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Vierbeinige Freunde

Vierbeinige Freunde

Titel: Vierbeinige Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wera Tschaplina
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zusammen und betrachteten ihn neugierig. Er ging, als sähe er die Elefantinnen gar nicht, an ihnen vorbei, erstieg den Elefantenhügel und blieb dort stehen.
    Der Elefantenhügel ist die höchste Erhebung im Zoologischen Garten. Von hier aus gesehen, lag der ganze Zoo mit seinen Käfigen, Teichen und Bäumen zu Füßen des Riesen Regungslos wie eine Bildsäule stand Schango da. Die lange, schwere Kette hing von seinem Rüssel herab … Lange Zeit verharrte der Elefant in dieser Stellung, dann aber schleuderte er die Kette weit von sich, und als diese mit kläglichem Klirren zu Boden gefallen war, hob Schango seinen Rüssel hoch empor, und alle Einwohner des Zoo hörten seinen Trompetenruf. Erst trompetete Schango allein, dann stimmten die anderen Elefanten mit ein. Sie umkreisten Schango, schlugen mit den Rüsseln auf die Erde und trompeteten mit solchem Eifer, daß außer diesem Schreien nichts mehr zu hören war.
    Vom ersten Tage ihrer Bekanntschaft erkannten die Elefanten Schango als den Führer ihrer Herde an. Alle gehorchten ihm; sogar Mirsa legte ihren Eigensinn ab, nachdem sie wegen ihres Ungehorsams einen Rüffel abbekommen hatte. Von nun an kamen die Elefanten nur noch geschlossen aus ihrem Haus auf die Plattform heraus, und immer schritt Schango allen voran. Weder mit List noch Tücke war es jetzt möglich, die Elefantinnen ohne Schango aus dem Elefantenhaus zu locken. Schango war es auch, der abends alle wieder ins Haus trieb, indem er sie mit dem Kopf vor sich her stieß.
    Jetzt stritten sich die Elefantinnen auch nicht mehr um das Futter, sie nahmen es sich nicht mehr gegenseitig weg, und kam es dennoch einmal vor, erhielt die Schuldige sofort einen Schlag mit dem Rüssel.
    Den Menschen gegenüber aber änderte Schango sein Benehmen von Grund aus. Früher waren die Wärter ungehindert zu den Elefanten gekommen, hatten ihnen das Futter gebracht und die Plattform gesäubert. Jetzt trieb Schango sie alle hinaus. Mit erhobenem Rüssel verfolgte er die Leute. Die Wärter mußten auf Mittel und Wege sinnen, um die Möglichkeit zu erlangen, den Elefantenhügel zu betreten. Für die Zeit der Säuberung lockten sie Schango mit Futter weg. Doch war dieser Trick nicht von langer Dauer. Einmal überraschte Schango einen Wärter, und als dieser in seine Nähe gekommen war, stürzte er mit erhobenem Rüssel auf ihn los. Der Wärter ergriff die Flucht, stolperte aber und fiel hin. Das geschah alles vor den Augen der Besucher. Vor Schreck setzte allen das Herz aus. Einige schrien auf. Man erwartete nichts anderes, als daß der Elefant im nächsten Augenblick den vor seinen Füßen liegenden Menschen zertrampeln würde. Doch der Elefant rührte den Mann nicht an, er blieb wie angewurzelt über ihm stehen. Alles wartete gespannt, was kommen würde.
    Etwa zwei Minuten stand der Elefant so da, dann hob er vorsichtig mit dem Rüssel den Wärter hoch und stellte ihn auf die Füße. Erst als der Wärter sich daran machte, die Barriere zu überklettern, versetzte ihm Schango einen leichten Stoß mit seinem Rüssel. Dieser „leichte“ Stoß aber genügte vollauf, um den Wärter den restlichen Teil seines Weges im Fluge durch die Luft machen zu lassen.

    Wenn der Elefant auch großmütig gehandelt hatte, fand sich doch nach diesem Vorfall niemand mehr, der Lust gehabt hätte, zu den Elefanten hineinzugehen.
    Es wurde nun beschlossen, Schango für die Zeit der Säuberung in den inneren Zwinger des Elefantenhauses zu treiben. Er wurde mit Futter hineingelockt, und war er dann drin, so mußte die Tür schnell hinter ihm geschlossen werden. Es war aber eine große Geschicklichkeit dazu erforderlich, das rechtzeitig zu tun. Dieses Amt versah ein alter, erfahrener Wärter. Er arbeitete schon sehr lange bei Elefanten und kannte alle ihre Eigenheiten. Manchmal war Schango eigensinnig und begab sich nicht ins Haus. Dann nahm der Wärter das ganze Futter und trug es weg. Der Hunger verlangte sein Recht, und der Elefant mußte nachgeben. Schango aber hatte sich den Mann, der ihn immer im Elefantenhaus einsperrte und ihm dadurch so viele Unannehmlichkeiten verursachte, wohl gemerkt.
    Schangos Haß
    Schango hegte einen unbändigen Haß gegen seinen Wärter und benutzte jede Gelegenheit, ihm eins auszuwischen. Er schlug mit dem Rüssel nach ihm oder bewarf ihn mit Steinen. Steine gab es ja genug auf dem Elefantenhügel. Schango suchte sich die größten heraus, denn diese konnte er am besten mit dem Rüssel ergreifen und schleudern. Gewiß,

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