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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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aufmerksam zu, dann wurde es ihr zu langweilig. Es waren aber auch gar so viele Briefe da, der Eierkuchen war mittlerweile schon verzehrt. Kinuli sprang vom Sofa … und sah dicht vor sich die Bälle! Neue, gelbe Fußbälle! Ihren alten Ball hatte sie längst zerrissen.
    Mit einem einzigen Satz war sie bei den Bällen, packte sie mit den Pfoten und versuchte, sie festzuhalten. Die Bälle rollten davon, und Kinuli, die einjährige Löwin, vergaß alles auf der Welt und jagte ihnen nach wie ein junges Kätzchen. Man konnte nicht ohne Lachen diesem Spiel zusehen. Die Bälle rollten durchs Zimmer, rollten unter Tische, Stühle und Sofas. Man konnte glauben, die Möbel wären lebendig geworden. Alles bewegte sich im Zimmer, sogar unser Bett fuhr auf Kinulis Rücken auf die andere Seite des Zimmers.

    Kinuli war dermaßen in Spieleifer geraten, daß es fast unmöglich war, sie zu beruhigen. Wir wollten die Bälle wegtun, doch Kinuli legte sich darauf, umfaßte sie mit den Pfoten und weigerte sich ganz entschieden, sie herzugeben. Da kam Mascha auf eine gute Idee. Sie rief Peri und tat, als wollte sie mit ihr auf den Hof hinuntergehen. Kinuli ließ die Bälle fahren und lief dem Hund nach, sie wollte auf keinen Fall allein bleiben.
    Es war schon immer mit Schwierigkeiten verknüpft gewesen, den Hund einmal auf den Hof zu lassen. Kaum wollte Peri aus dem Zimmer, war Kinuli auch schon da. Sie stieß die Hündin mit der Pfote von der Tür zurück und ließ sie nicht hinaus. Man war immer gezwungen, zu einer List zu greifen. Meist mußte ich mit Liebkosungen Kinuli ablenken, Wassja bezog Posten an der Tür, um diese rechtzeitig zu schließen, und Mascha packte Peri und lief mit ihr durch den Korridor. Doch das gelang nicht immer. Manchmal glückte es Kinuli, sich loszureißen, sie stürzte Mascha nach, entriß ihr Peri und kehrte, den Hund am Kragen mit sich schleifend, ins Zimmer zurück. Wir nannten das den „Raub Peris“. Peri war eine solche Behandlung schon gewöhnt und hing ergeben in den Zähnen der Löwin, ohne auch nur den geringsten Widerstand zu leisten.
    Im zoologischen Garten
    Ganz unbemerkt waren Winter und Frühling vergangen, der Sommer kam und mit ihm die Zeit, Kinuli in den Zoologischen Garten zu überführen. Nicht, weil wir ihrer überdrüssig geworden oder sie uns lästig gewesen wäre, nein, im Gegenteil: In dem Maße, wie Kinuli erwachsener wurde, wurde sie auch folgsamer und ruhiger. Besser als je berechnete sie die Kraft ihrer Tatze und die Schärfe ihrer fingerlangen Krallen. Wenn sie spielte, berührte sie einen kaum mit der Pfote, und es kam nicht einmal mehr vor, daß sie einem den Strumpf zerriß. Sie ruinierte auch keine Sachen mehr. Mascha konnte unbesorgt das Geschirr auf dem Tische stehenlassen und auch das Fleisch, Kinuli rührte nichts an. Mit einem Wort, sie benahm sich wie ein großer, wohlerzogener Hund.
    Zu Peri hatte sich ihr Verhältnis nicht geändert. Für die Hündin war sie das kleine Kätzchen geblieben.
    Nach wie vor folgte Peri Kinuli auf dem Fuße, leckte der Löwin nach dem Fressen die Schnauze ab, nahm sie in Schutz und betreute sie. Kinuli vergalt es der Hündin mit gleichem. Es kam nie vor, daß Kinuli all ihr Fleisch gefressen hätte, ohne ein Stückchen für Peri zurückzulassen. Peri lag auch immer ganz ruhig abseits, wenn Kinuli gefüttert wurde. Manchmal bedachte Kinuli auch uns: Sie ergriff einen halbzernagten, eingespeichelten Knochen, brachte ihn mir oder Wassja und bemühte sich, uns den schmierigen Knochen ins Gesicht zu schieben, um uns den Leckerbissen kosten zu lassen.
    Es ist ja wohl verständlich, daß es uns schwer wurde, uns von Kinuli zu trennen. Und doch war diese Trennung unvermeidlich. Die Miliz konnte einen weiteren Aufenthalt der Löwin in einer Wohnung, wo so viele Menschen lebten, nicht mehr verantworten. Es konnte ja doch passieren, daß das Raubtier sich ein Opfer suchte!
    Und so wurde denn im Zoo, dicht am Gehege der Jungtiere, ein Extrahäuschen für Kinuli erbaut. Als es fertig war, wurden ein Tisch und Stühle hineingestellt. Ein kleiner Hof wurde abgeteilt, auch ein großer Auslauf, wo Kinuli sich austoben konnte.
    Der Tag der Abreise kam. An diesem Tage standen wir alle sehr früh auf. Wir hatten beschlossen, Kinuli im Auto zum Zoo zu bringen. Keiner wußte, wie sie sich dazu stellen würde. Sie war doch jetzt immerhin ein ausgewachsenes, starkes Tier. Bis zur Ankunft des Autos sollte alles fertig sein. Das Halsband mußte Kinuli umgelegt

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