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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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tauchte für Sekunden eine Sonne auf. Ein Dutzend solcher Lichtkreise befanden sich in der Nationengruppe mit Namen Meridian, aber die fernsten Länder waren hinter den näher gelegenen verborgen.
    Die perlmuttfarbene Himmelszone neben Mavery war Slipstream - und war einst Aerie gewesen. Die Falkenformation mit ihren vielen Sonnen wurde vom Rumpf der Krähe verdeckt. Chaison war mehrmals um den Rumpf herumgeklettert und hatte sie sich angesehen.
    »Die Männer wollen dorthin«, sagte Travis und deutete mit einem Nicken auf das Schlachtgefunkel. »Sie wissen, dass wir ein anderes Ziel haben, aber es gefällt ihnen nicht.«
    Chaison seufzte. »Mir auch nicht. In der Flotte wird man meinen Namen verfluchen, weil ich nicht dabei bin. Inzwischen hat man uns wahrscheinlich alle als Verräter gebrandmarkt. Wenn wir nicht die Galionsfigur vom Flaggschiff der Falken zurückbringen, lässt mich der Pilot in aller Öffentlichkeit auspeitschen. Und das ist noch das Mindeste.«
    Er vergewisserte sich, dass er einen festen Stand hatte, dann richtete er sich auf und lehnte sich gegen den Fahrtwind. »Dort müssen wir hin!«, rief er und zeigte auf den riesigen Lichtkreis der Falkenformation.
»Und es ist durchaus möglich, dass wir Slipstream niemals wiedersehen. Also genießen sie die Aussicht, solange Sie noch können, Travis!«
    »Kommen Sie herein, Sir!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nicht bereit. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    Travis zog sich mit besorgter Miene zurück.
    Chaison Fanning stand allein auf dem Rumpf seines Schiffes und fühlte sich einsam. Zum ersten Mal seit vielen Monaten war Venera nicht bei ihm, und die Sehnsucht nach ihr ging viel tiefer, als er erwartet hätte. Sie trieb ihn zum Wahnsinn und setzte ihren Willen gnadenlos durch; aber sie brachte ihn ebenso oft zum Lachen, wie er sich über sie ärgerte.
    Sie hatten sich nicht voneinander verabschiedet; doch als er sie zum letzten Mal sah, hatte sie sich suchend nach ihm umgeblickt und ihn im Hangartor entdeckt. Ihre Augen waren groß geworden, und dann hatte sie sich wieder abgewendet.
    Er lächelte, als ihm der Wind die salzigen Tropfen aus den Augen riss und in den Kondenswirbel der Krähe schleuderte.
     
    Candesce verblasste bereits wieder wie ein Stück Glut, als sich die vier Reisenden in die Sättel schwangen und Hayden den Brenner des Turbojets zündete. Hinten wurde zu unten, und sie schossen von Leaf’s Choirs fadendünnen Bäumen weg und scheinbar geradewegs auf die Sonne zu. Hayden drehte sich um, warf einen letzten Blick auf die Sammlerhütte und lächelte. Dann rückte er sich die Schutzbrille auf der Nase zurecht und drehte das Gas auf.

    Er hatte festgestellt, dass sie keinen Kondensstreifen hinter sich herzogen. Wahrscheinlich war so nahe an der Ersten Sonne die Hitze zu stark dafür; wie auch immer, so waren sie für die gehellesischen Kreuzer, die hier immer noch patrouillierten, weniger leicht zu entdecken.
    … Jedenfalls konnte er sich das während der ersten zehn Minuten des Fluges einreden; dann sah er, wie ihm Carrier von der anderen Seite des Bikes her zuwinkte.
    Hayden drehte den Kopf, schaute um den Metallzylinder herum und sah zunächst nur den normalen Strom von Totenschiffen und Abfallsammlern, die sich vorsichtig der Sonne näherten. Erst etwas später entdeckte er, was Carrier gemeint hatte: Acht Lichtfünkchen stiegen über dem schwarzen Sargassum-Gestrüpp auf. Sie hatten die gleiche Farbe wie die Sonne und waren vor dem Hintergrund der violetten Abenddämmerung gut zu erkennen.
    Carrier beugte sich an Venera vorbei und rief: »Größer als Bikes!« Hayden nickte. Aber auch kleiner als Handelsschiffe. Sie sahen aus wie Katamarane - zwei Triebwerke, bemannt mit einem Piloten und einem Bordschützen. Sie waren sicherlich schnell, und wenn sie nahe genug herankamen, konnten sie das Bike und seine Fahrgäste innerhalb von Sekunden aus dem Himmel pusten.
    Hayden bewegte leicht den Gasgriff, um zu sehen, wie die Maschine reagierte. Dann beugte er sich so dicht wie möglich über das heiße Metall und schaltete den Nachbrenner zu. Rechts und links von ihm pressten die Frauen die Nasen an den Rumpf. Der Fahrtwind
donnerte vorbei, und Candesce schien merklich heller zu werden.
    Zumindest für wenige Minuten; dann wurde die Erste Sonne allmählich matter.
    Es ging nicht auf einmal. Als Hayden über den Lenker spähte, konnte er vor sich im Licht erstmals Strukturen erkennen. Candesce, so ging ihm plötzlich auf, war nicht

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