an seine Tür, und alles nur, um sie ein weiteres Mal zu kratzen. Wieder mußte ich mit dem Lappen dazwischenfahren, der Luchs wurde in sein Zimmer getrieben, Kinuli weggeführt. Doch nun sehnten sie sich nacheinander. Tasko kratzte an der Tür, zernagte sie mit seinen spitzen Zähnchen und schrie so, daß es auf der Straße zu hören war. Dieses Schreien beunruhigte aber Kinuli sichtlich, sie lief im Zimmer auf und ab, lauschte auf das Geschrei und verlangte zu Tasko zurück. Ich ließ sie zueinander, und es dauerte nicht lange, da war schon wieder irgendeine Rauferei im Gange.
    Furcht hat überscharfe Augen
    Die Einwohner unseres Hauses hatten alle Angst vor Tasko. Warum eigentlich, war nicht recht zu erklären. Allein schon das Wort „Luchs“ erweckte in ihnen ein unbehagliches Gefühl. Und was gab es erst für ein Geschrei, wenn er einmal in den Korridor hinauskam! Die Mieter waren wie weggespült. Sie liefen auf ihre Zimmer, versteckten sich, schlossen sich ein und baten, ich solle doch den Luchs fortschaffen. Und dabei war der ganze Luchs kaum größer als eine Katze!
    Zum Beispiel Maria Fjodorowna. Ein erwachsener Mensch, und benahm sich schlimmer als ein Kind! Da mußte sie einmal auf den Korridor hinaus. Sie öffnete erst vorsichtig einen Türspalt und schüttelte einen Lappen aus – für alle Fälle, denn: Ist der Luchs in der Nähe, so fällt er ja erst den Lappen an. So rechnete sie und lief den ganzen Tag mit einem Lappen umher.
    Das sollte ihr aber nicht lange helfen. Anfänglich hatte Tasko Respekt vor dem Lappen und verkroch sich vor ihm, dann aber gewöhnte er sich an ihn. Es war nichts Furchterregendes mehr daran, und weh tat er einem auch nicht. Das übermütige Jungtier faßte es nur noch als Spiel auf, wenn der Lappen in Tätigkeit trat.
    Und so geschah es, daß Maria Fjodorowna einmal den Korridor entlangging, als ein Luftzug unsere Tür aufriß. Tasko sprang heraus und sogleich auf Maria Fjodorowna los. Die arme Frau kreischte entsetzt auf und lief davon, sogar den Lappen hatte sie fallen lassen. Sie rannte und schrie, doch auch Tasko hielt mit ihr Schritt … Ich sprang hinaus und sah gerade noch, wie Maria Fjodorowna hinter ihrer Tür verschwand, und hörte das Schloß schnappen. Es kostete mich viel Mühe, sie wieder zu beruhigen.
    Überhaupt habe ich durch Tasko viel Unannehmlichkeiten gehabt. Einmal erschreckte er einen guten Bekannten so sehr, daß dieser beinahe mit uns gebrochen hätte. Er hieß Pawel Petrowitsch und lebte außerhalb der Stadt. Eines Abends hatte er den Zug verpaßt, weil er sich zu lange bei uns aufgehalten hatte, und mußte für die Nacht bei uns bleiben.
    Ich überlegte hin und her, wo ich ihm sein Bett machen sollte. In dem einen Zimmer war der Luchs, in dem anderen der Löwe, auf dem Balkon aber schliefen wir selber. Nun war aber unser Gast ein äußerst vorsichtiger Mensch und wollte um keinen Preis mit einem Tier das Zimmer teilen.
    „Pawel Petrowitsch, soll ich Ihnen das Bett nicht auf dem Tisch zurechtmachen? Kinuli kann da nicht hinauf.“
    Er aber wehrte mit beiden Händen ab.
    „Bewahre, bewahre, Wera Wassiljewna, mein Leben ist mir viel zu lieb! Außerdem habe ich Weib und Kind.“
    Wir zerbrachen uns weiter den Kopf. Über die Anwesenheit des jungen Löwen war Pawel Petrowitsch ja informiert, doch von dem Luchs hatte er keine Ahnung. Und so beschlossen wir, ihn in Taskos Zimmer einzuquartieren. Tasko war ein Feigling, der würde sich verkriechen. Pawel Petrowitsch aber hatte einen festen Schlaf.
    Und was hätten wir auch anderes tun können? Es gab ja doch keinen anderen Ausweg!
    Wir brachten also unseren Gast zu Bett, löschten das Licht und legten uns auch selber nieder. Ich weiß nicht, wie lange wir geschlafen hatten, als uns ein verzweifeltes

Weitere Kostenlose Bücher