Vietnam
Unter der Ly-Dynastie im 11. Jh. entwickelte sich die Pagode zum Ort kultureller und intellektueller Aktivitäten. Damals wurden drei Pagodentypen unterschieden:
dai danh lam, trung danh lam
und
tieu danh lam
. Die Bezeichnung
dai danh lam
kann mit âgroÃer Ortâ übersetzt werden und verweist darauf, dass die Pagode von Herrschern oder Adligen gestiftet wurde. Sie diente neben religiösen Zwecken auch durchreisenden Königen als Rastplatz. Die
trung danh lam
(âmittlerer Ortâ) hatten regionale Bedeutung.
Tieu danh lam
(âkleiner Ortâ) bezeichnete die noch kleinere Einheit der Dorfpagode.
Bis ins 11. Jh. befand sich der Altar im
thap
, dem Pagodenturm. In der Zeit der Tran-Dynastie ab 1225 wurde er in einem eigens eingerichteten Gebäude untergebracht.
Die meisten
chua
haben die Grundform eines T. Der Eingang besteht aus drei Toren. Es folgt ein Innenhof. Dann betritt man den Saal der Räucheropfer, der
thieu huong
genannt wird. Hier werden die Zeremonien abgehalten. Es folgt die Haupthalle,
hai hung
, in der der Hauptaltar steht. Hier befinden sich streng hierarchisch aufgereihtin aufsteigender Ordnung die Altäre der Gottheiten (mehr zu den Göttern und Buddhafiguren s. S. 178 , Kasten). GröÃere Pagoden umfassen weitere Gebäude, die z. B. der Verehrung der heiligen Mutter bzw. verstorbener Ãbte oder als Mönchsunterkünfte dienen.
Der Dinh
Der
dinh
, das Gemeinschaftshaus, ist Symbol und Stolz der Dorfgemeinschaft. Das wichtigste Gebäude des Dorfes wird von allen Mitgliedern der Gemeinschaft gemeinsam errichtet und instand gehalten. Wie reich ein Dorf ist, sieht man vor allem an den Verzierungen und dem Zustand des
dinh
.
Der
dinh
dient der Verehrung des dörflichen Schutzgeistes und als Versammlungsort. Hier werden wichtige Entscheidungen getroffen, fröhliche Feste gefeiert und der männliche Nachwuchs auf das Leben vorbereitet. Auch viele Bergvölker haben Gemeinschaftshäuser, z.B. die Bahnar (s.S.135).
Wie es zur Entwicklung des
dinh
kam, ist unklar. Sicher ist nur, dass diese Einrichtung originär vietnamesisch ist. Die älteste Steinstele, die einem
dinh
zugeordnet werden kann, datiert aus dem Jahr 1472 â also aus der Zeit von Le Thai Tong. In jenen Jahren (1460â1497) billigten administrative Reformen den Dörfern mehr Autonomie zu. Die Bewohner organisierten sich im
dinh
, um das Dorf zu regieren.
Die Schnitzereien im Dachgebälk sind die Schmuckstücke der
dinh
. Bis ins frühe 18. Jh. bestanden sie vornehmlich aus Darstellungen des dörflichen Lebens, wie z. B. der Feldarbeit mit dem Pflug, des Einbringens der Ernte und des Feierns von Festen. Zudem wurden die klassischen Motive der vier mythischen Tiere (Drache, Einhorn, Kranich und Schildkröte) sowie Wolken, Flammen und Pflanzen verwendet. Ende des 18. Jhs. fanden höfische Darstellungen Eingang in die
dinh
. Die Bedeutung des
dinh
als Dorfmittelpunkt schwächte sich in dieser Zeit ab â Ausdruck der schwindenden Autonomie der Dörfer.
Bis ins 17. Jh. hinein stand der Altar in der Mitte des
dinh
, später wurde ihm ein eigener Anbau errichtet. Dadurch erhielt das Gemeindehaus die Form eines T. Ab dem 18. Jh. kamen Nebengebäude hinzu, die
tien te
genannt werden. Hier werden die Zeremonien
(te)
vorbereitet. Gemeinschaftshäuser aus dem 19. Jh. haben manchmal weitere Gebäude und die Gesamtform entspricht dann einem H.
Seit den 1990er-Jahren werden die lokalen Traditionen wiederbelebt. Damit kommt auch dem
dinh
wieder mehr Bedeutung zu.
Den und Nghe
Nghe
werden jene Schutzgeisttempel genannt, die nicht zu einer Versammlungshalle gehören. Viele davon sind ebenfalls reich mit Schnitzereien verziert.
Den
hingegen dienen zur Verehrung von Heiligen, die auf historische Gestalten zurückgehen, wie etwa die Trung-Schwestern oder die Könige. Architektonisch ähneln sie den
dinh
. Im Innenbereich des
den
steht für Könige oft ein Tempel, andere Heilige werden durch Namenstafeln oder Statuen repräsentiert. Auch Gegenstände aus dem Leben des Verehrten werden im
den
gesammelt und ausgestellt.
Paläste und Gräber
Als Vorbild für die Kaisergräber in Hue dienten die chinesischen Kaisergräber der Ming-Zeit. Die Nguyen-Kaiser wollten für das spätere Leben ihrer Seelen vorsorgen. Sieben von ihnen lieÃen sich Gräber
(lang)
errichten. Den Regeln der Geomantik (s. S. 181 ) entsprechend, erschien der
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