Vietnam
Wildbahn kaum noch zu Gesicht.
Säugetiere
In Vietnam finden sich einige der seltensten Tiere der Welt. Das bekannteste darunter ist das Java-Nashorn
(Rhinoceros sondaicus)
, eines der gröÃten Säugetiere der Erde, von dem es nur noch etwa zehn Exemplare geben soll. Einst lebten diese Tiere in ganz Südostasien, heute sind nur noch einige Exemplare auf Java und in Vietnam zu finden. Bis in die 1990er-Jahre ging man davon aus, dass Bomben und Agent Orange das Java-Nashorn in Vietnam ausgerottet hätten.
Ebenfalls vom Aussterben bedroht sind einige Affenarten, der Indochina-Tiger, der Asiatische Elefant und das Sao La (s. u.). Im Phong Nha-Ke Bang-Nationalpark (s. S. 126 ), einem einzigartigen Karstwaldgebiet, finden zahlreiche Tiere ein letztes Rückzugsgebiet. Hier leben bedrohte Affen, wie die Hatinh-Languren und der Rotschenklige Kleideraffe. Neu entdeckt und schon vom Aussterben bedroht ist das hier lebende Annam-Streifenkaninchen. Auch das Sao La und der Riesenmuntjak haben hier Unterschlupf gefunden.
Sao La und Riesenmuntjak
Im Vu Quang-Naturreservat im Dschungel an der laotischen Grenze fanden Forscher 1992 eine bis dahin unbekannte Hirschart. Das zunächst als Vu-Quang-Wildrind benannte Huftier ist eine Mischung aus Ziege, Hirsch, Antilope und Rind und besitzt ein spitzes Geweih. Heute ist das seltene Tier als Sao La
(Pseudoryx nghetinhensis)
bekannt. Die Tiere haben in etwa die GröÃe eines Rehs und werden maximal 100 kg schwer. Sie bewegen sich in kleinen Gruppen von zwei bis sieben Tieren. Auch in Laos sollen noch einige Exemplare leben. Genau bekannt ist ihre Zahl nicht, denn bisher haben gerade einmal elf Menschen lebende Sao La gesehen. Man geht davon aus, dass noch etwa 350 Tiere existieren, für die derzeit Reservate eingerichtet werden. In den Provinzen Thua Thien-Hue und Quang Nam entstand ein Zusammenschluss aus zwei Reservaten mit einer GröÃe von 3000 km 2 , die von der Küste Vietnams bis nach Laos reichen. Vor allem die Jagd ist es, die den Bestand der Tiere bedroht.
Der Riesenmuntjak
(Megamuntiacus vuquangensis)
ist ein GroÃsäugetier, das bis 1994 unbekannt war. Er ist doppelt so groà wie der indische Muntjak und gilt als Vorfahr der europäischen Hirsche. Das Tier wird etwa 70 cm groà und bis zu 50 kg schwer. 1996 fanden Forscher weitere Riesenmuntjaks im Ostteil von Laos.
Elefanten
In Vietnam ist der Asiatische Elefant zu Hause. Hier gilt er nicht, wie in anderen buddhistischen Ländern, als ehrwürdiges Tier. Vielmehr dienten die Dickhäuter in der vietnamesischen Geschichte als Kriegstiere â auf dem Rücken von Elefanten vertrieben die Trung-Schwestern die chinesischen Besatzer aus dem Land (s. S. 142 , Kasten).
Noch in den 70er-Jahren gab es über 2000 Tiere im Land. Heute sind es Schätzungen zufolge weniger als hundert. Einst lebten sie vornehmlich in den bergigen Regionen an der Grenze zu Kambodscha im Süden und Laos im Nordosten. Da jedoch ihr Lebensraum immer weiter zerstört wird und sich seit Mitte der 70er-Jahre auch Wilderer vermehrt Geld durch den Abschuss der Tiere hinzu verdienen, nimmt der Bestand weiter ab.
Besucher können die starken Dickhäuter in der Provinz Dak Lak im zentralen Hochland besuchen. Hier gibt es noch etwa drei wilde Herden. Die meisten Tiere sind jedoch gezähmt und arbeiten als Lastenträger. Diese Tiere sind zwar abgerichtet, doch können sie ihre Kraft nicht immer zügeln. Sie sind sehr impulsiv, und man muss auf jeden Fall dem Rat der Mahouts (ihrer Führer) folgen. Wie gefährlich ein ärgerlicher Elefant werden kann, zeigt ein âArbeitsunfallâ Ende 2007: Die Presse berichtete von zwei Aufsehern, die ihren Elefanten zur Arbeit zwangen und ihn Bäume ausreiÃen lieÃen. Sie verweigerten ihm jedoch die Nahrung, selbst als ihr Schützling keine Kraft mehr hatte. Der 25 Jahre alte Riese wehrte sich, und obwohl er nur noch einen StoÃzahn hatte, wusste er diesen geschickt einzusetzen: Er spieÃte die beiden Aufseher auf und tötete sie. Dann flüchtete er in den Wald. Die Moral von der Geschichte ist leider nicht, dass der Mensch zu einer artgerechteren Haltung angehalten wird; vielmehr wurde dieser Elefant zum Abschuss freigegeben.
Das Endangered Primate Rescue Center im Cuc Phuong-Nationalpark
Mehr als 50 Jahre waren vergangen, als 1987 der Delacour-Langur im Nationalpark Cuc Phuong wiederentdeckt wurde. Er zählt heute zu den 25
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