Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Mord begehen kann, der kann auch
noch andere Dinge, wie zum Beispiel sich perfekt verstellen. Und das wussten
natürlich auch die beiden Kriminaler. Wenn das nicht so wäre, dann könnten
manche Verbrecher viel leichter überführt werden. Du bräuchtest denen bei einer
Vernehmung nur ein paar schwer verdauliche Brocken hinwerfen, und die würden
sich sofort ducken und ihre Schuld eingestehen.
»Wo waren Sie am vergangenen Mittwoch gegen 17.00 Uhr?«, fragte da ganz
spontan der Köstlbacher.
»17.00 Uhr? Das kann ich Ihnen genau sagen. Gegen 16.00 Uhr war ich in der
Sprechstunde beim Dr. Unger. Aber der war zu einem Notfall unterwegs. Darum
habe ich ziemlich lang warten müssen. Vor 18.00 Uhr habe ich jedenfalls seine
Praxis nicht verlassen. Das können die Sprechstundenhilfen bezeugen!«, sagte
die Herzog
»Ich dachte eigentlich gar nicht an Sie, Frau Herzog«, sagte der
Köstlbacher, drehte sich explizit zum Bernd Münzer hin und sah ihn fragend an.
»Ich? Wieso ich? Ich dürfte in meinem Büro gewesen sein! Bin ich jetzt
verdächtig, nur weil irgendwer meinem Schwager vor Jahren eine Pistole geklaut
hat, die nicht wieder aufgetaucht ist?«, empörte sich der Münzer. »Und
überhaupt, was hätte ich mit dem Faltenhuber zu schaffen?«
Dem Köstlbacher redete der Münzer in diesem Moment auf seine Frage nach
einem Alibi etwas zu viel. Aber auch das musste schließlich nichts sagen. Wen
macht das nicht nervös, sich plötzlich in einen Mordfall verwickelt zu
sehen?
»In Ihrem Büro waren Sie nicht!«, stellte der Köstlbacher sachlich fest.
»Woher wollen Sie das jetzt so schnell wissen?«, fragte der Münzer zurück
und schien nun doch etwas nervös zu sein.
»Wir wollten gegen 17.00 Uhr bei Ihnen im Büro vorbeischauen. Ihre
Sekretärin meinte, Sie seien unterwegs. Wir hatten einige neue Fragen an
Sie wegen ihrer Tochter Doris. Die Fragen stehen übrigens noch immer an! Nur
hatten wir wegen des Mordfalles am Stadtrat Faltenhuber inzwischen noch keine
passende Gelegenheit, bei Ihnen vorstellig zu werden«, sagte der
Köstlbacher.
Du konntest es dem Münzer jetzt richtig ansehen, wie der hin- und
herüberlegt hat. Aber so richtig entscheiden, wie er sich aus der misslichen
Lage befreien sollte, konnte er sich nicht. Dass die Gabelsberger den Kommissar
abgewimmelt hat, weil er gerade dabei war sie zu ficken, das konnte er dem
Köstlbacher ja wohl am allerwenigsten sagen. Und noch weniger konnte
er ihm sagen, warum er das tat. Der Köstlbacher und der Liebknecht waren
zwar von der Mordkommission, aber Kripo ist Kripo. Und da wirst du schnell
einmal zu einer anderen Abteilung weitergeleitet, wenn die eine mit dir
fertig ist.
»Wenn meine Sekretärin gesagt hat, dass ich unterwegs sei, dann wird das
wohl so gewesen sein. Aber das lässt sich doch leicht nachprüfen! Soll ich Sie
mit Frau Gabelsberger verbinden?«, fragte der Münzer frech und zückte sein
Handy.
Aber weder der Köstlbacher noch der Liebknecht hielt es für nötig, das
Angebot vom Münzer anzunehmen und mit dessen Sekretärin gleich von hier aus zu
telefonieren. Weil so eine Sekretärin, wenn die loyal, dann ihre Aussage auch
kaum verwertbar. Da ist ein Terminkalender zuverlässiger. Und in den wirft man
am besten unangemeldet einen Blick!
Weil der Köstlbacher das hingehaltene Handy kommentarlos ablehnte,
schob’s der Münzer zurück in sein Jackett.
»Werde ich noch gebraucht?«, fragte er. »Ich hätte nämlich noch einen
dringenden Termin in Cham.«
»Nein! Fahren Sie nur! Wegen Ihrer Tochter, da telefonieren wir uns
noch zusammen. Ich hätte, wie schon gesagt, gerne mit Ihnen und nach
Möglichkeit auch mit Ihrer Frau noch einmal über die Doris gesprochen«, sagte
der Köstlbacher.
»Bei Ihnen im Präsidium?«, fragte der Münzer.
»Wie Sie wollen! Ich komme mit Herrn Liebknecht aber auch jederzeit bei
Ihnen zu Hause in der Reichsstraße vorbei!«, erwiderte der Köstlbacher.
»Ist mir beides recht! Ich richte mich da ganz nach Ihnen!«, sagte der
Münzer und verabschiedete sich. Seine Schwester begleitet ihn noch zur
Wohnungstüre.
»Unterhalte du dich mit der Herzog noch ein wenig über die Doris. Ich
verspreche mir zwar nichts davon, aber man weiß ja nie. Ich mache schnell einen
Überraschungsbesuch bei der Gabelsberger, solange der Münzer unterwegs ist. Mal
sehen, ob ich einen Blick in seinen Terminkalender erhasche!«, sagte
der Köstlbacher, zwinkerte mit seinem rechten Auge dem Liebknecht zu und
verließ ebenfalls, an der
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