Vietnam
Parmentier von der
Ãcole française dâExtrême-Orient
(EFEO). In den Jahren von 1909 bis 1918 veröffentlichte er das vierbändige Werk
Inventaire descriptif des monuments Chams de LâAnnam
. Noch heute ist es das Standardwerk der Cham-Forschung. Dank der veröffentlichten Skizzen konnte das Wissen über die Bauwerke â z. B. die Klosteranlage Dong Duong und der Tempelturm A 1 in My Son â den Krieg überdauern.
Das Erbe der Cham-Kultur ist besonders in den Küstenregionen des Südens augenfällig präsent.
Auf das 9. Jh. wird der Dong Duong-Stil datiert. Er stellt eine Ausnahmeerscheinung der Cham-Kunst dar, sowohl was die Bauten als auch was die Skulpturen betrifft. Grund ist die in dieser Epoche kurze Dominanz des Mahayana-Buddhismus, der sich in der Architektur niederschlug. Das gröÃte Baudenkmal der Cham stammt aus dieser Epoche: das Dong Duong-Kloster. Leider fiel es im amerikanischen Krieg vollständig den Bomben zum Opfer. Bestechend war die ausladende Ornamentik, und das Ausmaà des Gebäudes beeindruckte mit einer Länge von 1,3 km. Es gab mehrere Tempeltürme und eine Vielzahl an Gebäuden, die von einer Mauer umschlossen waren. Leider sind neben diesem Tempel auch alle anderen dieser Epoche zerstört.
Im 10. Jh. folgt der My-Son-A-1-Stil , der als architektonischer Höhepunkt der Cham-Kultur gilt. Ein berühmtes Beispiel war der Kalan A 1 in My Son mit seinen ausgewogenen Proportionen. Er zerfiel leider unter den Bomben zu Staub. Der Po-Nagar-Stil folgt im 11./12. Jh., als die Hochzeit der Cham-Kultur überschritten ist. Kriege mit den Khmer und den Viet lassen den Cham wenig MuÃe, sich um die Weiterentwicklung der Tempelbaukunst zu bemühen. Es fehlt an künstlerischer Kreativität. Vieles wird nachgeahmt und von den Vorfahren übernommen. Die Architekten lassen sich aber auch von den Khmer und ihren Tempeln beeinflussen. Dieser Trend setzt sich im 12./13. Jh. mit dem Binh-Dinh-Stil fort. Das sichtbare Zeichen dieser Epoche ist die Erhöhung der Kalan, die zudem Ecktürmchen erhalten und gedrängter wirken. Im 14.â16. Jh., der Zeit des Po-Klong-Garai-Stils , sind Mittelbau und Spitze jeweils gleich groÃ.
Bildende Kunst
Kalligraphie
Der Kalligraph Le Xuan Hoa schreibt über seine Arbeit, dass Kalligraphie ein einzigartiges Kunstwerk sei, in dem Harmonie zwischen Bild und Wort herrsche. Da die vietnamesische Kunst seit Anbeginn mit der chinesischen eng verbunden war, hat die Kunst der Kalligraphie auch in Vietnam Fuà gefasst. Bereits ab dem 3. Jh. wurde in Vietnam Papier verwendet, und schon im 10. Jh. wurde es sogar selbst hergestellt. Dazu werden die Rinde des Maulbeerbaums
(Broussonetia papyrifera)
, Chinagras (Ramie, botanisch:
Boehmeria nivea
), Bambus und Jute genutzt. Das Papier erhält dadurch die für die Kalligraphie nötige Weichheit.
Neben chinesischen Schriftzeichen
(chu nho)
fand auch deren vietnamesische Weiterentwicklung, die
nom
-Schrift (S. 178 , Sprache) Verwendung. Auch während der Kriege und der Kolonialzeit wurde diese Kunst gepflegt, und bis heute finden Kalligraphien ihre Käufer. Die jetzige Künstlergeneration benutzt dafür auch das moderne Schriftsystem
quoc ngu
.
Holzschnitt
Populär ist die Kunst des Holzschnitts. Die Motive werden auf Holz gemalt, herausgeschnitzt, mit schwarzer Farbe bestrichen und anschlieÃend auf Papier gepresst. Die freien Flächen werden mit kräftigen Farben bemalt. Heute gibt es auch künstlich hergestellte Farben, doch traditionell werden Naturfarben verwendet.
Die Drucke bestechen durch naive Darstellungen. Motive sind ländliche Idyllen und historische Szenen. Besonders für das vietnamesische Neujahr werden Bilder gedruckt, die
than tet
heiÃen. Sie zeigen wohlgenährte Schweine, Hühner oder Wasserbüffel und werden als Glücksbringer in den Häusern aufgehängt. Ein bekanntes Handwerkerdorf, in dem sich die Menschen seit Generationen auf die Herstellung dieses Kunsthandwerks spezialisiert haben, ist Dong Ho in der Umgebung von Ha Noi (S. 253 ).
Lackarbeiten
Im 11. Jh. gelangte die Kunst der Lackarbeit von China nach Vietnam. In der späten Ly-Dynastie (1009â1224) begannen die Vietnamesen, Holzplastiken mit Lack zu überziehen. Ihren Höhepunkt erreichte die Lackkunst in der Le-Dynastie im 15. Jh. Ab 1443 organisierten sich die Handwerker in Gilden, die sich auf unterschiedliche
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