Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)
mich wieder zu ihm hingezogen. Oder ist es nur mein Körper, der reagiert? Mein Körper den er anzieht?
Er wollte sogar, dass ich meine Erinnerungen behalte. Aber vielleicht töte ich ihn doch, für das, was er mir nicht gesagt hat.
„Freija, wo bleibst du denn?“
Adam, was soll ich nur mit ihm machen? Gott, ich muss mich zusammenreißen. Nach vorne blicken. Ich rapple mich auf und folge seinem unwiderstehlichen Duft.
Kapitel 4
Es ist ein tiefes Erdloch (eine Höhle kann man es nicht wirklich nennen) unter einem Felsvorsprung, das wir finden und das uns Schutz bietet, vor dem Kriegslärm, herabstürzenden Wrackteilen und herumstreifenden Bestien.
Adam sitzt neben mir. Unsere Schultern berühren sich leicht. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ihn wach neben mir zu spüren. All die Tage, als er bewusstlos war, hatte ich keine solchen Empfindungen wie jetzt. Ich spüre meinen Körper, tausend mal intensiver. Wärme, ein Kribbeln, wie von tausend Elektroschocks auf meiner Haut.
Ich bin standhaft.
Nein, ich zerfalle neben ihm zu Staub. Meine Finger sind zur Faust geballt, umklammern Strohhalme in der Flut der Gefühle, die seine Nähe auslöst. Hoffnungslos.
Seine Gegenwart reißt mich mit, spült mich fort.
Hilfe!
Ich verbiete meinem Körper auf seine Gegenwart zu reagieren. Es ist zwecklos. Mein Körper gehorcht mir nicht.
Hope sitzt mir gegenüber, hat ihre Beine verknotet, streckt ihre Arme hoch und reckt sich, und dann sieht sie mich erwartungsvoll an. Sie ist es, die die Luft mit ihrer wundervollen Stimme wie mit einem Schwert durchschneidet.
Reiß dich zusammen. Atme. Atme.
Ich muss Adams Nähe vergessen.
„Du erinnerst dich wieder an früher? Habe ich recht?“ Ich nicke, lege mein Kinn auf meine Knie und verstecke mein Gesicht unter dem Vorhang meiner Haare. Eine Geste, die früher nicht zu mir gehörte. Ist sie nicht ein Anzeichen von Schwäche? Fünftes Gebot Verdammt!
„Na dann erzähl mal! Wer bist du? An was erinnerst du dich?“, fragt Hope und ihre Stimme flattert wie ein Schmetterling durch unser Schlupfloch zu mir herüber. Ich sehe durch meine Haare, wie Adam den Kopf neigt, sein Gesicht mir zuwendet. Wie gut er aussieht.
Die letzten Wochen haben mich eins gelehrt. Ich bestehe nicht aus Erinnerungen. Ich bin nicht nur soviel wie ich weiß! Ich setze mich auf und straffe meine Schultern.
„Ich bin halb Mensch halb Bestie. Ich bin ein Symbiont. Und ich bin eine junge Frau und ein Alphawolf“, sage ich ohne zu Adam zu blicken. Hope muss grinsen.
„Also manchmal habe ich echt Schiss vor dir“, kommentiert Hope meine Selbstfindungsphase.
„Willst du uns von deinen Erinnerungen erzählen? Das Leben das du hattest, vor Adams Haus am See und bevor sich Bestien auf deiner Haut bewegten und du unter Wasser atmen konntest und so weiter.“
„Du kannst unter Wasser atmen?“, raunt Adam.
„Kann ich nicht. Ich kann einfach nur lang die Luft anhalten.“
„Voll krass lang! Übernatürlich extrem lang. Ich habe sie beobachtet“, ergänzt Hope. Adam schweigt. „Was ist jetzt? Lust was zu erzählen aus der Zeit davor?“
Will ich das?
Warum eigentlich nicht.
„Zur Sektion 13 gibt es nicht viel zu sagen. Wir töteten Bestien, suchten und retteten sehende Kinder, um sie den Gesandten zu übergeben und hatten Prüfungen zu bestehen.“
„Prüfungen? Wen Gott liebt, den prüft er.“
„Ist das von dir?“
„Nein von Seneca“, sagt Hope.
„Wer soll das sein?“, frage ich.
„Lucius Annaeus Seneca. Er ist schon seit mehr als 2000 Jahren Tod. War ein Philosoph und das Kindermädchen von Kaiser Nero. Er hat auch gesagt, dass es weise sei, als Herrscher Milde walten zu lassen. Das habe ich mir gemerkt.“
„Du liest historische Bücher?“
„Alles was ich kriegen kann. Hättest du mir wohl nicht zugetraut, was? Jetzt erzähl weiter. Wen meinst du mit, wir? Hattest du Freunde in Sektion 13?“
„Gouch, Shaco, Flavius.“ Ich denke nach. „Und Trish?“ Ich erinnere mich, wie sie mich ans Ende der Liste gesetzt hatte. „Sie vielleicht auch. Asha und Jesse, sind mehr als Freunde.“
„Als du wieder zu dir gekommen bist, hast du von dieser Asha erzählt. Was ist mit ihr? Wer ist sie?“
„Sie ist etwas ganz Besonderes. Sie ist wie eine Schwester für mich. In der Nacht, in der mich Adam gekidnappt hat, ist sie geflüchtet. Wegen ihr, vor allem wegen ihr, muss ich zurück!“
„Ich habe dich nicht gekidnappt.“
„Natürlich hast du das“, flüstere
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