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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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diese Dinge.«
    »Einen Draht zum lieben Gott«, bemerkte Punt spöttisch; die Bemerkung ließ Schlunke zusammenzucken.
    Vliesenbrink sah ihn mit ernstem Gesicht an. »Wenn du es so nennen willst – bitte. Ich glaube auch nicht, dass er jemals krank gewesen ist – oder es je wird.«
    Tullama beugte sich vor, seine schwarze Stirn glänzte. »Und dieser Christoff kommt heute Abend her?«, fragte er.
    »Er kommt«, sagte Schlunke, »da bin ich sicher. Schließlich will ich mit ihm etwas unternehmen.« Eine kurze Stille entstand, in der Punt ein kleines »Ach so?« hören ließ. Claras brach das Schweigen mit sanfter, heller Stimme – die reine Erholung gegenüber dem bullerigen Organ des Karnesen.
    »Ich bin einmal mit ihm geflogen, und es war genau, ganz genau so, wie du sagst. Wir sollten eine Gruppe von Forschern abholen, denen im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen zu heiß geworden war. Der Planet war in eine Phase vulkanischer Aktivität getreten, und sie hatten nur Flugzeuge und kein Raumfahrzeug. Wie das so ist, ihr Mutterschiff hätte es nicht geschafft, und wir sollten sie rasch holen. Die armen Jungs – Blödsinn, es war eine reine Frauenexpedition –, also die armen Mädchen flogen praktisch nur noch mit ihren Gleitern und Schwebern umher. Überall mussten sie schnell wieder fort. Spalten taten sich auf, Erdbeben zerschüttelten alles, Lavaströme quollen hervor. Und wir hatten ein Problem: Irgendwo mussten wir unsere Kiste schließlich hinstellen. Ein Raumschiff ist kein Schweber, der mal eben zur Seite hüpft.«
    »Du redet mit Raumkapitänen, musst du wissen«, sagte Schlunke ruhig und giftig, »nicht mit Bürotippsen aus der Zentralverwaltung.«
    Claras schluckte hastig einen Großteil seines buntschillernden Mixgetränks hinunter und erzählte weiter, während Vliesenbrink ein mächtiges, üppig belegtes Brot verschlang. Karnesen nutzen jede Möglichkeit für einen Imbiss. »Wir wussten also nicht, wo auf diesem verflixten Planeten wir unseren Kahn für einige Stunden sicher hinstellen konnten. Alles war in Bewegung. Einer der Kontinente hatte zu versinken angefangen, unsere Computer waren total überfordert. Es war kein relativer Ruhepunkt zu errechnen.«
    »Da hätten die Mädels doch in der Luft abwarten können«, warf Tullama ein.
    »Treibstoff«, sagte Claras mit einer affektierten Handbewegung und fuhr fort: »Es schien alles zu spät zu sein. Jede erneute Flucht in die Luft reduzierte die knappen Vorräte. Von Luft konnte man strenggenommen nicht mehr reden – eine Brühe aus Rauch und fliegenden Felsbrocken. Wir hatten freilich unseren Christoff an Bord. Der sah sich zwei Umkreisungen lang das Chaos an, achtete nicht auf die jede Sekunde geänderten Prognosen der Bordrechner und tippte lässig an einen Punkt auf dem Tüftelglobus. Der war längst kein planetologisches Modell mehr, sondern funkelte wie eine Weihnachtskugel. Dort, an dem von Christoff vorgegebenen Punkt, landeten wir. Dort blieb es sechseinhalb Stunden ruhig, und nach fünf Stunden waren wir weg.
    »Eine Ruhephase in der Tektonik«, sagte Tullama fragend. Claras lächelte ihn mit geschminkten Lippen strahlend an. »Später stellten wir fest, dass unser Landeplatz zu diesem Zeitpunkt der einzige stille Fleck auf dem ganzen verdammten Planeten gewesen war. Und dreißig Stunden später gab es überhaupt keine Planetenoberfläche mehr. Nur Lava, Schlamm und treibende Felsen. Die Frauen waren begeistert von dem Gedanken, wir hätten noch ein wenig länger gewartet ...«
    »Die Computer konnten keinen Ruhepunkt berechnen«, sagte Tullama nachdenklich, »und er tippte einfach auf den Tüftelglobus ...«
    »Also doch ein Draht zum lieben Gott«, wiederholte Punt, nicht mehr spöttisch. Schlunke warf ihm einen bösen Blick zu.
    »Seid mir nicht böse«, meinte Punt, »ich habe all die unwahrscheinlichen Geschichten über Christoff Masurat immer für Blödsinn gehalten. Mehr oder weniger. Diese Verschwendung glücklicher Zufälle. Bis vor drei Jahren hielt ich nichts davon. Bis er mit mir geflogen war. Bis ich wusste, dass das eine entschieden unverdauliche Sache ist, über die man besser nicht nachdenkt.«
    Gaston Vliesenbrink ließ seine riesige Faust auf den Tisch krachen und sah Punt mit komischer Verzweiflung an. »Hat dieser Mensch uns drei Jahre lang verschwiegen, dass er auch eine Christoff-Sache erlebt hat!«
    Schlunke rüttelte prüfend an der Tischplatte, sie hatte dem Schlag Vliesenbrinks

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