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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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erlaubte dem Wärter nicht eher die Reste wegzuräumen, als bis Peri mit dem Fressen fertig war.
    Peri war ein sehr alter Hund und hatte kranke Beine. Das wurde einmal so schlimm, daß sie sich nicht mehr aufrichten konnte. Kinuli war furchtbar aufgeregt. Warum stand Peri nicht auf? Warum fraß sie kein Fleisch? Kinuli ergriff mit den Zähnen ihre Riesenportion Fleisch und brachte sie Peri. Sie miaute und bemühte sich, Peri mit der Pfote aufzurichten. Diese aber rührte sich nicht.
    Nun wurde der Arzt geholt. Um ihm die Möglichkeit zu geben, Peri zu untersuchen, mußte man sie aus dem Käfig nehmen. Es stellte sich heraus, daß dies gar nicht so einfach war. Kinuli wollte sich um keinen Preis von ihrer Freundin trennen. Jedesmal, wenn man versuchte, sich Peri zu nähern, knurrte sie und warf sich, wie es wilde Löwinnen tun, gegen das Gitter.
    Nach langen Bemühungen war es endlich gelungen, Kinuli in einen anderen Käfig zu locken; auf diese Weise hatte man dann die Möglichkeit, Peri herauszuholen.
    Als Kinuli das Verschwinden Peris gewahr wurde, warf sie sich wieder verzweifelt gegen das Gitter und suchte nach einem Ausweg. Sie fraß nichts an diesem Tage, und auch am folgenden Tage berührte sie ihr Futter nicht. Sie wurde träge, matt und bösartig und ließ niemanden an sich heran. Oft fing sie jetzt an zu brüllen, und ihr Brüllen beunruhigte mehr als einmal die anderen Insassen des Zoologischen Gartens.
    Auch Peri vernahm dies Brüllen. Sie hörte Kinulis Stimme aus den Stimmen der übrigen Löwen heraus. Sie richtete ihre spitzen Ohren auf und ließ ein leises, klagendes Winseln hören.
    So vergingen zwei Monate. Peris Zustand hatte sich wesentlich gebessert. Sie hatte sich erholt und stand auch wieder fest auf den Beinen. Es war Zeit, sie wieder zu Kinuli zu bringen.
    Kinuli entdeckte Peri schon von weitem. Sie spitzte ihre Ohren und faßte Peri gespannt und aufmerksam ins Auge. Welche Freude, als sie dann wieder beisammen waren! Kinuli stürzte auf Peri los, miaute und rieb ihren Kopf mit solchem Ungestüm an ihr, daß wir befürchteten, sie würde die Hündin erdrücken. Peri hatte ihre kranken Beine und ihr Alter ganz vergessen, sie sprang und spielte wie ein Jungtier um die Löwin herum. An diesem Tage fraßen beide gut, die Nacht verbrachten sie eng aneinandergeschmiegt, und niemand hörte mehr das klagende Brüllen der Löwin.
    Trennung
    Es kam der Juni 1941 und mit ihm der Krieg. Der Zoo war nicht wiederzuerkennen. Wie tiefe Falten durchfurchten tiefe Laufgräben die glatten Wege des Parkes. Die Tafeln, auf denen früher verzeichnet war, wie man zu den einzelnen Tieren gelangen konnte, trugen jetzt auf grünem Pfeil die kurze schwarze Aufschrift „Luftschutzraum“.
    In der Stadt wurden Probealarme durchgeführt. Die Tiere lauschten gespannt dem Sirenengeheul, waren aufgeregt, tobten in den Käfigen und schrien.
    Besonders aufgeregt waren die Löwen. Ihr lautes Brüllen mischte sich in das Motorengeräusch der ersten Feindflieger, denen es gelungen war, bis Moskau vorzudringen.
    In dieser ersten denkwürdigen Nacht ging niemand von uns nach Hause. Wir wachten bei den Tieren und löschten Brände in Räumlichkeiten, die Feuer gefangen hatten. Zum Glück waren nur unbesetzte Räume getroffen, denn sonst hätten die ausbrechenden Tiere manches Unheil anrichten können.
    Alle gefährlichen Tiere mußten unverzüglich aus Moskau hinausgebracht werden. Es wurde beschlossen, von den Löwen nur Kinuli dazubehalten. Sie war ja zahm und ungefährlich, selbst wenn sie aus dem Käfig ausbrechen sollte.
    Ungeachtet der schweren Zeit nahmen das Interesse und die Fürsorge der Moskauer Jugend für Kinuli nicht ab. Die einen erkundigten sich, wohin Kinuli während der Angriffe gebracht wurde, andere rieten, man solle sie doch in die Untergrundbahn bringen.
    Die übrigen Tiere wurden in andere Zoologische Gärten übergeführt: ein Teil nach Wolgograd, ein anderer nach Swerdlowsk. Im Herbst trennte ich mich von Kinuli und fuhr nach Swerdlowsk, wo ich meine Arbeit im Zoo fortsetzte.
    Alle meine Freizeit verbrachte ich im Hospital mit der Pflege Verwundeter. Im Hospital hatte es sich bald herumgesprochen, daß ich im Zoo arbeitete.
    Es fanden sich auch Leute, die schon von Kinuli gehört hatten. Ich wurde gebeten, von ihr zu erzählen. Kaum hatte ich mir eine Arbeit vorgenommen, so wurde überall die Bitte laut: „Schwesterchen, erzählen Sie uns doch noch etwas von der Löwin!“ Auch aus anderen Sälen traten

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