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Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)

Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition)

Titel: Violet - Verletzt & Versprochen & Erinnert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Lang
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ich.
    „Und du hast ihm dafür die Kehle aufgeschlitzt. Ich denke ihr seid quitt“, grinst Hope. „Und was ist mit diesem Jesse? War er wie ein Bruder für dich?“
    „Nein. Wir waren ein Paar.“
    „Ach was. Ein Liebespaar? Krass. Wie spannend. Erzähl. Wie sieht er aus?“
    „Er ist der umwerfendste Typ, den ich je gesehen habe“, lüge ich.
    Hope zieht eine Augenbraue hoch. Ich spüre, dass sie mich durchschaut. Ich muss überlegen, was ich als nächstes sage. „Er hat mich beschützt, war immer für mich da. Wir waren die Kämpfer im Team.“ Ich spüre die Anspannung neben mir. Adams Anspannung. Ich spüre mit jeder Faser meines Körpers, dass ihn meine Erinnerungen quälen. Aber ich werde es nicht zugeben, dass Jesse und ich kein wirkliches Liebespaar waren. Nur weil Jesse und ich uns nie getraut hatten, eine Beziehung einzugehen. Nur weil ich es nie zugelassen habe?
    „Erzähl von früher!“, fordert Hope mich auf.
    „Was glaubst du, was ich gerade tue?“
    „Ich meine die Zeit vor Team Sektion 13. An was kannst du dich erinnern?“ Ich schicke meinen Geist in die entferntesten Winkel meiner Erinnerungen auf Reisen. Hopes Augen sind groß, erwartungsvoll. Adams Atem geht unstet und er reibt sich nervös seine Stirn. Schluckt.
    „Eine Bestie hat mich angegriffen. In irgendeiner Schule, auf irgendeiner Mädchentoilette“, presse ich die Worte wie verlorengegangene Puzzleteile über meine Lippen. „Zwei Typen haben mich gerettet. Dann wurde ich zur Nahkämpferin ausgebildet!“
    „Hattest du nie Heimweh, deine Familie vermisst?“ Familie? Ich schließe meine Augen, versuche mich zu erinnern. Spüre keine Blockaden in mir, keine Wände die mich vor meiner Vergangenheit abschotten. Aber da ist nicht viel, an das ich mich erinnern kann.
    Bilder einer Landschaft steigen vor meinem inneren Auge auf. Wiesen, ein paar Hügel. Auf alle Fälle viel Grün. Das Gesicht eines alten Mannes mit faszinierenden Augen. Wände aus Stahl und Glas, die mich aber nicht einengen. Eine Halle. Eine riesige Halle oder so etwas.
    „Und?“, fasst Hope nach. Ich bemerke, wie ich rastlos an meiner Unterlippe zu nagen begonnen habe.
    „Eine Landschaft wie die von Sektion 0. Ich glaube ich war schon einmal hier. Ich habe Sektion 0 schon einmal gesehen. Und ein Mann, ein alter Mann. Der Glanz seiner Augen war faszinierend. Und an ein Zimmer.“ Ich denke es war eher eine Zelle. Ich schaudere. „Und eine Halle aus Stahl und Glas.“
    Adam atmet noch immer. Fragt keine Fragen. Hope hat den Mund leicht geöffnet, ist ganz still. Ich zähle stumm die Sekunden. Zwei. Drei. Vier.
    „Mehr ist da nicht“, sage ich während sich das alte vertraute Gefühl der Leere in mir ausbreitet. Ich hebe meinen Kopf und schaue zu Hope. Eine kleine sorgenvolle Falte entsteht über ihrer Nasenwurzel.
    „Wahrscheinlich erinnerst du dich doch nicht an alles. Noch nicht“, meint sie leise.
    Ich spüre, dass sie recht hat. Es gibt tatsächlich mehr, aber es will nicht an die Oberfläche. Noch nicht. Warum nicht?
    Die Erkenntnis lässt mich frösteln und unwillkürlich lehne ich mich an Adam. Meine Erinnerungen sind verblasst.
    Adam legt mir seinen Arm um meine Schultern.
    Seinen Arm?!
    Ein eigenartiges Kribbeln zuckt meine Wirbelsäule entlang. Mir wird schlagartig bewusst, dass er mich berührt. Ich atme tief durch, trotzdem beginnen meine Knie unkontrolliert zu zittern. Er scheint zu warten, ob ich protestieren werde. Ich versuche mich im Boden zu verwurzeln. Seine Berührung ist so behutsam, als wisse er nicht, ob ich real sei, als fürchte er sich, es könnte etwas Unerwartetes geschehen, wenn er noch näher rückt. Ich will es so sehr, dass er mich berührt. Nicht nur an meiner Schulter. Ich will, ja was will ich?
    Ich darf nicht schwach werden.
    „Nimm deinen Arm weg oder ich breche ihn in tausend Stücke!“, fauche ich ihn an, aber ich höre, wie selbst meine Stimme zittert. Er nimmt seinen Arm weg, bleibt mir nah. Nicht zu nah. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Ich gestehe mir ein, dass ich seine Nähe suche. Ich es immer noch mag, wenn wir uns nahe sind. Mehr als mag. Verdammt.
    Ich wünsche mir, dass er mich berührt, aber das werde ich nicht zugeben. Wieder läuft ein Schauer durch meine Wirbelsäule. Mein Körper verlangt dringend nach Adam, aber ich befehle ihm, sich ruhig zu verhalten, meine Puddingbeine wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    „Du brauchst einfach noch ein Trümmerteil, das dir auf den Kopf kracht“,

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