Vietnam
Arbeitsweisen spezialisierten. Im 18. Jh. wurden Arbeiten mit Perlmutt, z. B. in mit Lack bezogenen Möbeln, populär (schöne Exemplare dieser Kunstrichtung finden sich noch heute in Hoi An). Im 20. Jh. nahmen westliche Stilelemente Einfluss auf diese Kunst. Im Zuge der Ausbildungauch an der Kunstakademie von Ha Noi wurden die Lackarbeiten weiterentwickelt und die Künstler experimentierten mit neuen bunten Farben und Materialien, wie etwa Eierschalen.
Die Seidenmalerei
Dem Künstler Nguyen Phan Chanh (1892â1984) ist es zu verdanken, dass die Seidenmalerei auch in Vietnam zur Tradition wurde. Als einer der ersten Schüler des französischen Künstlers und Lehrers Victor Tardieu an der
Ãcole Superieure des Beaux-Arts de lâIndochine
entwickelte er zu Beginn der 30er-Jahre einen ganz eigenen Stil, der sich durch klare Linienführung und Erdtöne auszeichnete.
Die Lackmalerei wurde von Ngyuen Gia Tri (1906â1993) vorangetrieben: Er war der Erste, der mit Eierschalen und Steinen experimentierte.
Bildhauerei
Figuren aus Sandstein
Die bekanntesten Kunstwerke dieser Stilrichtung stammen von den Cham . In der Relief- und Figuren-Kunst dieses Volkes findet ausschlieÃlich Sandstein Verwendung. Wie andere indisierte Kulturen auch haben es die Cham zu einer groÃen Kunstfertigkeit in dieser Ausdrucksform gebracht. Aus der ersten Stilepoche, dem My-Son-E-1-Stil des 7./8. Jhs. sind schlichte Verzierungen in realistischer Darstellung erhalten. Die Jahrhunderte vom 7. Jh. bis zum 10. Jh. werden übergreifend als Tra-Kieu-Stil bezeichnet. Offensichtlich ist in dieser Zeitspanne der indische Einfluss auf die Architektur: Realistisch anmutende Tänzer sind Stilbilder dieser Epoche.
Dem Dong Duong-Stil entspringen Reliefs mit ausgeprägtem Formalismus. Typisches Beispiel sind die breiten Gesichter mit kurzem Kinn, schlitzförmigen Augen und durchgehenden Augenbrauen. Elaborierten Haarschmuck hingegen tragen die Statuen aus der Epoche des Khuong-My-Stils im 10. Jh. Die Figuren sind schlicht und etwas weniger lebensnah als ihre Vorgänger. Darauf folgt im späten 10. Jh. der My-Son-A-1-Stil, in dem die Statuen wieder mehr Dynamik ausstrahlen. Der Architektur entsprechend haben auch die Sandsteinarbeiten eine bemerkenswert fein gearbeitete Ornamentik. Monumentaler ist der Thap-Mam-Stil des 11.â14. Jhs. Die groÃen Götter- und Fantasiefiguren sind zwar reichlich mit Schmuck verziert, doch fehlt es ihnen an Ausdruck.
Mit dem Yang-Mum-Stil ab dem 14. Jh. geht auch die Zeit des Champa-Reichs zu Ende. Die Figuren sind stark symmetrisch, haben halbmondförmige Augen, ein spitz zulaufendes Kinn und verbundene Augenbrauen.
Andere Steinmetzarbeiten
Einige steinerne Arbeiten findet man in den AuÃenbereichen der Tempelanlagen, meist Steininschriften und Wächterfiguren. Bekannt sind hier vor allem die Steinstelen und die sie tragenden Schildkröten des Literaturtempels von Ha Noi. Auch die Wächter des Weges der Seelen in Hue sind bekannte Steinstatuen.
Moderne Steinmetzarbeiten finden sich in den Parks und Promenaden des Landes. Mal sind sie sehr realistisch, mal abstrakt und zur eigenen Interpretation auffordernd. Ein Zentrum der Kunst der Steinbearbeitung findet sich zu FüÃen der Marmorberge bei Da Nang (s. S. 398 .
Holzstatuen
Weniger gut erhalten sind Holzarbeiten. Die frühen Exemplare haben die Zeit nicht überdauert. Das älteste Exemplar ist eine aus Eisenholz gefertigte Buddhafigur, deren Herstellung auf das 6. Jh. datiert wird. Sie befindet sich heute im Geschichtsmuseum von Ho-Chi-Minh-Stadt (S. 538 ).
Die Holzfiguren, die zahlreich in den Tempeln, Pagoden und Versammlungshäusern stehen, sind alle in neuerer Zeit hergestellt worden. Viele sind Nachbildungen alter Figuren, die im Laufe der Jahre sukzessive ersetzt werden. Eines der älteren und herausragenden Werke (nicht nur wegen seiner GröÃe, sondern auch wegen der Kunstfertigkeit seiner Hersteller) ist die aus dem Jahr 1656 stammende Figur des Avalokiteshvara in der Chua But Thap (S. 252 ).
Heute wird für die Herstellung der Figuren das Holz des Jackfrucht-Baums
(Artocarpus heterophyllus)
genutzt. Es lässt sich gut bearbeiten und ist relativ beständig.
Musik
Die Kunst, Musik zu machen, lässt sich bis in die Frühgeschichte Vietnams zurückverfolgen. Mit dem Lithophon â einem steinernen Xylophon â besitzt Vietnam das älteste Musikinstrument der Welt.
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