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Vietnam

Vietnam

Titel: Vietnam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Markand
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August 1979 den Bootsflüchtlingen im Südchinesischen Meer helfen. Neudeck plante nicht nur die Rettung, sondern auch die Aufnahme der Flüchtlinge in Deutschland. Die deutschen Behörden stellten sich anfangs quer, befürchteten sie doch, Neudeck würde mit seiner Aktion Menschen zur Flucht animieren. Der Druck der deutschen Bevölkerung führte jedoch zu einem tragbaren Kompromiss für beide Seiten: Ähnlich der heutigen Asylpraxis durften Menschen, die erstmals von der
Cap Anamur
aufgefischt wurden, Asyl beantragen. Hatte bereits ein Boot einer anderen Nation geholfen, konnten diese Menschen in Deutschland kein Asyl beantragen. In drei Jahren retteten Neudeck und sein Team 9500 Menschen. Als die BRD im Juli 1982 einen Aufnahmestopp verfügte, mussten sie die Arbeit vorübergehend einstellen. Prominente Unterstützer wie Heinrich Böll und Alfred Biolek und der Druck der Bevölkerung auf die Regierenden sorgten jedoch dafür, dass die Rettungsaktionen bis 1986 fortgeführt und weitere 1000 Menschen gerettet werden konnten.
    Die zweite Flüchtlingswelle
    Nach 1987 waren es vor allem verarmte Vietnamesen, die den Weg über das Meer in eine bessere Zukunft suchten. In Hongkong landeten erneut 34 000 Flüchtlinge. Insgesamt befanden sich dort 1987 rund 56 000 Menschen in Lagern. Ein Auswahlverfahren musste gefunden werden, um Wirtschaftsflüchtlinge von politisches Asyl Suchenden unterscheiden zu können. Die Regierungen setzten auf freiwillige Rückkehr – mit dem Versprechen, dass von Vietnam aus Ausreiseanträge nach Amerika gestellt werden könnten. 1998 wurde dieses Versprechen wahrgemacht und alle, die Beziehungen zu Amerika nachweisen konnten, durften sich dort ansiedeln.
    Bei den „freiwilligen“ Rückführungsprogrammen kam es allerdings zu Auseinandersetzungen, denn nicht alle wollten nach Vietnam zurückgehen. Da jedoch auch im Land selbst etwas unternommen wurde, hatten viele Rückkehrer durchaus eine Perspektive. Die EU etwa stellte Hilfe bei der Arbeitsbeschaffung und für Ausbildungsprogramme zur Verfügung. Ende 1997 waren dann fast alle Flüchtlinge umgesiedelt oder zurückgekehrt.
    Anfänglich sprachen sich viele Parteimitglieder für einen langsamen, sich über mindestens fünf Jahre erstreckenden Wiedervereinigungsprozess aus. Zu groß schien vor allem den Widerstandskämpfern aus dem Süden die Kluft zwischen den beiden Landesteilen. Die provisorische Revolutionsregierung verwaltete zwar pro forma den Süden, doch die Weisungen erhielt sie aus dem Norden. Immer mehr Kader, die
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genannten kommunistischen Funktionäre aus dem Norden, besetzten zudem die offiziellen Stellen, ohne eine entsprechende Ausbildung zu haben. Entgegen allen Hoffnungen der Südvietnamesen kam es bereits ein Jahr nach der Machtübernahme zu einer gemeinsamen Regierung. Der im Pariser Abkommen anvisierte Versöhnungsrat wurde nie einberufen.
Der Süden wird kommunistisch
    Im April 1976 gewannen die Kommunisten in allen Teilen des Landes mit großer Mehrheit die Wahl. Die neue Nationalversammlung beschloss die Wiedervereinigung , die am 2. Juli 1976 in Kraft trat: Das Land nannte sich nun Sozialistische Republik Vietnam (SRV). Als Hauptstadt wurde Ha Noi gewählt. Zu Ehren des ersten Präsidenten wurde Sai Gon in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt.
    Auf dem kurz darauf stattfindenden 4. Parteitag beschlossen die Regierenden, in den nächsten vier Jahren die „Sozialistische Umgestaltungder Produktionsverhältnisse im Süden“ zu vollziehen. Im Sommer 1977 wurde mit der Kollektivierung der privaten Landwirtschaft begonnen. Das Land wurde verstaatlicht, die Menschen umgesiedelt und in Produktionsgenossenschaften zusammengeschlossen. 1978 wurde der private Handel verboten. Die Wirtschaft, die im Süden vielfach aus Dienstleistungen bestand, brach zusammen, als die amerikanischen Gelder versiegten. Folge der wirtschaftlichen Umgestaltung war eine ökonomische Krise. Wegen des amerikanischen Wirtschaftsboykotts bekam das Land keine internationalen Kredite und war allein von den Zahlungen der Sowjetunion abhängig (die 1991 eingestellt wurden). Viele Menschen flohen vor der Armut und dem Hunger aufs Meer (s. S. 164 , Kasten).
Umerziehung nach dem Krieg
    Nach der Wiedervereinigung kam es zu keiner Versöhnung der Kriegsparteien aus dem Norden und dem Süden. Der dafür geplante Nationale

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