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Violette Bescherung

Violette Bescherung

Titel: Violette Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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noch einen Schluck trockenen Rotwein. Förmchen für den Buddelkasten?
    »Egal. Kriegen wir auch ohne hin.« Voll Aktionismus klatschte Ewa in die Hände. »Folgender Plan: Um das Essen kümmere ich mich. Ich backe und du holst das Zeug aus dem Keller.«
    Jule hisste eine Augenbraue. »Welches Zeug?«
    »Oder ist es auf dem Dachboden?«
    »Welches Zeug denn?«
    »Na deine Weihnachtsdeko.«
    »Ich besitze keine.« Kurzes Statement und Wein rein, auf Ex.
    Ewa lachte auf. »Verarsch mich nicht.«
    »Mache ich etwa ein erheitertes Gesicht, Fräulein?«
    »Äh …« Aus Ewas Wangen wich die Röte, als sie Jule mit offenem Mund anstarrte. »Du meinst das ernst? Keine Kugeln?«
    »Nein.«
    »Nicht mal ein paar Engel zum Hinstellen oder …«
    »Bogacz!«
    »Kranz und Krippe, wollte ich noch sagen. Aber ich verkneife es mir, zufrieden?«
    »Besten Dank.«
    »Kacke.« Daumenkauend schrumpfte Ewa auf dem Küchentisch. Gegen diesen Schockzustand half nur eine klassische Wiederbelebungsmaßnahme. Wortlos stand Jule auf, holte eine kristallklare Flasche aus der Speisekammer und goss gluckernd ein Schnapsglas voll mit polnischem Żubrówka aka Schubrrr-Schädelspalter. »Wodka, Süße?«
    Kommentarlos fegte sich Ewa die Fuhre rein, anschließend gleich Runde zwei. Glücklicher wirkte sie dennoch nicht.
    »Schöne Scheiße«, nuschelte sie.
    »Jup.« Jule kuschelte sich neben Ewa auf den Küchentisch und ließ den Kopf auf ihre Schulter sinken. Tja. Da hatten sie wieder den Beweis: Das Leben war weder Wunschkonzert noch Krippenspiel. »Und jetzt?«
    »Wie hätte ich das wissen können, Jule? Jeder normale Mensch hat Weihnachtskram im Fundus.«
    »Oho, hört, hört. Dann präsentier mir mal deine Tanne, Fräulein.«
    »Diese Details regeln bei uns Mama und Oma.«
    »Siehst du? Also pamp mich gefälligst nicht an.«
    »Tschuldigung«, lenkte Ewa leise ein. Sie schien fieberhaft zu überlegen. »Aber wie um alles in der Welt sollen wir ein Weihnachtsfest aus dem Boden stampfen, wenn alles fehlt?«
    Das, exakt das, war die Kernfrage des Abends. Stille Nacht? Heilige Scheißnacht. Jule schluckte die bissigen Bemerkungen, die ihr auf der Zunge lagen, und kaute auf ihrer Unterlippe. Schluss, aus, vorbei? Konnten sie endlich ein Häkchen hinter diese hirnrissige Challenge setzen und am Sorry-Satz für Paulina feilen? Süßigkeiten hatten sie schließlich genug, um ein heulendes Kind zu besänftigen. Obendrein hatten sie ein Schloss mit Pferd. Und einen Wasserball mit Hello Kitty und einen Malkasten inklusive Deckweiß. Welches Kind wäre darüber nicht happy?
    Paulina schob sich ins Bild, wie sie Jule im Freudentaumel um den Hals fiel. Innige Knuddelei, die Jule erwiderte, erfasst von einem warmen Rausch der Emotionen. Da folterte sie Paulina mit einem bohrenden Blick. Über ihre Sommersprossen kullerte eine dicke Träne, die der Auftakt war für herzzermürbendes Geschluchze und bitterböse Vorwürfe und – Cut. Dieses unberechenbare Kopfkino zog Jule runter. Kinder blieben ihr suspekt. Also weiter mit Mission Weihnachten?
    »Okay.« Ein Ruck ging durch Ewa. »Planänderung.«
    »Ostern? Soll ich pusten? Eier hätten wir.«
    »Ich ruf Tomasz an.«
    »Untersteh dich!«, entfuhr es Jule. Bei diesem Namen klingelten zu viele Alarmglocken in ihrem Kopf. Kiffender Musiker mit Heavy-Metal-Band und einem rostigen 2er-Golf, in dem es schlimmer muffte als in einer Raucherkneipe mit Kerzenbeleuchtung, Sorte Vanille. Tomasz … Die Quelle für dubioses Grünzeug aus Ewas Vergangenheit. »Wenn du Gras kaufst, fliegst du raus.«
    »Ich frage ihn nur nach Heu und Stroh, versprochen.«
    »Aha. Dealt der etwa auch mit Rauschgoldengeln?«
    »Er wohnt noch bei seiner Mutter.«
    »Oh.« Dieses Detail änderte natürlich so einiges, zugegeben. »Gut. Dann los.«
    Trotzdem lauschte Jule dem folgenden Telefonat mit argwöhnischen Ohren, wobei sie kaum etwas mitbekam. Außer ›Hej‹ verstand sie kein Wort von Ewas engagiertem Gebrabbel auf Polnisch. Doch der alte Kifferkumpel entpuppte sich als Blitzmerker. Das Gespräch dauerte gerade mal so lange, wie Jule brauchte, um sich das Weinglas wieder vollzugießen.
    »Baumschmuck Fehlanzeige«, erstattete Ewa Bericht. »Aber sie haben eine Krippe.«
    Ihr Kinderlein kommet, zur Krippe her kommet, so kommet doch all.
    »Bedeutet das Aufbruch?« Jule hopste von der Tischkante.
    Ewa schüttelte den Kopf. »Bleib. Das schaff ich alleine. Dauert auch nicht lange. Die wohnen ja nur ein paar Straßen weiter.«
    »Und was

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