Vietnam
Etwas später, im 2. Jahrtausend v. Chr., kamen Flöten und Bronzetrommeln aus der Dong-Son-Kultur hinzu. Im Laufe der Jahrhunderte nahmen chinesische und indische Elemente Einfluss auf Vietnams Musiktradition. Ab dem 19. Jh. wurde die Musik auÃerdem vom Westen geprägt. So wurde beispielsweise das Musizieren nach Noten eingeführt, das in der modernen Volksmusik heute die Regel ist, und die improvisierte Musik immer mehr verdrängt. Auch die musikalische Ausbildung orientiert sich seit dem 20. Jh. an europäischen Meistern, vornehmlich aus dem Osten. Während experimentelle moderne elektronische Musik in Vietnam noch nicht sehr verbreitet ist, gewinnt der Jazz immer mehr Freunde.
Volksmusik
Die Gründung des Musikkonservatoriums in Ha Noi 1956 war der erste Schritt hin zu einer moderneren Volksmusik. Fortan wurde diese in Noten aufgeschrieben und eine Vielzahl junger Leute in dieser Musikform ausgebildet. Leider ging dabei die Improvisationskunst weitgehend verloren. Immer häufiger werden groÃe Orchester und Dirigenten eingesetzt und die einzelnen Künstler verlieren an Bedeutung.
Ebenfalls der Tradition des Westens folgend, wurden auch die Modi der Musik westlichen Harmonievorstellungen angepasst.
Die Absolventen des Konservatoriums singen seither in Hotellobbys ebenso wie im Fernsehen. Ihre Gesänge sind moderne Popsongs, die sich der Melodien bekannter Volkslieder und Lieder der ethnischen Minderheiten bedienen. Auch Mozart und chinesisches Liedgut dienen als Vorlage. Wer einmal vietnamesisches Fernsehen guckt, vor allem an Tet, wird zahlreiche, in Trachten gekleidete Menschen fröhlich neu arrangierte Volkslieder singen sehen.
Popmusik und Jazz
Die Mehrzahl der vietnamesischen Popsongs ist sehr eingängig und immer auch etwas schnulzig. Produziert werden die meisten Alben in HCMS und von den Viet Kieu in Kalifornien. Pop war lange Zeit nicht sehr beliebt bei den Regierenden. Dies bekam auch der bekannteste Popsänger und Komponist Trinh Cong Son 1969 zu spüren, den Joan Baez damals den Bob Dylon Vietnams nannte. Mit seinem Album âLullabyâ feierte er in Japan Erfolge, doch in Vietnam wurde es kurz danach verboten, denn die Regierung empfand die Texte als demoralisierend. 1975 musste der Künstler zur Arbeit aufs Feld und schrieb danach nur noch eingängige Liebeslieder und unpolitische Texte.
Die Zeit zwischen 1975 bis zu Doi Moi 1986 war hauptsächlich von revolutionärer Musik geprägt. Doch als sich die Wirtschaft und das soziale System öffneten, kam auch westliche Popmusik und jene aus den Nachbarstaaten nach Vietnam. Heute schallen ABBA, Boney M. und Modern Talking aus den Lautsprechern, und auch Techno und HipHop erfreuen das junge Publikum in den Bars der GroÃstädte.
Jazz findet mittlerweile ebenfalls seine Anhänger. Erste Jazzbars in den GroÃstädten begeistern viele, und es beginnt sich eine Szene zu etablieren.
Die Kammermusik Nhac Tai Tu
Diese Kammermusik, die ohne Gesang auskommt, gilt als eine der schwierigsten Genres Vietnams. Es existiert lediglich ein Grundskelett: Die Musiker können und müssen improvisieren und schnell auf die Ideen der anderen Musiker reagieren. Diese Musik existiert seit dem 18. Jh. (in Hue) und gilt als Vorbild für die Musik des Cai Luong-Theaters (S. 199 ). Diese anspruchsvolle Kunst wird nicht am Konservatorium gelehrt. Viele junge Musiker versuchen im Selbststudium, die Herausforderung dieses Musikstils anzunehmen.
Der Wechselgesang Quan Ho
Der Wechselgesang hat seine Wurzeln bei Ha Bac an der Mündung des Roten Flusses. Auch in den bergigen Regionen wird diese Form des improvisierten Gesangs von einigen Ethnien gepflegt. Der Gesang kommt ohne die Begleitung durch Instrumente aus. Es ist ein Wechselspiel zwischen Mann und Frau, ein Ritual der Liebeswerbung.Daher wird Quan Ho hauptsächlich im Frühjahr auf Festen gesungen. Je schlüpfriger die Texte werden, desto begeisterter ist das Publikum.
Die Ritualmusik Hat Chau Van
Diese Gesangsform stammt aus Nord- und Zentralvietnam. Es handelt sich um Ritualmusik, die in Pagoden und Dorftempeln zur Beschwörung von Geistern eingesetzt wird. Während einer Trancezeremonie hypnotisiert die Musik (die mal von einer Sängerin, mal von Männern und Frauen zusammen vorgetragen wird) das Medium. Ziel ist, dass das Medium Kontakt mit einer Göttin aufnimmt. Dafür werden in den Schreinen zuvor weibliche Götterstatuen
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